Locomore

Bio-Verpflegung, Retro-Design und Themen-Abteilen – damit wollte das Startup Locomore dem Quasi-Monopolisten Deutsche Bahn Konkurrenz machen. Seit Dezember 2016 pendelte ein Zug des Unternehmens zwischen Stuttgart und Berlin hin und her. Doch die Passagierzahlen blieben hinter den Erwartungen zurück: Nun musste das Berliner Startup Insolvenz anmelden.

„Unsere finanziellen Reserven sind aufgebraucht“

Noch vor Kurzem gab sich Gründer Derek Ladewig gegenüber Gründerszene zuversichtlich. Allerdings war schon damals klar, dass das Startup mit hohen Kosten zu kämpfen hat: „Wir müssen diesen Zug so voll kriegen, dass wir davon leben können“, sagte Ladewig. „Da ist ein wahnsinnig hoher Fixkosten-Block, der bedient werden muss.“ So schlagen etwa die Infrastrukturkosten mit vier Euro pro Kilometer zu Buche – bei 800 Kilometern pro Strecke. Hinzu kommt die Zugmiete.

Diese hohen Kosten konnte Locomore nun nicht mehr stemmen. „Unsere finanziellen Reserven sind aufgebraucht“, schreibt das Startup auf seiner Website. „Sowohl die Anzahl der Fahrgäste als auch die Einnahmen sind zwar kontinuierlich angestiegen, aber nicht schnell genug.“ Zudem habe ein Geldgeber kurzfristig ein Investment abgesagt. „Traurigen Herzens“ habe man deswegen den Insolvenzantrag gestellt, so Locomore. Als Insolvenzverwalter wurde Rolf Rattunde aus Berlin bestellt. Der Locomore-Zug soll trotzdem weiterfahren, Tickets können online aber nicht mehr bestellt werden.

Flixbus bietet auf Locomore-Suchanfragen

Geld hatte das Startup unter anderem auch über die Crowd eingesammelt. Auf Startnext unterstützten über 1.200 Fans das Projekt mit rund 260.000 Euro. Über Darlehen und andere Investments sammelte Locomore insgesamt knapp 930.000 Euro ein. Ob das Geld der Kleinanleger verloren ist, steht noch nicht fest.

Locomore bot für seine Fahrten bisher Basis-Tickets bis 22 Euro sowie teurere Business-Varianten an und lag damit weit unter den regulären Preisen der Deutschen Bahn. Das Angebot sollte sich auch als Konkurrenz zu den günstigen Angeboten der Fernbusse etablieren. Dort war man sich des Newcomers durchaus bewusst: So schaltet Flixbus derzeit bei Google-Suchanfrage nach „Locomore“ Werbeanzeigen für das eigene Angebot und versucht so Locomore-Kunden abzuwerben.

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Bild: Locomore