Bergfürst (www.bergfuerst.com) könnte der neue Stern am Crowdfunding-Himmel werden. Mittels BaFin-Lizens umgeht das Berliner Startup mit dem eigenwilligen Namen den Restriktionen der Konkurrenz und ermöglicht damit Wachstumsfinanzierungen im Millionenbereich. Ins Leben gerufen wurde Bergfürst unter anderem von StudiVZ-Gründer und Business-Angel Dennis Bemmann.

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Hallo Dennis, stelle dich bitte kurz vor.

Hallo, ich bin Dennis, Gründer der Crowdinvesting-Plattform Bergfürst. Wir bauen gerade den ersten Online-Marktplatz für Eigenkapitalbeteiligungen. Dort können Privatanleger ab 250 Euro in junge Wachstumsunternehmen investieren. Ich komme aus Berlin, bin ursprünglich aber Niedersachse. 2005 habe ich StudiVZ (www.studivz.net) gegründet, danach war ich als Business-Angel aktiv. In meiner Freizeit fotografiere ich, lerne Sprachen, mache Musik und reise gern.

In euer offiziellen Entstehungsgeschichte sprichst du davon, dass du bedingt durch deine Business-Angel-Zeit eigentlich genug von neuen Geschäftsideen hattest. Nun versucht du mit deinem neuen Projekt aber gerade eine Vielzahl von Menschen für neue Geschäftsmodelle zu begeistern.

Ich mache lieber eine einzige Sache selbst und konzentriere mich voll darauf, als bei vielen Projekten high-level involviert zu sein. Das macht mir einfach mehr Spaß. In den letzten Jahren habe ich rund 50 Startups mit Kapital und Erfahrung unterstützt. Das hat sich auch gelohnt. Trotzdem bleibe ich ein Gründertyp.

Bei Bergfürst investieren die Leute nicht in „neue“ Geschäftsmodelle, sondern in markterprobte Unternehmen, die bereits bewiesen haben, dass Ihr Geschäftsmodell funktioniert, die aber mehr Kapital benötigen, um es richtig groß zu machen. Wir reden immer noch von jungen innovativen Unternehmen, aber eben nicht von der ersten Finanzierungsrunde. Fürs Investieren müssen wir die Menschen nicht erst begeistern. Es gibt ja bereits acht Millionen Aktionäre in Deutschland. In schnell wachsende junge Technologieunternehmen, die für einen Börsengang noch zu klein sind, konnten diese Menschen bisher allerdings nicht investieren. Das ändern wir jetzt.

Wie sehr halfen dir deine Erfahrungen aus der StudiVZ-Zeit, Bergfürst aufzubauen?

Die Erfahrungen sind sehr wertvoll, weil ich durch StudiVZ unheimlich viel gelernt habe. Dass ich mich jetzt mit Social-Media auskenne, leuchtet ein… noch wichtiger ist aber, dass ich ein eigenes Unternehmen von der Gründung über die Wachstumsphase bis zum erfolgreichen Verkauf geführt habe – dabei gibt es unzählige Herausforderungen zu meistern, die in keinem Lehrbuch stehen. Ich kenne daher die Phase, in der sich unsere Emittenten heute befinden. Außerdem hilft es natürlich, wenn man schonmal eine technische Infrastruktur aufgebaut hat, die 500 Millionen Seiten am Tag ausliefert. Da kann einen so schnell nichts mehr schocken.

Das Thema Crowdfunding ist in Deutschland mit Unternehmen wie Innovestment oder Seedmatch bereits potent besetzt. Wie setzt ihr euch von der Konkurrenz ab?

Bisher sah Crowdinvesting so aus, dass du als Investor einen Darlehensvertrag unterschreibst. Du gibst also dem Startup einen Kredit und bis dann für fünf bis sieben Jahre gebunden. An der Wertentwicklung partizipierst du nur peripher über Formeln im Darlehensvertrag.

Bergfürst Investoren wollen sich direkt an Unternehmen beteiligen. Deswegen bietet Bergfürst echte Eigenkapitalbeteiligungen in Form von Aktien. Als Aktionär bist Du nicht nur Kreditgeber, sondern Miteigentümer – mit allen Vorteilen. Das bietet keiner unserer Wettbewerber. Einzigartig ist auch unsere Handelsplattform. Dort siehst Du jederzeit, was Deine Beteiligung gerade wert ist. Du kannst jederzeit Deine Aktien verkaufen, oder auch weitere Aktien nachkaufen. Die Preisfindung geschieht völlig transparent über den Markt – aus Angebot und Nachfrage, wie bei einer Börse. Auch das gibt es nur bei Bergfürst. Ein regulärer Börsengang oder ein Verkauf des Unternehmens bleiben weiterhin möglich. Und Du partizipierst als Aktionär direkt an der Wertsteigerung des Unternehmens.

