Binee Team
Binee Team Die Binee-Macher Marilu Valente, Florian Eidner und Martin Jähnert (von links)

Aufladegeräte, Notebooks, Bügeleisen: In deutschen Haushalten häuft sich der Elektroschrott. Auch deshalb, weil Verbraucher zum Beispiel Smartphones in immer kürzerer Zeit austauschen. Laut dem Global E-Waste Monitor der United Nations University produzierte ein einzelner Deutscher im Jahr 2014 durchschnittlich 21,6 Kilogramm elektrische und elektronische Abfälle. In absoluten Zahlen und im europäischen Vergleich ist Deutschland damit Spitzenreiter.

Ein Leipziger Startup könnte nun dazu motivieren, die Kleingeräte umweltfreundlich zu entsorgen: Binee stellt Recycling-Tonnen in den stationären Handel. Ausgestattet sind die Stationen jeweils mit einem Tablet. Daran hinterlässt der Kunde seine E-Mail-Adresse und bekommt so einen Gutschein von einem der Binee-Partner wie dem Getränke-Hersteller Neuronade als Belohnung für die Rückgabe. Auf Wunsch kann er sich darüber informieren lassen, was als nächstes mit den in der Tonne gesammelten Geräten passiert.

Binee schickt die Geräte zu einem Recyclingunternehmen, das sie sortiert, aufbricht, von Schadstoffen befreit. Hochwertige Materialien, zum Beispiel Platin, Silber, Kupfer, Aluminium oder Gold, werden dann wieder zu Barren gegossen. Die gehen anschließend zum Beispiel an Hersteller, die sie wiederverwenden. „Ob das Material am Ende im Kotflügel eines Audi oder in einem iPhone landet, können wir aber noch nicht sagen“, erklärt Binee-Mitgründer Martin Jähnert.

Am Recycling verdient Binee kaum etwas. Der Prozess bringt dem Startup zwar ein bisschen Geld ein, doch die Logistik zum Aufbereitungsbetrieb kostet. „Normalerweise kommen wir bei Null raus. Es geht uns insbesondere darum, dass alles ordentlich zerlegt wird und nicht auf der Müllkippe landet, wo es zu Lasten der Gesundheit von Mensch und Tier verbrannt wird“, so Jähnert.

Bezahlen lässt sich Binee in erster Linie von den Geschäften, in denen die Tonnen aufgestellt sind. Denn seit Sommer 2016 müssen Läden, die auf einer gewissen Fläche Elektrogeräte verkaufen, laut dem Elektrogesetz Altgeräte kostenlos zurücknehmen. „Die Läden bezahlen dafür, dass sie mit ihrem Service-Personal andere Sachen machen können, als Geräte zurücknehmen“, sagt Jähnert. Auch an den Gutscheinen verdient das Startup.

Keine smarte Tonne mehr

Ob und was in die Tonne geworfen wird, erkennt die Station nicht. Es ist also auch möglich, sich einen Gutschein zu holen, ohne ein Gerät abzugeben. Jähnert bestätigt das, sagt aber: „Wir geben einen Vertrauensvorschuss. Wenn sich jemand nur einen Gutschein zieht, ist das nicht das Schönste für uns, aber tolerabel.“ Eigentlich hatte Binee eine Tonne mit Video-Aufzeichnung geplant und einen entsprechenden Prototypen gebaut. Weil das Team jedoch möglichst schnell viele Stationen aufstellen wollte, habe man sich für die Variante ohne Bilderkennung entschieden. Bis zum zweiten Quartal dieses Jahres sollen 20 Stationen aufgestellt sein. Bislang gibt es zwei in Leipzig.

2015 gegründet, waren die Binee-Macher Jähnert, Marilu Vente und Florian Eidner im vergangenen Jahr Teil der dritten Klasse des Accelerator-Programms der Leipziger Gründerhochschule HHL, SpinLab. In den Räumen der HHL arbeitet das insgesamt fünfköpfige Team auch heute noch. Die Gründer planen für dieses Jahr, eine Finanzierungsrunde abzuschließen. Bis jetzt hat sich Binee durch Preisgelder, eigenes Geld und staatliche Förderungen finanziert. Für die Zukunft seien zudem Sammelstellen für anderen Abfall als Elektroschrott geplant.

Ein Rücknahme- und Recycling-System für verschiedene Abfallarten stellt auch das US-Unternehmen TerraCycle bereit, das bereits 2001 gegründet wurde und inzwischen auch in Deutschland aktiv ist. Im Rahmen von ausgerufenen Programmen sammelt das Startup verschiedenen Müll, zum Beispiel Stifte oder Einweghandschuhe, und lässt ihn zu neuen Produkten verarbeiten. Finanziert wird das von Unternehmen, die schwer zu recycelnde Dinge vertreiben.

Bild: Binee