Bitkom: Startup-Finanzierung in Gefahr

Bitkom sieht Startup-Szene gefährdet

Die Steuervorteile für Holdings drohen zu fallen – diese Nachricht sorgt seit einigen Wochen für eine Protestwelle in der Startup-Szene. Binnen weniger Tage unterzeichneten über 1.500 Gründer und Geldgeber das Startup-Manifesto von Gründerszene. Nun kritisiert erneut der Hightech-Verband Bitkom die Pläne des Bundesrats scharf. Kommt das Gesetz, sei die Startup-Finanzierung in Gefahr, so der Verband.

Der Bitkom hat die Pläne des Bundesrats scharf kritisiert, in Zukunft die Steuerbefreiung von Dividenden und Veräußerungsgewinnen nach § 8b des Körperschaftsteuergesetzes zu streichen, wenn der Anteilsbesitz kleiner als zehn Prozent ist. Die Besteuerung von Erträgen aus solchen Streubesitzbeteiligungen würde vor allem Investoren treffen, die sich an innovativen Startups beteiligen und in der Folge zu einer verringerten Gründungsdynamik führen, so argumentiert der Verband.

Hintergrund der Bundesratsinitiative ist eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Der EuGH hatte gefordert, die Besteuerung von Erträgen aus Streubesitzbeteiligungen in Deutschland zu vereinheitlichen (Gründerszene berichtete). Bisher gilt die Steuerbefreiung nur für deutsche Investoren, was ausländische Kapitalgeber benachteiligt. Steuersystematisch ist die Befreiung notwendig, um eine Mehrfachbesteuerung derselben Erträge im Inland zu vermeiden.

Gesetz trifft Investoren und Startups

In der Startup-Szene tat sich in den vergangenen Wochen bereits ein breiter Zusammenschluss gegen die geplante Gesetzesänderung zusammen. Innerhalb weniger Tage hatten über 1.500 Gründer, Investoren und Startup-Mitarbeiter das Startup-Manifesto von Gründerszene unterzeichnet, zahlreiche Medien berichteten (Artikel bei Deutsche Startups, Artikel bei Meedia, Artikel im Tagesspiegel, Artikel in der Wirtschaftswoche).

Alle Unterzeichner fordern den Gesetzgeber auf, eine “Steuer gegen Unternehmertum” zu verhindern. Unter den Unterzeichnern junge Startups, aber auch Größen der Startupszene wie Michael Brehm, Verena Delius oder Lukasz Gadowski. Erstmals scheint nun auch kräftig Bewegung in Sachen Interessenvertretung aufzukommen.

Die Besteuerung von Erträgen aus solchen Streubesitzbeteiligungen würde vor allem Investoren treffen, die sich an innovativen Startups beteiligen und in der Folge zu einer verringerten Gründungsdynamik führen, so der Bitkom. „Junge Hightech-Unternehmen sind in der Gründungs- und Wachstumsphase dringend auf externe Kapitalgeber angewiesen“, sagt Bitkom-Präsident Dieter Kempf im Vorfeld der Beratungen des Bundestagsfinanzausschusses an diesem Mittwoch.

„Die Pläne des Bundesrats könnten die in Deutschland noch schwach entwickelte Investorenszene aus privat engagierten Business-Angels und anderen Wagniskapitalgebern im Keim ersticken.“ Im Vergleich zum angelsächsischen Raum sei der deutsche Markt für Wagniskapital unterentwickelt. „Die Folgen der schlechten Kapitalversorgung sind nicht nur weniger Gründungen, sondern auch ein langsameres Wachstum der bestehenden Startups. Das verringert die Chance, sich international zu etablieren“, so Kempf weiter.

Bitkom: Gründungsdynamik gehemmt

Aus Sicht des Bitkom sind die mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten für Startups eines der größten Hemmnisse für eine stärkere Gründungsdynamik in Deutschland. Besonders Venture Capital sei knapp. Im Jahr 2011 sind nach Angaben des BVK in der Informations- und Kommunikationstechnologie 256 Unternehmen mit Venture Capital in Höhe von 245 Millionen Euro finanziert worden. Das entspricht einem Anstieg von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

In den USA sind 2011 in diesem Segment umgerechnet 12,4 Milliarden Euro in fast 2.000 Unternehmen geflossen. Auch europäische Länder wie Großbritannien, Frankreich oder Schweden sind, gemessen am BIP-Anteil der Venture-Capital-Investitionen, besser ausgestattet als Deutschland.

„Seit einigen Jahren investieren vor allem Privatleute aus dem Internetumfeld und internationale VC-Fonds in die erstarkende deutsche Startup-Szene“, sagt Kempf. Die geplanten Steuerbelastungen seien dazu geeignet, diesem positiven Trend ein schnelles Ende zu bereiten.

Wer das Startup-Manifesto, welches an die Bundesregierung und wichtige Vertreter auf Landesebene übergeben werden soll, noch unterzeichnen will, findet das Manifesto hier.

Bild: Franz Haindl  / pixelio.de