bmw_autonomDas Bündnis von BMW, Intel und Mobileye für die Entwicklung des autonomen Fahrens konnte mit FiatChrysler einen weiteren Autobauer als Partner gewinnen. Der italo-amerikanische Konzern werde sich an der Kooperation beteiligen, teilten die Unternehmen mit. Es ist das erste Mal, dass zwei klassische Autohersteller bei der Automatisierung ihrer Fahrzeuge zusammenarbeiten.

Bereits seit über einem Jahr tüfteln die Entwickler von BMW, dem amerikanischen Chiphersteller Intel und dem israelischen Sensorspezialisten Mobileye an Autos, die sich ab 2021 weitgehend ohne Eingriffe des Fahrers durch den Verkehr bewegen sollen. Zwar waren zwischenzeitlich schon die Zulieferer Delphi und Continental dem Bündnis beigetreten, doch mit FiatChrysler beteiligt sich nun erstmals einer der großen Massenhersteller. Neben der Expertise der Ingenieure von FiatChrysler wollen die anderen Partner vor allem von der Erfahrung auf dem amerikanischen Markt und der Produktion von großen Stückzahlen profitieren.

Mit der Vergrößerung des Bündnisses setzt sich eine Entwicklung fort, die bereits in den vergangenen Monaten zu beobachten war: Während anfangs zahlreiche Autobauer und Zulieferer sowie neue Wettbewerber wie Google und Uber jeweils eigene Entwicklungsprojekte für das autonome Fahren gestartet haben, schließen sich nun immer mehr Unternehmen zusammen. „Der Markt wird sich massiv konsolidieren“, sagt ein BMW-Sprecher. Dieser Trend werde weiter anhalten.

Autonomes Fahren: Autobauer setzen auf Kooperationen

 Tatsächlich haben inzwischen fast alle Hersteller andere Unternehmen mit ins Boot geholt, um die enormen Investitionen in die Automatisierung aufzuteilen. „Um die Technologie des autonomen Fahrens voranzubringen, sind Partnerschaften zwischen Autobauern, Technologieanbietern und Zulieferern unerlässlich“, sagte Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne. In Deutschland ist neben der BMW-Kooperation vor allem das Bündnis von Daimler mit dem Zulieferer Bosch bekannt. Doch auch international finden sich immer mehr Partner zusammen: Der Mobilitätsdienst Uber testet seine Technik fürs selbstfahrende Auto beispielsweise gemeinsam mit Volvo.

Die Zusammenarbeit mit BMW, Intel und Mobileye ist nicht exklusiv, die Beteiligten können jeweils auch andere Bündnisse eingehen. FiatChrysler kooperiert beispielsweise auch mit dem Google-Ableger Waymo, der am selbstfahrenden Auto arbeitet. In der amerikanischen Stadt Phoenix sind bereits rund 100 Chrysler-Fahrzeuge, die mit der Google-Technik für das autonome Fahren ausgestattet wurden, im Testbetrieb. Allerdings sitzt immer noch ein Fahrer für den Notfall hinter dem Steuer. Seit wenigen Wochen können zudem erste Freiwillige kostenlose Fahrten in den autonomen Autos von Waymo unternehmen.

Auch das BMW-Bündnis will bis zum Ende dieses Jahres 40 selbstfahrende Autos auf den Straßen von München und Umgebung testen. Serienreif soll die Technik 2021 sein, dann will BMW den iNext auf den Markt bringen, der in bestimmten Gegenden ohne Eingriff des Fahrers auskommen soll. Auch Daimler und Bosch haben als Zielgröße für ihre ersten gemeinsamen fahrerlosen Taxis den Beginn des kommenden Jahrzehnts ausgegeben.

Autonomes Fahren wird kein Alleinstellungsmerkmal

Es handelt sich bei fast allen Kooperationen um relativ lose Zusammenschlüsse. Auch bei BMW sei derzeit kein gemeinsames Unternehmen geplant, um die Aktivitäten zum autonomen Fahren zu bündeln. Stattdessen wird die Zusammenarbeit in einem Kooperationsvertrag geregelt. Zu den Inhalten schweigen die Partner. So bleibt unklar, wie viel jedes teilnehmende Unternehmen in die Entwicklung investiert und wem am Ende zu welchem Teil die Rechte an der Technologie gehören.

Klar ist jedoch, dass sich die Fahrzeuge der Kooperationspartner am Ende nicht über die Technik für das autonome Fahren voneinander unterscheiden sollen. Die Hardware werde in einem BMW die Gleiche wie in einem Fiat sein, sagte ein BMW-Sprecher. Auch die Software werde fast identisch sein. Beim Münchner Autobauer geht man davon aus, dass die gesetzlichen Regeln zu einem gemeinsamen Standard führen werden, den alle selbstfahrenden Autos erfüllen müssen.

Schließlich müssen alle Systeme egal von welchem Bündnis sie entwickelt wurden, einen gewissen Sicherheitsstandard erfüllen, sodass keine anderen Verkehrsteilnehmer gefährdet werden. Stattdessen will man sich bei BMW über andere Merkmale der selbstfahrenden Autos vom Wettbewerb abheben.

Mit FiatChrysler soll das Bündnis rund um BMW noch nicht komplett sein. Man befinde sich weiter in vielversprechenden Gesprächen mit möglichen Kooperationspartnern, sagte ein Sprecher der Münchener. Auch weitere Autohersteller seien unter den Gesprächspartnern. Wann die Verhandlungen abgeschlossen werden könnten, sei aber noch nicht absehbar.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de.

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