Ein weiterer Unterschied zur Konkurrenz ist, dass Bergfürst für Wachstumsfinanzierung steht, nicht für Seed.

Ebenfalls als einziges Crowdinvesting Unternehmen hat Bergfürst eine Lizenz bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht beantragt. Im Gegensatz zu unseren Wettbewerbern appellieren wir nicht an den Staat, er möge seine strengen Regulierungsregeln lockern. Wir unterwerfen uns diesen Regeln und erfüllen sie ohne Kompromisse. Das gibt Investoren die Sicherheit, Ihr Geld über eine professionelle Plattform zu investieren, die vollständig der Aufsicht durch die BaFin unterliegt.

Wie sieht der typische Bergfürst-Investor aus? Wie das dazugehörige Startup mit Kapitalbedarf?

Bergfürst-Investoren sind Menschen, die Entscheidungen ganzheitlich, also evidenzbasiert und mit emotionaler Kompetenz treffen. Sie machen sich ein eigenes Bild von der Idee, dem Management-Team und den Wachstumsperspektiven. Sie betrachten die Renditechancen und die unternehmerischen Risiken. Wenn beides im Einklang steht und die Idee sie überzeugt, dann investieren sie. Als Gesellschafter wollen sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten zum Erfolg beitragen, indem sie sich direkt an den Entscheidungen ihrer Unternehmen beteiligen.

Das typische Unternehmen auf Bergfürst ist wachstumsorientiert und skalierbar. Es hat sein Konzept bereits umgesetzt und bewiesen, dass das Geschäftsmodell funktioniert und vom Markt angenommen wird. Für die weitere Skalierung wird aber zusätzliches Kapital benötigt.

Bergfürst bringt die beiden Seiten zusammen. Eine motivierte Crowd aus privaten Kapitalgebern investiert in das Unternehmen und stellt ihm so das benötigte Kapital zur Verfügung. Außerdem kanalisiert Bergfürst die Kommunikation zwischen beiden Seiten, so dass die Investoren ihren Unternehmen direkt in die Karten schauen und sie über ihre eigenen Netzwerke unterstützen können. Vom gemeinsamen Erfolg profitieren beide Seiten gleichermaßen.

Wo wir schon beim Thema Kapitalbedarf sind. Vor Kurzem forderte Seedmatch in einer Petition die Erhöhung der gesetzlich maximal zulässigen Investmentsumme von 100.000 Euro für stille Beteillgungen. Ein Problem mit dem auch ihr zu kämpfen haben werdet?

Nein. Bei Bergfürst gibt es keine stillen Beteiligungen. Die BaFin-Lizenz erlaubt uns, Aktien als echtes Eigenkapital zu platzieren. Auch im siebenstelligen Euro-Bereich. Im Anschluss bieten wir dann den Handel dieser Aktien an. Im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern sind wir also nicht auf Frühphasenfinanzierung beschränkt, sondern können in das interessante Segment der Wachstumsfinanzierung vorstoßen. Mit den entsprechenden Volumina, die für Wachstum eben nötig sind. Mit 100.000 Euro käme man da in der Tat nicht weit. Wir denken, dass die Emissionen auf Bergfürst sich in der Größenordnung von ein bis drei Millionen Euro bewegen werden.

Wo siehst du euch und den Crowdfundingmarkt im Allgemeinen in einem Jahr?

Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten eine Reihe von neuen Crowdinvestment Plattformen an den Start gehen werden. Der Markt wird schnell wachsen, da er sowohl für kapitalsuchende Unternehmen als auch für private Investoren sehr interessant ist. Wir erwarten, dass die bisherigen Schätzungen zum Marktvolumen, das für 2012 mit circa vier Millionen Euro angegeben wird, sehr deutlich übertroffen werden. Wir sind überzeugt, dass Crowdinvestment einen festen Platz in der Finanzierungs- und Investitionslandschaft erringen kann. Dazu werden wir unseren Beitrag leisten.

Dennis, danke für das Gespräch.

Ich danke dir!