Thomas Preuss
Thomas Preuss Chef von Bauer Venture Partners: Thomas Preuß

Bauer Venture Partners: 100 Millionen für alle Phasen

Nun ist es offiziell: Die Bauer Media Group startet ihren neuen VC-Fonds „Bauer Venture Partners“ mit 100 Millionen Euro. Das Geld soll in den kommenden zehn Jahren in Digital-Startups und junge Technologieunternehmen fließen. Geleitet wird der Fonds von Thomas Preuß als Gründer und Geschäftsführer.

Abhängig von einer bestimmten Unternehmensphase sei ein mögliches Engagament nicht: Man plane sowohl Seed- und Early-Stage- als auch Growth-Investments, heißt es von Bauer. Dafür werde Wert auf Skalierbarkeit gelegt.

Gründer und Geschäftsführer Preuß war seit 2008 zuletzt als Managing Partner beim Early-Stage-Venture-Capital-Fonds Neuhaus Partners tätig. Im Gespräch mit Gründerszene erklärt er, wie er die 100 Millionen Euro investieren will, was der Fonds darüber hinaus bieten möchte und woran es in der deutschen VC-Szene noch fehlt.

Bauer Media hat sich bislang mit Investments in Digital-Startups sehr zurückgehalten, wenn man das einmal mit anderen Verlagen vergleicht. Wieso kommt der Vorstoß so spät?

Digitalisierung ist bei Bauer seit geraumer Zeit ein Thema mit hoher Priorität. Allerdings ist die Wahl des richtigen Modells sehr entscheidend. Erst dann kann mit der Umsetzung eines solchen Modells begonnen werden. Ich habe bereits vor einem Dreivierteljahr die ersten Gespräche mit Bauer geführt.

Allerdings wird es sich um einen reinen renditefokussierten Fonds handeln. Oder soll auch das Bauer-Kerngeschäft gestärkt werden?

Es geht bei Bauer Venture Partners in erster Linie um die Rendite. Daher können wir in alle Geschäftsmodelle investieren, denen wir viel Potenzial zusprechen – ohne dabei auf das Verlagsgeschäft schielen zu müssen.

Und in welchen Feldern siehst Du das größte Potenzial?

Der Health-Bereich ist derzeit sicherlich am boomen, Software-as-a-Service quasi ein Evergreen und auch Bereiche wie Big Data, Media oder FinTech haben großes Potenzial.

Stammt das Geld zu 100 Prozent von Bauer Media?

Ja. Das hat den Vorteil, dass wir nur einen Limited Partner, also Fondsinvestor, haben und dementsprechend nicht auf die Begehrlichkeiten weiterer Geldgeber achten müssen.

Es heißt in den Angaben, der Fonds soll phasenunabhängig sein. Trotzdem wird es sicherlich einen Fokus geben…

Richtig, wir werden uns insbesondere frühphasige Investmentmöglichkeiten ansehen. Das heißt aber nicht, dass wir ein Frühphasen-Fonds sind. Auch Engagements von fünf bis sieben Millionen Euro für Digitalunternehmen in der Wachstumsphase stehen auf dem Plan.

Und wie viel Kapital wird in früheren Runden bereitgestellt?

Zwischen 200.000 und 500.000 Euro wollen wir für Seed-Finanzierungen aufbringen, eine bis drei Millionen Euro für Early-Stage-Startups.

Ist das Geld stattdessen für bestimmte Regionen bestimmt?

Wir wollen in europäische Startups investieren. Innerhalb Europas wird sich womöglich ein Fokus auf die deutschsprachige Region ergeben. Zwingend ist das aber nicht.

Wie sieht die Investment-Strategie des Fonds aus?

Wir haben 100 Millionen Euro zur Verfügung, der Fonds hat eine Laufzeit von zehn Jahren. Das heißt, es wird eine Investmentphase von fünf Jahren geben und eine ebenso lange Desinvestment-Phase, in der wir die Exits vorbereiten.

Und wie wirkt sich das auf die Fonds-Tätigkeit aus?

Typischerweise gibt man etwa die Hälfte des Geldes eines VC-Fonds in der Investmentphase aus, die andere Hälfte wird für Folgeinvestitionen in Vorbereitung des Exits aufgehoben. So werden wir das auch bei Bauer Venture Partners halten.

Macht also zehn Millionen pro Jahr.

Rechnerisch ja. Allerdings müssen wir die Investitionen erst einmal vorbereiten. Und wir gehen dabei sehr ausgewählt und analytisch vor. Zahlenziele haben wir uns keine gesetzt. Das würde uns davon abhalten, die wirklich guten Investments zu finden. Es dürfte im nächsten Jahr also eine Periode mit mehr Aktivität geben, wenn nach den Vorbereitungen die ersten Investments durchgeführt werden.

Du kommst von Neuhaus Partners, hast als Investment Manager angefangen und seit drei Jahren die Position eines Managing Partner gehabt. Was war dort Dein Fokus?

Ich habe mich insbesondere um die Themen Apps, Media, Ad-Tech und Software-as-a-Service gekümmert.

Und warum der Wechsel?

Nach mehr als sechs Jahren bei Neuhaus Partners war es an der Zeit etwas Neues zu machen. Allerdings ist Fundraising für einen VC-Fonds gerade in Deutschland nicht ganz so einfach. Bei Bauer Venture Partners war es möglich, ein klassisches Venture-Capital-Modell umzusetzen ohne sich dabei um viele verschiedene LPs kümmern zu müssen. Außerdem kann Bauer mit der eigenen Reichweite deutlich mehr bieten als „nur“ Geld und Netzwerk.

Ist das der Mehrwert, den Bauer Venture Partners bieten will?

Es liegt natürlich nahe, dass wir bei den Investments die Reichweite des Verlags im Auge behalten. Allerdings geht es hier nicht um Media-Deals.

Wie betrachtest Du den deutschen Markt? Es heißt ja immer wieder, die Anschlussfinanzierung sei das Problem. Andere behaupten, es gebe immer noch zu viele Ideen, die in der Frühphase kein Geld bekommen.

Ich denke, im Seed-Bereich gibt es genug Kapital, so dass erfahrene Gründer relativ einfach eine Finanzierung auf die Beine stellen können. Im Early-Stage-Bereich und besondere in der Wachstumsfinanzierung sieht es allerdings deutlich anders aus.

Weil deutsche Geldgeber sich nicht in diese Bereiche hineintrauen?

Genau. Man kann zwar auch nach London, Frankreich oder in die USA gehen. Allerdings trauen sich das viele Gründer nicht. Viele glauben immer noch, dass es schwer ist, dort an das Geld zu kommen. Deswegen glauben wir, dass es gerade in den späteren Phasen durchaus interessante Investments in Europa gibt.

Thomas, vielen Dank!

Bild: Bauer Venture Partners