Jobeinstieg im Startup

Ein Beitrag von Kai Apeltauer, Head of Business Development bei StartUpBay.

Startup-Charme versus Konzernwelt

Viele Uniabsolventen stellen sich nach dem Studium die Frage, welchen beruflichen Werdegang sie nun bestreiten möchten – Konzern oder Startup? Nachfolgend sollen die Einstiegsmöglichkeiten in Startups dargestellt werden.

Sowohl Techies, zukünftige Manager, Personaler als auch Marketer sollten sich die Frage nach ihrer beruflichen Zukunft stellen. Eines sollte bei der Entscheidung des Karrierewegs klar sein – zwischen der Arbeit in einem Startup und in einem Konzern gibt es einige Unterschiede. Diese gibt es nicht nur in der Unternehmenskultur, der Kleidung, dem strukturellen Aufbau oder der Arbeitsatmosphäre, sondern auch bei den Möglichkeiten, die einem, zusätzlich zum Gehalt, in einem Startup geboten werden. Auf diese Unterschiede soll nun – wenn auch teilweise überspitzt – genauer eingegangen werden.

Die lockere Unternehmenskultur

Ein wesentlicher Unterschied zwischen der Konzernwelt und der der Startups ist die Unternehmenskultur: Die Atmosphäre ist im Idealfall familiär. Der Feel-good-Faktor wird groß geschrieben. In den meisten Startups begegnen sich alle Mitarbeiter per du. Auch der Praktikant dem Chef, denn die Hierarchien sind oft flach. Nicht selten gibt es gemeinsame Afterwork-Events oder das obligatorische Feierabendbier. Zusätzlich sind viele Büros mit Kickertischen, Chillout Ecken oder Yoga-Räumen ausgestattet. Zu vielen Startups gehört selbstverständlich der grenzenlose Club-Mate Vorrat. Arbeit soll Spaß machen und sich nicht wie eine lästige Pflicht anfühlen.

Der Kleidungsstil in Startups grenzt sich klar von der klassischen Arbeitswelt ab: Eigentlich kann jeder herum laufen wie es ihm gefällt. Der Casual Friday steht hier an der Tagesordnung. Sicherlich gibt es Unterschiede hinsichtlich des Bereichs und der Position in der man in einem Unternehmen arbeitet, aber eine Person mit Anzug und Krawatte wird nur in den seltensten Fällen angetroffen. Das Stichwort lautet Startup-Casual. Der Mitarbeiter soll sich wohl fühlen – die Kleidung kann somit auch gerne praktisch sein. Den gesamten Tag im Anzug oder Kostüm am Schreibtisch zu sitzen, gefällt wohl den Wenigsten.

Flache Hierarchien und kurze bürokratische Wege

Im Konzern ist das Verhältnis der einzelnen Mitarbeiter untereinander eher förmlich – vor allem auf unterschiedlichen hierarchischen Ebenen. Die flache Hierarchie und kurze bürokratische Wege sind zwei der Haupteigenschaften eines Startups. Gründer begegnen Praktikanten gern auf einer Ebene. Jeder ist willkommen sich einzubringen und wird ernst genommen – anders als in der großen Konzernwelt. Die Teams in Konzernen setzen sich aus Fachleuten mit oft mehrjähriger Erfahrung und klaren Hierarchien zusammen – das ist im Startup anders. Das Durchschnittsalter und die zusammengefasste Expertise sind deutlich geringer. Der Startup-Alltag ist eher von der Zusammenarbeit für ein großes Ziel, dem Wachstum des Startups, als von internen Konkurrenzkämpfen geprägt.

Wenn es darum geht Projekte umzusetzen, sind die Wege kürzer als in einem Konzern. Dadurch bekommt der Mitarbeiter direkteres Feedback und kann effektiver arbeiten. Erfolg und Misserfolg wird unmittelbar sichtbar. Ein Beispiel: Mitarbeiter A ist zuständig für die Facebook-Kampagne XY für einen neuen Online-Shop um mehr Verkäufe zu erzielen. Er wird sehr genau verfolgen können, ob die Kampagne eine Zunahme an Seitenklicks erzeugt und dadurch die Verkaufszahlen im Shop steigen. Falls nicht hat er ein Learning erzielt, welches er auf zukünftige Projekte anwenden kann.

