Hacker
Der Tatverdächtige Alexander V. wird in Thessaloniki abgeführt

Griechische Behörden haben einen russischen Hacker festgenommen. Er soll mit seiner Bitcoin-Börse „BTC-e“ rund vier Milliarden Dollar gewaschen haben, die aus Erpressungen und Drogenhandel stammen. Die Ermittler werfen ihm außerdem vor, hinter dem Hack der bekannten Bitcoin-Börse „Mt. Gox“ zu stehen.

Seit Juli 2011 gibt es den Handelsplatz für digitale Währungen BTC-e, auf dem neben Bitcoin auch Litecoin, Namecoin und andere Kryptowährungen getauscht werden können. Nach Ermittlungen von US-Behörden war dieser Exchange aber nur eine Tarnung für ein groß angelegtes Geschäft mit Geldwäsche. Über BTC-e sollen Erlöse aus Hacks und Ransomware-Angriffen ebenso wie Einkünfte aus dem Drogenhandel im Darknet verarbeitet worden sein.

Anfang der Woche haben Ermittler in Griechenland nun den mutmaßlichen Besitzer der illegalen Börse festgenommen, den 37-jährigen Alexander V. Der Russe ist Haupteigentümer der Briefkastenfirma Canton Business Corporation, die hinter dem Handelsplatz stehen soll. Dessen Betrieb ist seitdem wegen „Wartungsarbeiten“ ausgesetzt.

Alexander V. wird wegen einer „breiten Palette an Verbrechen verdächtigt, die weit über den unregulierten Handel mit Bitcoin hinausgehen“, teilten die US-Ermittler per Erklärung mit. Viele der auf BTC-e durchgeführten Geschäfte passierten demnach im Auftrag organisierter Kriminalität – unter anderem, um erpresste und gestohlene Bitcoins in andere Devisen zu tauschen und damit deren Ursprung zu verschleiern. Allein drei Millionen US-Dollar sollen sich den Ermittlern zufolge auf die Ransomware Locky und den Erpressungstrojaner Cryptolocker zurückführen lassen.

Auch Teile aus dem viel beachteten Hack des Bitcoin-Handelsplatzes Mt. Gox sollen auf dem russischen Exchange gelandet sein. Die Bitcoin-Spezialisten von WizSec wollen ermittelt haben, dass Alexander V. selbst an dem Diebstahl beteiligt war: Anfang 2014 hatte Mt.Gox 850.000 Bitcoin als „verloren“ gemeldet – nur 200.000 konnten damals wiedergefunden werden. Nach bisherigen Erkenntnissen waren seit 2011 kontinuierlich Bitcoin aus einem Handelskonto abgezogen worden, ohne dass die Mt.-Gox-Betreiber dies bemerkt hätten.

Die Bitcoin seien dann von der digitalen Brieftasche direkt in Konten geflossen, die von Alexander V. kontrolliert wurden, schreibt WizSec. Ebenso wie zuvor schon Guthaben aus ähnlichen Diebstählen, die Bitcoinica und Bitfloor trafen. 2014 musste Mt. Gox als einst größterExchange Insolvenz anmelden.

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Insgesamt seien in den vergangenen Jahren rund vier Milliarden US-Dollar an illegal erworbenen Geldern auf BTC-e gewaschen worden, vermuten die Ermittler. Alexander V. sei das Gehirn hinter dem illegalen Geschäft und soll selbst im Besitz von mehreren eigenen Bitcoin-Konten sein sowie Zugang zu zahlreichen Administratoren-Accounts auf BTC-e haben. Ebenso war er wohl auch an der Bitcoin-Börse Tradehill beteiligt. Nach Berichten von Lokalmedien und BBC sollen die griechischen Behörden jetzt über die Auslieferung des russischen Bitcoin-Händlers verhandeln. Sollte Alexander V. in den USA verurteilt werden, drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Wired.de.

Bild: Getty / SAKIS MITROLIDIS / Kontributor