radic
Der ehemalige Auden-Vorstand Christofer Radic

Lange ist die Auden AG noch nicht am Markt, dennoch hat der börsennotierte Wagniskapitalgeber bereits bekannte Startups im Portfolio. Dazu gehören das Berliner Fintech-Unternehmen Optiopay und die Fan-Plattform Fanmiles, in welche auch Fußballprofi Philipp Lahm investiert ist. Vor vier Monaten sprachen die beiden Auden-Macher Christofer Radic und Christian Frenko in einem Gründerszene-Interview über die ambitionierten Pläne. Ihre Ziele: Bis Ende des Jahres 2017 eine Marktkapitalisierung von 100 Millionen Euro zu erreichen und in weitere, vielversprechende Startups zu investieren.

Doch jetzt – nur knapp anderthalb Jahre nach dem offiziellen Start als Beteiligungsgesellschaft – scheint das Geschäft der AG einzubrechen. Seit Wochen ist der Auden-Jahresabschluss für 2016 überfällig, auf Nachfrage vertröstete Radic Gründerszene zuletzt mehrfach: Er rechne jeden Tag mit dem Testat von KPMG.

Wie nun bekannt wurde, hat Radic sein Amt als Alleinvorstand niedergelegt. Stattdessen ist Martin Franz als neuer Kopf des Unternehmens eingesetzt worden. In einer Mitteilung der AG heißt es, er bringe „umfangreiche Erfahrung in der erfolgreichen Restrukturierung von Unternehmen in unterschiedlichen Branchen“ mit. Radic stünde dem neuen Vorstand bis zur finalen Übergabe beratend und unterstützend zur Seite, schreibt Auden. Bisher waren weder Radic noch Franz zu den Hintergründen des Wechsels erreichbar.

Update, 2. August, 15 Uhr: Wie die Auden AG in einer Ad-Hoc-Mitteilung am Mittwoch bekannt gab, hat der Aufsichtsrat nun den gerade erst bestellten Alleinvorstand Martin Franz mit sofortiger Wirkung abberufen. Stattdessen wurde Reyke Schult zum Vorstand der Gesellschaft bestellt. Weiter heißt es, im Anschluss daran hätten alle Aufsichtsratsmitglieder ihre Ämter niedergelegt. Für Hintergründe waren sie bisher für Gründerszene nicht erreichbar.

Dieser Artikel erschien zuerst am 27. Juli um 17:11 Uhr.

Fest steht: Der Aktienkurs der Auden AG ist in den letzten Tagen massiv eingebrochen – von knapp 1,20 Euro auf unter 50 Cent. Die Marktkapitalisierung liegt damit nun bei etwa 4,1 Millionen Euro – meilenweit entfernt von dem 100-Millionen-Ziel.

Bereits in den Wochen vor dem Abgang Radics hatte die Auden AG an der Börse massiv an Wert verloren. Es hieß von Insidern gegenüber Gründerszene, dass Auden nicht alle zugesagten Zahlungen an Portfoliounternehmen geleistet habe. So schulde der VC der Beteiligung Optiopay Geld.

Schuldet Auden seinen Beteiligungen Geld?

Auf Nachfrage erklärte der Auden-CEO Christofer Radic dazu vor sechs Wochen in einem Gespräch nur, man sei „völlig im Alignment“ mit den Gründern. Von Optiopay heißt es jetzt auf die Frage nach den verzögerten Zahlungen: „Wir prüfen derzeit Maßnahmen im Hinblick auf die aktuelle Situation der Auden AG, die den Interessen von Optiopay gerecht werden.“

Oliver Oster, Gründer von Optiopay, erklärt weiter, von dem Abgang Radics habe man bei Optiopay aus der Presse erfahren, zu dem neuen Vorstand habe man noch keinen Kontakt gehabt. Sein Unternehmen sei aber gut aufgestellt: Aktuell bestehe kein Bedarf für eine neue Finanzierung. „Wie bekannt ist, ist zuletzt die NN Group bei uns eingestiegen und zudem entwickelt sich das operative Geschäft positiver als erwartet“, so Oster.

Auch ein anderer Gründer aus dem Auden-Portfolio, der nicht genannt werden möchte, sagt, er habe von dem Personalwechsel aus den Medien erfahren – und sei gespannt, wer zur nächsten Gesellschafterversammlung erscheine.

Die Probleme bei Auden haben sich bereits seit Längerem abgezeichnet. Gegenüber Gründerszene hatte Auden-Chef Radic erklärt, es sei aufgrund des gesunkenen Aktienkurses nicht leicht, neue Kapitalerhöhungen durchzuführen. Daher sei die Liquidität, mit der man haushalten könne, begrenzt.

Zu dem Engpass dürfte folgender Punkt geführt haben: Ende Dezember verkündete Auden den erfolgreichen Abschluss einer Kapitalerhöhung über 15,6 Millionen Euro. Wie allerdings in einer aktuellen Mitteilung der AG steht, sind potenzielle Abnehmer der neu ausgegeben Aktien im ersten Halbjahr wegen des Kursverfalls abgesprungen. Das bedeutet, die Erhöhung war entgegen den Angaben von Auden im Winter noch gar nicht abgeschlossen.

Der Geldmangel scheint nun Konsequenzen zu haben: Zunächst hatte Auden seine Anteile an dem Münchner Hardware-Unternehmen Vialight veräußert. Laut Radic, um das Portfolio auf digitale Themen zu fokussieren – sicherlich aber auch, um an liquide Mittel zu kommen. So gehört auch seit Kurzem die Bewertungsplattform Proven Expert nicht mehr zu den Auden-Beteiligungen. Ob der VC in der aktuellen Lage einen guten Preis für seine Anteile erzielen konnte, dürfte fraglich sein.

Bild: Auden AG