Eins steht fest: Der Startup-Job ist kein typischer Nine-to-Five-Job. In den seltensten Fällen gibt es geregelte Arbeitszeiten. Wenn Arbeit zu erledigen ist – in einem Startup gibt es ja immer Baustellen – dann muss es getan werden, auch wenn man mal nach 20 Uhr noch im Büro sitzt.

Die Karrieremöglichkeiten in einem Startup

Praktikanten, die sich im Tagesgeschäft immer mit dem großen Ziel vor Augen bewähren, werden nicht selten zum „Head of Something“ und nehmen eine tragende Rolle im Unternehmen ein. Mitarbeiter bekommen schnell viel Verantwortung. Natürlich ist ein solcher Aufstieg auch in einem großen Konzern möglich, jedoch nicht in dem selben Tempo wie in einem Startup.

Wer nach dem Studium auf der Suche nach einem Job ist, in dem eindeutige Karrierewege vorgegeben sind, ist vermutlich nicht der oder die Richtige für einen Startup-Job. Strukturen, beziehungsweise Arbeitsabläufe sind in Startups nicht unbedingt vorgegeben. Jeder muss sich seine Wege eigenverantwortlich suchen und schauen, wie Projekte effizient und lösungsorientiert umgesetzt werden können.

Gerade in der Anfangszeit eines Startups sind die Aufgaben jedes Einzelnen nicht unbedingt klar charakterisiert. Da kann es auch mal vorkommen, dass ein Entwickler plötzlich Design-Aufgaben übernehmen muss oder jemand der im Online Marketing begonnen hat, sich um die Kundenakquise kümmert. Aber auch in der Startup-Branche gilt: Je größer ein Unternehmen wird, desto ausgeprägter ist die Struktur.

Startup-Aufbau und Entwicklung im Hinblick auf Angestellte

Ein Startup, unabhängig vom Konzeptansatz (SaaS, Gaming, Social et cetera) hat immer einen ähnlichen Aufbau mit drei Kernbereichen: Business, Visual Design / User Experience und IT. Aus diesen drei Bereichen stammen auch die ersten Angestellten, meistens in Form der Gründer. In der Gründungsphase benötigt also jedes Startup MitarbeiterInnen, die sich mit der Business-Seite der Unternehmensgründung auskennen und ebenso für die Front- und die Backend-Entwicklung.

Je fortgeschrittener die Phase, in der sich das Startup befindet, desto mehr Personal wird benötigt und desto umfassender werden die Aufgabenfelder. Wo in den frühen Phasen Allrounder gesucht werden, ist der Grad der Spezialisierung der einzelnen Mitarbeiter zu einem späteren Zeitpunkt deutlich höher.

Mit dem Unternehmen wächst auch die Größe des Teams. Weitere zu besetzende Positionen entstehen. Auf der Business-Seite vor allem Marketing, Business Development und PR. Im Bereich IT wird, Personal für das Produktmanagement, die Quality Assurance und den IT-Support rekrutiert.

Was wird von neuen Angestellten erwartet?

Die Idealvorstellung eines jeden Gründers könnte wohl so aussehen: Der neue Mitarbeiter soll hoch motiviert sein und ein Maximum an Eigeninitiative mitbringen.

Harte und lange Arbeitszeiten stellen für ihn kein Problem dar. Überstunden werden nur in den seltensten Fällen bezahlt. Trotz des jungen Alters bringt er oder sie viele Jahre an Berufserfahrung mit und hat gleichzeitig geringe Ansprüche an das Gehalt. Dazu kommt, dass die Arbeit immer an erster Stelle steht und soziale Verpflichtungen wie Familie oder Freunde in den Hintergrund rücken.

Tatsächlich relativiert sich dieses Bild eines „Wunschkandidaten“ eines jeden Gründers dann bald zu einem realistischeren mit diesen Merkmalen:

  • Ein guter und solider Wissens- und Erfahrungsschatz
  • Der Kandidat ist offen für Neues und flexibel
  • Er oder sie ist ein Machertyp
  • Er oder sie ist lernfähig
  • Er oder sie ist ein guter Team-Fit
  • Er oder sie ist bereit auch einmal länger zu arbeiten, wenn es nötig ist

Welcher nun der richtige Karriereweg ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer Lust darauf hat viel zu lernen und in kurzer Zeit etwas Großes auf die Beine zu stellen und dabei keine Angst vor Unsicherheiten hat, der ist im Startup genau richtig aufgehoben.

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