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Bodega-Gründer Ashwath Rajan und Paul McDonald

Bodega ist das spanische Wort für Keller oder Vorratskammer. In den USA nennt man so auch kleine Nachbarschaftsläden, die oft 24 Stunden geöffnet haben. In Berlin würde man dazu „Späti“ sagen. Ein junges Unternehmen aus dem Silicon Valley bereut es hingegen wohl gerade, diesen Firmennamen gewählt zu haben.

„Bodega ist entweder das am schlechtesten benannte Startup des Jahres – oder das bösartigste“, titelt beispielsweise das Tech-Portal The Verge. Auf Twitter tobt ein regelrechter Shitstorm. Und das hat viel mit 24-Stunden-Nachbarschaftsläden zu tun, beziehungsweise mit der Angst vor dem Verlust dieser beliebten Institution, die auch sonntags oder nach Ladenschluss noch den Kühlschrank füllt.

Das Unternehmen, gegründet von den Ex-Google-Mitarbeitern Paul McDonald und Ashwath Rajan, bietet eine Box an, die überall aufgestellt werden kann und aus der man Lebensmittel entnehmen kann, die per App bezahlt werden. Oder wie es der Guardian ausdrückt: einen „glorifizierten Snackautomaten“.

Denn Bodega will mit seinen an Ikea-Glasvitrinen erinnernden Geräten nicht bloß Schokoriegel und Salzbrezeln verkaufen, wie andere Automatenauftsteller es seit Jahrzehnten tun. Nein, Gesichtserkennung und Maschinelles Lernen, zwei der größten Tech-Buzzwords aktuell, spielen dabei auch noch eine Rolle. Gründer McDonald sagte dem Wirtschaftsmagazin Fast Company vor kurzem sogar: „Zentralisierte Einkaufs-Locations werden irgendwann überflüssig sein, weil 100.000 unserer Bodegas überall verteilt sein werden, keine mehr als 30 Meter von dir entfernt.“

Es wirkt wie ein weiterer Fall von Startup-Hybris, die den Gründern auf die Füße fällt. Gerade erst musste Juicero, Anbieter einer teuren und de facto nutzlosen Saftpresse, den Betrieb einstellen. Die Obstbeutel des Startups ließen sich auch von Hand ausdrücken, das Gerät für 700 Dollar war dafür überflüssig.

Bei Bodega kommt zum in den Augen der Kritiker nicht erkennbaren Mehrwert, etwa auch gegenüber Lebensmittel-Lieferdiensten wie Amazon Fresh, noch das Thema Gentrifizierung. Die Startup-Community gilt als einer der Mitschuldigen an der Verdrängung ärmerer Bevölkerungsschichten aus bestimmten Stadtvierteln. Zwei Typen von Google, die den Ladenbesitzer von nebenan arbeitslos machen – das war das perfekte Negativsymbol.

Das hat wohl auch Gründer McDonald gemerkt. Noch am Tag des Fast-Company-Interviews ruderte er auf Medium zurück: „Versuchen wir den Laden an der Ecke zu verdrängen? Definitiv nicht.“ Man wolle bloß den Handel an Orte bringen, wo er noch nicht existiere – und Jobs erschaffen, statt sie zu zerstören. Womit er nicht unbedingt das eigene Unternehmen meint: „Wir sehen eine Zukunft, in der jeder eine Bodega besitzen und betreiben kann“, schreibt der Gründer.

Bild: Bodega