Benjamin Lochmann hat sich schon früh als Unternehmer versucht. Mit 16 Jahren entwickelte er sein erstes Computerspiel, mit 18 gründete er seine erste Firma.

Heute ist der 30-Jährige Inhaber der Webme GmbH, dem Betreiber von Homepage-Baukasten.de. Dort können sich Nutzer ohne großen technischen Aufwand Hobby- und Firmen-Seiten zusammenklicken. Gerade erst feierte die Webseite ihren zehnten Geburtstag. Abgesehen davon gehört Lochmann auch eine Firma für Apps und PC-Games. Beide Unternehmen sitzen in einem Büro in Nürnberg und beschäftigen zusammen 14 Mitarbeiter.

Der Gründer im Interview über seine aktuellen Projekte und die ersten Gehversuche als Unternehmer.

Benjamin, Du hast bereits als Jugendlicher an der ersten Geschäftsidee getüftelt. Wie fing alles an?

Ich bin ein Techie und Nerd und hatte früh Spaß daran, zu entwickeln. Mein erstes Programm war ein Tamagotchi-Spiel. Gemeinsam mit einem Freund haben wir uns nach der Schule hingesetzt und jeder hat einen Klon programmiert.

Hast Du das Programmieren professionell gelernt?

Das Abitur ist mein einziger Abschluss. Ich habe nie studiert und mir alles autodidaktisch beigebracht. Zu meinem 18. Geburtstag habe ich meine erste Firma gegründet. Aus der ist der Homepage-Baukasten, mein heutiges Unternehmen, entstanden.

Wieso hast Du Dich für diesen Weg entschieden?

Ich komme aus einer Akademiker-Familie und hörte häufig den Satz „Willst du nicht mal studieren?“ Denn um das Jahr 2000 konnte man rund um das Thema Internet nicht gerade Karriere machen. Aber ich wollte nach dem Abitur einfach mein Ding durchziehen.

Hast Du mit Deinem ersten Spiel bereits Geld verdient?

Ich habe 2000 eine Webseite erstellt und die beiden Tamagotchi-Spiele online gestellt. Später wurde die Seite größer und größer. Das erste Geld habe ich mit dem Verkauf eines Banners verdient. Das waren 20 Mark. Parallel habe ich immer wieder neue Portale für Webmaster aufgebaut, zum Beispiel einen Gästebuch-Generator. Und irgendwann kam ich dadurch auf die Idee zu einem Webbaukasten. Damals hatte man seine eigene Homepage und hat sich gegenseitig ins Gästebuch geschrieben. Heute gibt es bei Jugendlichen dafür Facebook.

Ist die Zeit der Webseiten dann also vorbei?

Unser Geld verdienen wir mit kleineren und mittleren Unternehmen, weil viele davon nicht auf Facebook angewiesen sein wollen. Die Zielgruppe, die zu Facebook, Instagram und Co. abwandert, sucht keinen professionellen Firmenauftritt.

Mittlerweile ist der Baukasten zehn Jahre alt. Es lief wahrscheinlich nicht immer alles rund?

Ich hatte am Anfang keine Ahnung, wie man eine Firma aufbaut oder wie man mit Mitarbeitern arbeitet. Wenn ich nachts auf einer Party unterwegs war und die Server ausfielen, musste ich die Party vorzeitig verlassen und mich darum kümmern. Ab und zu gab es auch rechtlichen Ärger und die Polizei stand vor der Tür. Dadurch, dass wir Nutzer-generierte Inhalte haben, kommt es vor, dass jemand illegale Inhalte hochlädt.

Wir schützt ihr Euch jetzt davor?

Wir erkennen Spam-Seiten mit Hilfe neuronaler Netzwerke. Das sind lernfähige Programme, die zunächst aufgebaut und danach mit Informationen gefüttert werden. Danach können sie ihrer jeweiligen Aufgabe nachgehen. Zum Beispiel erkennen sie Muster bei der Registrierung. Etwa, wenn jemand aus Russland eine spanische Webseite anlegt. Das funktioniert aber noch nicht zu 100 Prozent, deshalb muss man noch händisch nachprüfen.

Was unterscheidet Deinen Baukasten von der Konkurrenz?

Wir sind nicht so groß wie unsere Konkurrenten 1&1, Jimdo oder Wix. Aber wir haben uns immer auf die wichtigsten Projekte fokussiert und arbeiten in einem kleinen Team sehr effizient. Was uns auszeichnet ist ein direkterer Kundenkontakt. Und wenn es ein technisches Problem gibt, landet das direkt bei mir oder unserem CTO. Zudem ist unser Baukasten sehr flexibel, wir haben kaum Restriktionen, was den Einbau von fremdem Code angeht. Und unser kostenloser Content ist sehr groß. Bei uns gibt es einen Gigabyte kostenlosen Speicher und die Seite kann auch ohne Premium-Paket bei Google in den Suchergebnissen auftauchen.

Der Großteil des Angebots ist kostenlos. Wie viele Kunden zahlen für den Service?

Bei unserem Konkurrenten Wix, der an der Börse gelistet ist, sind es drei bis sechs Prozent. Wir bewegen uns in einem ähnlichen Bereich.

Seid ihr profitabel?

Wir arbeiten profitabel, aber es gibt ein enormes Potenzial, das wir noch nicht ausgeschöpft haben. Zum Beispiel kann man bei uns bisher nur eine einzige Zusatzdomain bestellen. Viele Kunden wünschen sich mehrere Zusatzdomains. Und es gibt Zusatzleistungen, die fehlen, wie ein großes SEO-Paket. Derzeit versuchen wir, keine Individual-Lösungen zu machen, damit es ein Baukastensystem bleibt, mit Features für die Masse.

Du hast zwischendurch eine Auszeit vom Baukasten genommen. Was hast Du in der Zeit gemacht?

Während meiner Abwesenheit habe ich angefangen, Apps zu entwickeln. Als damit erste Umsätze rumkamen, habe ich das ganze skaliert. Mittlerweile haben wir 150 Apps wie Backgammon oder Sudoku in den Stores. Seit einem Jahr fokussieren wir uns auf PC-Games wie unseren Titel ChromaGun. Vor vier Jahren hatte ich dann wieder Lust auf das Baukasten-Projekt, seitdem führen mein Partner Steffen Dörsam und ich die Firma gemeinsam. Steffen ist als Gesellschafter vor allem strategisch beteiligt, ich arbeite als geschäftsführender Gesellschafter vor allem operativ. Inzwischen war auch die andere Firma gewachsen und ich konnte Erfahrungen mit Mitarbeitern sammeln. Der Zeitpunkt hat gepasst.

Wie schaffst Du es, diese Projekte unter einen Hut zu bekommen?

Ich bin ein großer To-Do-Listen-Fan. Und ich versuche, den Fokus nicht zu verlieren und stürze mich nicht auf jedes kleine Detail. Und was ich erst im Laufe der Jahre gelernt habe, ist das Delegieren. Es ist wichtig, seinen Mitarbeitern vertrauen zu können und ihnen Aufgaben möglichst eigenverantwortlich zu übergeben.

Bild: Webme/Benjamin Lochmann