So. Was ist denn nun eigentlich mit der Blockchain? Ist sie ein Buzzword geblieben, das man auf Panels erwähnen sollte, wenn man als halbwegs informiert gelten will? Gehört sie zur nur noch zur Welt des etwas zwielichtigen Krypto-Wahnsinns oder des Koalitionsvertrages? Oder wird irgendwo an konkreten Projekten gearbeitet, die sie als technologische Grundlage verwenden? In der vergangenen Woche habe ich zwei Leute getroffen, die tatsächlich an konkreten Einsatzmöglichkeiten arbeiten.

Es klingt fast wie ein Scherz unter Technik-Fans: Blockchain-as-a-Service. Bevor jetzt schallendes Gelächter ausbricht – genau das bietet SAP bereits eine Weile an. Eine White-Label-Lösung für Blockchain-Anwendungen. Obwohl alle das Gefühl haben, diese Technik sei noch längst nicht so weit. Der Chef der Blockchain-Abteilung im Weltkonzern mit Sitz im baden-württembergischen Walldorf erklärte mir in einem Hintergrundgespräch in Berlin-Kreuzberg, von seiner Arbeit und den Herausforderungen. Da wäre zum Beispiel das Henne-Ei-Problem.

Nur wer sie versteht, kann sie auch einsetzen

Wie soll eine Firma eigentlich wissen, dass sie Blockchain sinnvoll einsetzen könnte? Auf diese Idee muss man erstmal kommen. Das geht nicht von alleine und deshalb sieht sich SAP auch in der Rolle des Evangelisten. Firmen sollen über die Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten aufgeklärt werden. Und Aufklärung ist in diesem Fall nicht Marketing-Neusprech für Werbung. Nur wenn Manager in den Unternehmen verstehen, was technisch möglich ist, lässt sich gemeinsam erarbeiten, wie die Blockchain im Geschäftsalltag helfen kann.

Das technische Know-how ist in Deutschland allerdings weiter verbreitet als man denkt. Viele Spezialisten in großen Konzernen denken derzeit über Einsatzmöglichkeiten nach. Das ist auch besser so. Denn beim Hintergrundgespräch waren sich alle anwesenden Experten einig, dass die zukünftige Rolle der Blockchain-Technologie eher noch unterschätzt wird. In einer Welt, in der irgendwann alles vernetzt sein wird, in der Daten für alle zugänglich und sofort austauschbar sein müssen, sei Blockchain das ideale Betriebssystem, hieß es.

Auch den Verlagen kann endlich geholfen werden

Aber was ist der Unterschied, den die Blockchain Unternehmen bieten kann. Eine Erklärung war, das mit ihrer Hilfe ein Austausch von Daten stattfinden kann, ohne dass man sich Sorgen um die Sicherheit machen müsse. Die Wahrheit, der tatsächliche Zustand, die Eigentumsverhältnisse, die Echtheit von Produkten wird in der Blockchain abgebildet. Da braucht es keine Beurkundungen oder Zertifikate vom Notar. Es entstünde ein Netzwerk, das durch seine dezentrale Struktur nicht manipulierbar sei. 

Diese dezentrale Struktur kann auch Verlagen helfen. Das sagte mir Dirk Lüth. Er arbeitet seit fast 10 Jahren im Silicon Valley, hat einige Startups gegründet, stammt aber ursprünglich aus der deutschen Verlagslandschaft und war einer der Gründer der deutschen Ausgabe der FTD.  Jetzt will Lüth Verlage davon überzeugen, dass seine Technologie, die auf der Blockchain basiert, vielleicht ein Schlüssel zu einem Geschäftsmodell für digitalen Journalismus sein kann.

Mehr von dieser Idee hat er mir vor unserem Gründerszene-Podcast-Mikrofon erzählt. Ihr könnt euch das in ein paar Tagen gemütlich anhören und selber entscheiden, ob Lüth den goldenen Gral für die Verlagslandschaft gefunden hat.

Aber bis dahin ist noch ein wenig Zeit und wir hören solange Musik von der wunderbaren Inara George.

Foto: Youtube / Inara George / Screenshot