Entwickelt eine emissionsarme Alternative zum Verbrenner: Keyou-CEO Thomas Korn.

Der Ruf von Diesel-Fahrzeugen könnte kaum schlechter sein. Die deutschen Hersteller jagt ein Skandal nach dem nächsten, jetzt hat auch noch ein Gericht die Diesel-Fahrverbote in der Stuttgarter Innenstadt für rechtens erklärt. Gleiches droht in Köln und München. Gerade diese Zeit scheint für das Münchner Startup Keyou äußerst günstig.

Das Unternehmen rüstet Dieselmotoren um. Aus einem herkömmlichen Verbrenner soll ein Motor auf Basis von Wasserstoff werden – und damit eine emissionsarme Alternative bieten. „Das Gas produziert bei der Verbrennung kein klimaschädliches CO2 und kaum Stickoxide, aus dem Auspuff tropft nur Wasser“, sagt Mitgründer Thomas Korn im Gespräch mit Gründerszene. Im Vergleich mit einer Batterie hat Wasserstoff als Antrieb weitere Vorteile – darunter eine Reichweite von rund 500 Kilometern, wohingegen die derzeit verkauften Batterie-Fahrzeuge keine 200 Kilometer mit einer Akkuladung schaffen.

Neu ist die Technologie aber nicht. BMW hat bereits im Jahr 2007 ein Pkw-Modell mit Wasserstoffverbrennungsmotor vorgestellt. Das fuhr auch, trotzdem gab der bayerische Autokonzern die Entwicklung zwei Jahre später auf. Keyou-Gründer Korn leitete damals das Wasserstoff-Projekt bei BMW. Der Stopp hat ihn nicht losgelassen.

Dass sich die Wasserstoff-Fahrzeuge nicht durchsetzen konnten, habe zwei Gründe, sagt Korn heute. Und technische seien es nicht gewesen.

„Einerseits gab es damals noch keine Infrastruktur für die Wasserstoffmobilität – und damit auch keinen Markt für die entsprechenden Fahrzeuge.“ Auch heute ist in Deutschland allerdings ein flächendeckendes Netz von Wasserstofftankstellen noch in weiter Ferne, aktuell stehen laut der Organisation CEP nur rund 30 davon entlang der Straßen. Bis 2019 sollen es 100 werden.

Nach Tests in Kalifornien gab BMW ein ähnliches Projekt auf

Der zweite Grund für die Aufgabe des Projekts sei ein politischer gewesen, sagt Korn. 2007 und 2008 habe BMW den Wasserstoffverbrennungsmotor in Kalifornien einführen wollen. „Trotz erfolgreicher Tests wurde die Technologie von den zuständigen Behörden in Kalifornien nicht als Zero-Emission-Vehicle anerkannt.“ Daraufhin habe BMW die Technologie aufgegeben – und stattdessen auf Batterien und Elektromotoren gesetzt.

Korn will dem Antrieb jetzt zum Durchbruch verhelfen. Gemeinsam mit seinem ehemaligen BMW-Kollegen Alvaro Sousa gründete er deswegen im Herbst 2015 Keyou. In einer ersten Finanzierungsrunde im Jahr 2016 sammelte das Startup einen siebenstelligen Betrag ein. Kapitalgeber war die Maschinen- und Werkzeugfabrik Nagel in Nürtingen.

Noch steht das junge Unternehmen allerdings ganz am Anfang. Vor wenigen Wochen lief erstmals der Keyou-Motor auf dem Prüfstand. Im kommenden Jahr will Keyou einen umgerüsteten Lkw als Prototyp vorstellen. Mehrere Automobilhersteller hätten bereits Interesse an der Technologie angekündigt, heißt es. Um wen es sich dabei handelt, will Korn nicht verraten.

Der umgerüstete Motor soll etwa so teuer sein wie ein Dieselmotor. Ob er sich tatsächlich rechnet, hängt von den Kosten pro Kilo Wasserstoff ab. Nach Angaben des Startups wäre das bei einem Preis von gut drei Euro pro Kilogramm Wasserstoff der Fall.

Keyous Entwicklung und auch Elektromotoren sind aber sicherlich nicht die einzige Antwort auf den Dieselskandal. Dem japanischen Automobilbauer Mazda ist es offenbar gelungen, einen Benzinmotor zu entwickeln, der weniger Kraftstoff verbrauchen soll als vergleichbare Diesel-Aggregate, wie Autobild berichtet. Und ein Paderborner Busunternehmen teste kürzlich einen neuen Abgasfilter, der die Partikel- und Stickoxid-Werte drastisch senkt. 

Korn ist zuversichtlich, dass es dieses Mal besser klappt als noch bei BMW. „Der Bedarf an sauberen und nachhaltigen Technologien ist gestiegen, aber die derzeit angebotenen Lösungen sind nicht in der Lage, eine zu konventionellen Fahrzeugen wettbewerbsfähige Lösung zu bieten.“

Bild: Keyou