Die Bundesregierung hat offenbar verstanden, dass die Digitalisierung sehr vieles verändern wird in Deutschland. Und das in sehr kurzer Zeit. Deshalb hat sie vor einem Jahr die sogenannte Digitale Agenda auf den Weg gebracht. Ziel ist es, Deutschland fit für die dramatischen Umwälzungen Digitalisierung zu machen. Der Branchenverband Bitkom hat jetzt nach einem Jahr überprüft, was von der Agenda eingelöst oder zumindest auf den Weg gebracht wurde. Von 121 Maßnahmen sind inzwischen 36 umgesetzt, bei 60 Projekten hat die Arbeit begonnen und 25 Maßnahmen ist noch gar nichts passiert, heißt es im Bericht. Bitkom-Präsident Thorsten Dirks bemängelt dabei vor allem die fehlende Unterstützung für Startups in Deutschland und Europa: „Ausgerechnet bei Startups bleibt die Digitale Agenda im Vagen.“

Fast in jedem dritten Satz von Dirks ging es bei der Vorstellung des Berichtes um Startups und junge, digitale Unternehmen. Laut Dirks sind sie essentieller Bestandteil der Digitalisierung der Wirtschaft und Gesellschaft. Die großen Unternehmen seien nicht in der Lage, die digitale Wende alleine zu schaffen. Dirks: „Startups sind entscheidend für die Zukunftsfähigkeit und damit für die Zukunft unserer Gesellschaft.“ Leider wird ihnen laut Bitkom-Untersuchung in dieser Rolle nicht genug Unterstützung und Bewegungsfreiheit zuteil. In der Digitalen Agenda der Bundesregierung gibt es jedenfalls kaum einen Hinweis auf dieses Thema.

Wichtig wäre laut Dirks, endlich eine Entbürokratisierung, die es jungen Unternehmen möglich macht, gerade in der Anfangszeit schnell zu wachsen. Gesetze müssten dringend an die digitale Welt angepasst werden. Ein europäischer Binnenmarkt mit einheitlichen Regulierungen müsse in Zukunft verhindern, dass Startups nach Asien oder in die USA abwanderten, weil es derzeit unmöglich sei, einen größeren Markt zu erschließen. Dirks: „Gerade Startups aus dem Bereich Fintech oder Healthcare werden so ins Ausland gedrängt.“ Außerdem fehle es laut Dirks immer noch an einem Venture-Capital-Gesetz, das Investments in Deutschland einfacher und attraktiver mache.

Auch an der Bildungs- und Weiterbildungspolitik muss dringend gearbeitet werden, in der Digitalen Agenda klaffe eine entsprechende Lücke. Es müsse eine bessere Ausstattung für Schulen und eine bessere Fortbildung für Lehrer geschaffen werden. Dirks plädierte für ein Pflichtfach Informatik und Englischunterricht ab der 1. Klasse. „Es geht darum, die digitale Teilhabe und Zukunftsfähigkeit für alle zu sichern und auszubauen.“ Auch Schlosser und Elektriker müssten sich fortbilden, um mit den Entwicklungen Schritt zu halten.

Dirks Fazit fiel insgesamt dennoch positiv aus. Die Bundesregierung kommt bei der Umsetzung der Digitalen Agenda voran. Und das sei auch dringend notwendig: „Wir befinden uns gerade in einer der spannendsten Phasen, die es in der Technologiegeschichte je gab. Wir müssen digitale Ökosysteme in allen Wirtschaftsbereichen schaffen, um eine führende Rolle für Deutschland und Europa möglich zu machen. Es geht um den Kern unserer Wirtschaft und unserer Verfassung.“ Die Agenda sei ein erster Schritt in diese Richtung. „Aber jetzt müssen wir weiterdenken!“

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