auxmoney,management,düsseldorf,2017-02-22
Das Management von Auxmoney: Arie Wilder, Raffael Johnen und Philipp Kriependorf (von links)

Seit nun mehr als zehn Jahren können Kunden über das Portal des Fintech-Unternehmens Auxmoney aus Düsseldorf Geld von privaten Anlegern leihen. Bei diesem sogenannten Peer-to-Peer-Lending erhalten die Nutzer einen Kredit beispielsweise für einen Urlaub, Umzug oder eine Gründung.

Die traditionellen Banken verweigern dieser Kundengruppe meistens den Kredit. Nicht so Kreditplattformen wie Auxmoney. Für ein Darlehen müssen die Kreditnehmer im Schnitt zehn Prozent Zinsen pro Jahr zahlen, heißt es vom Unternehmen. Fünf Prozent des jährlich verliehenen Geldes könne am Ende nicht zurückgezahlt werden.

Anfang des Jahres sorgte Auxmoney für Aufsehen: Der Kreditmarktplatz bekam von dem niederländischen Versicherer Aegon den Zuspruch für 1,5 Milliarden Euro. Geld, welches den Kreditnehmern zur Verfügung gestellt wird. Es kommt also nicht von privaten Anlegern, sondern von einem institutionellen Geldgeber. In den kommenden drei Jahren kann Auxmoney, das von Kreditnehmern eine Gebühr in einer Höhe von drei Prozent fordert, diese Summe als Darlehen vergeben.

Im Interview blickt Mitgründer und Geschäftsführer Raffael Johnen zurück, erzählt was sich in den Jahren seit der Gründung getan hat und ob sich Auxmoney nun – mit dem großen Investment von Aegon – vom klassischen Peer-to-Peer-Lending abwenden wird. 

Raffael, Auxmoney ist nun zehn Jahre alt. Wie sehr hat sich Euer Geschäftsmodell in den vergangenen Jahren geändert?

Wir haben losgelegt mit einem Modell, das Ebay ähnelte: Menschen konnten ihre Kreditgesuche auf unserem Marktplatz einstellen und die Anleger konnten diese Kreditgesuche prüfen und finanzieren – oder eben nicht. Heute prüfen wir die Kreditnehmer umfassend, bevor wir sie auf dem Marktplatz zulassen und teilen sie in Bonitätsklassen ein. Wir bringen Kreditnehmer und Anleger zusammen, kümmern uns um die Kreditauszahlung und organisieren die Rückzahlung der monatlichen Raten. Wir haben losgelegt mit Krediten von privat an privat. Heute gibt es neben den Privatanlegern auch institutionelle Anleger.

Institutionelle Investoren legen schon länger bei Euch Geld an, der Versicherungskonzern Aegon tat dies zum ersten Mal 2015. Nun gab es vor einiger Zeit 1,5 Milliarden Euro. 

Wie man sich vorstellen kann, ging diesem Investment eine intensive Due Diligence voraus. Es ist für uns eine schöne Validierung unseres Modells, dass ein renommierter, international agierender Versicherer nach so einem intensiven Prozess eine Finanzierungszusage in dieser Größenordnung gibt.

Bedeutet ein so großes Investment, dass Ihr Euch ganz von Krediten von Privatpersonen an Privatpersonen abwenden werdet?

Im Gegenteil. Peer-to-peer ist unsere Wurzel und wird immer ein wichtiger Bestandteil von Auxmoney bleiben. Die Anzahl unserer Privatanleger wächst kontinuierlich, jeden Monat ist das Volumen, das über Privatanleger kommt, größer als im Monat zuvor. Fonds oder Versicherungen dazu zu nehmen, die auch auf dem Marktplatz anlegen, führt dazu, dass Kreditnehmer noch schneller finanziert werden und wir unser Kreditangebot noch breiter aufstellen können.

Bild: Auxmoney; Hinweis: Die Überschrift wurde um 15 Uhr geändert, um Missverständnissen vorzubeugen.

auxmoney,management,düsseldorf,2017-02-22
Das Managenmentteam von Auxmoney: Arie Wilder, Raffael Johnen und Philipp Kriependorf (von links)

Vor einem Jahr prangerte Capital an, dass Ihr bis 2016 vergleichsweise wenig Geld verliehen habt. Gibt es denn für Kredite, die über alternative Finanzierungsplattformen wie Auxmoney ausgezahlt werden, überhaupt Bedarf? 

