Das Auto1-Team: Chris Muhr, Christian Bertermann und Hakan Koç

Das Konzept ist simpel: Die Auto1 Group bewertet und kauft Gebrauchtwagen und verkauft sie zu einem höheren Preis weiter an Autohändler. Das Resultat: Beeindruckend. Denn mit diesem Geschäftsmodell hat sich das Berliner Startup innerhalb von drei Jahren zu einem bereits mit einer Milliarde US-Dollar bewerteten Unternehmen gemausert. Doch das reicht offenbar nicht: Eine Finanzierungsrunde in einer Höhe von 500 Millionen US-Dollar soll nun folgen.

Die Runde werde gerade strukturiert und zu einem großen Teil aus Fremdkapital bestehen, erzählte Mitgründer Hakan Koç gegenüber Gründerszene – sicherlich auch um die Deals besser zwischenfinanzieren zu können. Mit dem weiteren Kapital will das Berliner Unternehmen seine internationale Expansion vorantreiben, der Fokus liegt dabei auf dem US-amerikanischen Markt. Schon jetzt ist Auto1 in 20 Märkten vertreten. Allein in Deutschland betreut das Unternehmen 13 Logistikzentren, in den vier Berliner Büros sitzen 400 Mitarbeiter.

Angefangen hat alles im Jahr 2012. Kurz vorher lernten sich Koç und Mitgründer Christian Bertermann kennen, als sie zufällig im selben Bürogebäude saßen. Damals war Koç CPO bei Home24 und Bertermann VP of Product International bei Groupon. Koç war vorher Project Lead Mobile bei Zalando und Entrepreneur in Residence bei Rocket Internet. Bertermann hatte einige Zeit vorher bei dem Versuch, die Autos seiner Großmutter zu verkaufen, frustrierende Erfahrungen gemacht – die Idee für einen Online-Marktplatz war geboren, wie Bloomberg schreibt. Das US-amerikanische Medienunternehmen berichtete zuerst über die Pläne von Auto1. Im Mai 2014 kam noch Christopher Muhr als COO und Mitgründer dazu. Muhr gründete CityDeal mit und war vor Auto1 Mitglied der Groupon-Management-Riege.

Anfang dieses Jahres bekam das Unternehmen bereits mehr als 100 Millionen US-Dollar von Investoren – und wurde nach dieser Finanzierungsrunde laut Bloomberg mit einer Milliarde US-Dollar bewertet. Auch Auto1 selbst bezeichnet sich als „Einhorn“, also als Milliarden-Unternehmen. Insgesamt hat das drei Jahre alte Unternehmen nach eigenen Angaben 200 Millionen Dollar an Kapital eingesammelt, die größte Summe komme von Facebook-Investor DST Global. Auch DN Capital, Piton Capital, Mutschler Ventures und Cherry Ventures haben sich in der Vergangenheit an Auto1 beteiligt.

Auto1 finanziert sich durch eine Handelsmarge, sagt Koç. Die jährliche Run-Rate, also das hochgerechnete Jahresergebnis, des Unternehmens liege bei 850 Millionen US-Dollar. Der monatliche Umsatz habe sich seit der vergangenen Bewertung auf 70 Millionen Dollar verdreifacht, erzählen die Gründer gegenüber Bloomberg.

Online-Plattformen, die sich mit Autoverkauf befassen, gibt es viele. Was macht Auto1 anders? Gegenüber Bloomberg sagte Koç: Die Firma nutze ihr eigenes Kapital um Autos zu kaufen und lagert sie bis sie an Händler weiterverkauft werden. Damit verkürze sich der durchschnittliche Verkaufsprozess von etwa 90 auf 10 Tage.

Auto1 ist in den 20 Märkten durch viele Tochtergesellschaften vertreten. In Deutschland ist das zum Beispiel Wirkaufendeinauto.de und Auto1.com. Und jede Tochtergesellschaft ist im jeweiligen Land mit eigenen Geschäftsführern aktiv, für das in Deutschland vertretene Auto1.com sind das Alexander Grabolle und Robert Lasek. Das US-Geschäft haben die beiden 31-Jährigen im Januar dieses Jahres gestartet, die Firma änderte laut Handelsregister im Juli ihren Namen von PKW1.net zu Auto1.com. Deutschland ist der größte Markt des Startups, zitiert Bloomberg die Gründer.

Nicht nur auf Kapitalsuche ist das Berliner Einhorn. Auch ein neues Büro in Berlin soll her, damit endlich alle unter einem Dach sitzen.

Bild: Auto1