Lohnt es sich einzusteigen: Frank Thelen mit kritischem Blick
Lohnt es sich einzusteigen? Frank Thelen überlegt

Es ist der kritische Moment in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“, wenn gegen Ende des Pitches die Investoren anfangen mit den Gründern zu feilschen. Geld gegen Anteile – es ist ein Tausch, aus dem sich auch eine Unternehmensbewertung ergibt.

Wenn beispielsweise ein Gründer für zehn Prozent der Anteile insgesamt 100.000 Euro haben will, läge der Wert seines Unternehmens bei einer Million. Die Löwen schimpfen in der Sendung oft über die hohen Bewertungen, die die Gründer für ihr Unternehmen aufrufen. In der Anfangszeit eines Unternehmens ist es schwierig, ein Vielfaches des Umsatzes für die Bewertung zu Grunde zu legen. Denn viele Unternehmen machen noch keine nennenswerte Umsätze. Gerade in der Tech-Szene ist es üblich, in dieser Phase einen Preis für die Vision, das Team und das Produkt zu zahlen.

Doch gerade Carsten Maschmeyer und auch die anderen Investoren haben in der vergangenen Staffel immer wieder auf die Umsätze gepocht. Vor diesem Hintergrund haben wir alle Startups der Staffel befragt und haben 15 verwertbare Datensätze zurückbekommen. Daraus können wir nun Aussagen treffen, wie hoch die Bewertungen der Gründer eigentlich waren – auch im Verhältnis zum angegebenen Umsatz. 

In dieser Grafik haben wir dazu die wichtigsten Zahlen zusammengefasst (die einzelnen Werte sind weiter unten erklärt):

  • Deals

In der vierten Staffel traten 69 Startups auf. Vor der Kamera wurden insgesamt 43 Deals mit den Löwen geschlossen. Im Nachhinein platzten allerdings noch einige Deals, wie unsere Recherche gezeigt hat

  • Umsatzwachstum

Dieses Wachstum zeigt, wie die Startups von der Show profitiert haben. Durchschnittlich machten die Unternehmen etwa 700.000 Euro mehr Umsatz, weil sie bei „Die Höhle der Löwen“ aufgetreten sind. Die Zahlen beruhen allerdings auf den Angaben der Unternehmen. Es handelt sich außerdem um Prognosen der Unternehmen selbst. Da uns nur 15 verwertbare Datensätze vorlagen, lässt sich das Ergebnis nicht auf alle übertragen. Wie stark einzelne Unternehmen von der Show profitieren, haben wir bereits analysiert.

  • Umsatzmultiple

Die Sendung wurde im Februar 2017 aufgenommen, das bedeutet die Investoren müssen mit Zahlen aus dem Vorjahr 2016 rechnen. Aus dem Datensatz der 15 Unternehmen haben wir geschaut, wie sich der Umsatz im Verhältnis zur Bewertung verhält. Der sogenannte Umsatzmultiple ist eine gängige Orientierung für Investoren. Bei den geforderten Bewertungen lag der Umsatzmultipe im Schnitt bei 10,5. In der Tech-Szene in einer frühen Phase ist dies kein ungewöhnlicher Wert, da die Investoren von einem starken Wachstum in den kommenden Jahren ausgehen. Die Investoren bei DHDL sind dabei konservativer – zumindest auf unsere Datensatz bezogen – sie lassen sich durchschnittlich nur auf einen Wert von 4,4 ein.

  • Bewertung und Anteile

Dieser Wert bezieht sich nun wieder auf alle 69 Startups aus der Show. Die Differenz zeigt, dass die Löwen durchaus in der Lage sind, die Gründer herunterzuhandeln. Bei allen Deals haben sie im Durchschnitt mehr als ein Viertel der Unternehmensanteile für durchschnittlich 209.000 Euro bekommen.

  • Fazit

Das eingeschränkte Datenmaterial lässt natürlich nur vorsichtige Schlüsse zu. Für Tech-Produkte wären in dieser frühen Phase die durchgesetzten Bewertungen vergleichsweise niedrig, entsprechend müssten mehr Anteile für die jeweilige Finanzierungssumme abgegeben werden. Folgt man der generellen Logik, dass es für ein Unternehmen besser ist, wenn der Gründer lange und motiviert an Bord bleibt, dann wäre eine allzu schnelle Abgabe von Firmenanteilen durch eher geringe Unternehmensbewertungen erst einmal negativ zu bewerten. Dem gegenüber ließe sich allenfalls argumentieren, dass besonders bei vielen der in der Show vorgestellten Produkten, allen voran denen aus dem Food-Bereich, die von den Löwen zur Verfügung gestellte Vertriebsleistung auch mehr Anteile rechtfertigt, weil es die Startups ohne die Unterstützung deutlich schwerer hätten. 

Bild: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer Icons: Freepik / Lizenz: CC 3.0 BY