Peer-to-Peer ist und bleibt ein attraktives Modell. Das zeigt sich auch daran, dass nicht nur die Anzahl unserer Kreditnehmer, sondern auch unserer Privatanleger weiter wächst. Wir sehen daher von beiden Seiten ein ungebremstes Interesse an unserem Kreditmarktplatz. Die Basis dieses Vertrauens ist unsere langjährige Erfahrung bei der Vergabe von Krediten, die sich nicht ohne Weiteres aufholen lässt. Laut einer PwC-Studie beläuft sich der Gesamtmarkt für bediente Privatkredite in Deutschland jährlich auf rund 225 Milliarden Euro. Kreditmarktplätze können dafür sorgen, dass sich dieses Potenzial um bis zu 22 Mrd. Euro pro Jahr vergrößert. Das verdeutlicht, dass ein großer Bedarf für Marktplatzkredite besteht.

Wie genau sieht dieses Wachstum aus, von dem Du sprichst?

Im vergangenen Jahr haben wir das ausgezahlte Kreditvolumen nahezu verdoppelt.

Wie viel war es denn 2016?

Insgesamt haben wir seit unserer Gründung Kredite mit einem Volumen von knapp 500 Millionen Euro an Kreditnehmer ausgezahlt, 2016 waren es 180 Millionen Euro. Auch dieses Jahr werden wir das Volumen wieder deutlich steigern.

Neben dem Geld für Kredite gab es Anfang dieses Jahres auch Eigenkapital von Aegon. Was habt Ihr damit nun vor?

Unser vorrangiges Ziel ist es, das Geld in die Erweiterung unseres Produkts und den Ausbau unseres Teams zu stecken. In erster Linie ist es ein gutes Polster, um aktiv und flexibel auf Marktentwicklungen reagieren zu können. Wir haben uns für dieses Jahr vorgenommen, profitabel zu werden und wir sind auf einem sehr guten Weg.

Wollen Eure Investoren bald einen Exit sehen?

Uns war wichtig, dass wir das Business langfristig aufbauen und unsere Investoren teilen diese Vision. Wir haben sehr gut abgeliefert, mit unserem Wachstum und unserer Kreditperformance sind wir sehr zufrieden und wir haben durch die jüngste Finanzierungsrunde zusätzlich an Stabilität gewonnen. Unsere Investoren sind mit dieser Entwicklung zufrieden. Wir werden nicht zu einem Exit oder IPO gedrängt.

Aber ein Börsengang wäre eine Option?

Ein IPO ist natürlich ein Thema, mit dem wir uns beschäftigen. Es ist eine interessante Option für die Zukunft. Konkrete Überlegungen gibt es aber nicht.

Wie wird es für Auxmoney in der nächsten Zeit weitergehen?

Wir sind dabei, Kooperationen mit Banken auszubauen. Die Idee ist folgende: Banken lehnen viele Menschen, die einen Kredit benötigen, pauschal ab. Die Banken können mit uns zusammenarbeiten, um genau diesen Kunden doch einen Kredit anzubieten. Letztes Jahr noch haben uns viele Banken gefragt, ob wir denn genügend Kapital auf dem Marktplatz haben, um die Kreditwünsche ihrer Kunden tatsächlich bedienen zu können. Heute können wir diese Frage klar mit Ja beantworten.

Vor wenigen Monaten kam raus, dass Ihr das Führungsteam verkleinert habt. Läuft es nun besser in der Chefetage?

Wir haben unser Management letztes Jahr bewusst verkleinert. Jetzt sind wir ein kleineres, agileres Managementteam und haben gleichzeitig die zweite Managementebene gestärkt. Das alte Managementteam war zu groß. Wir haben festgestellt, dass wir an Schlagfertigkeit und Schnelligkeit verloren haben. Wir wollen uns aber bald wieder um eine Person im Management erweitern, die Suche hat gerade begonnen.

Danke für das Gespräch, Raffael.

Bild: Auxmoney