Individuelle Farbwahl für Kühlschränke bietet Bosch schon länger an. Wie hier auf der IFA 2013.
Individuelle Farbwahl für Kühlschränke bietet Bosch schon länger an. Wie hier auf der IFA 2013.

Europas größter Hersteller von Hausgeräten, die Bosch-Tochter BSH, will künftig individuelle Produkte auf den Markt bringen. Ähnlich wie beim Kauf eines Autos mit dem Zubehörkatalog soll der Kunde beispielsweise die Farbe, die Innenraumanordnung im Kühlschrank oder die Funktionen selbst wählen können. Weil immer mehr Anwendungen über Software gesteuert werden, sollen sich die Kunden auch Zusatzprogramme herunterladen können, etwa spezielle Wasch- oder Geschirrspülerprogramme. 

Wie die BSH-Geschäftsführung jetzt in München verkündete, wird in diesem Jahr in China die Komposition des individuellen Kühlschranks über die Smartphone-App WeChat gestartet. Chinesen seien bei Online-Käufen und der Nutzung neuer Technologien aufgeschlossener als deutsche Kunden, sagt BSH-Manager Michael Schöllhorn. Der Hausgerätehersteller investiere in die Produktionstechnik, um die Einzelstücke herstellen zu können. „Denkbar wäre der Kühlschrank mit der FC-Bayern-München-Blende“, sagt Schöllhorn, um nur ein Beispiel zu nennen. Noch steht aber nicht fest, wann deutschen Kunden dieser Individualservice angeboten wird.

Die BSH, ehemals Bosch Siemens Hausgeräte, gehört seit 2015 komplett zu Bosch. Seitdem gibt die Firma weniger Einblick in ihr Zahlenwerk. BSH-Chef Karsten Ottenberg sieht den Konzern auf gutem Weg, das Ziel von 20 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2025 zu erreichen. Auch 2017 habe die BSH deutlich besser als der Markt abgeschnitten. Der Umsatz stieg um knapp sechs Prozent auf 13,8 Milliarden Euro. Wie hoch der einzelne Umsatzanteil der insgesamt 14 Marken, darunter Bosch, Siemens, Gaggenau und Neff, ist, wird aber nicht verraten. „Wir haben im Moment keine Schwäche“, sagt Finanzchef Johannes Närger.

Kühlschrank mit Blumendekor für Indien

Besonders stark gewachsen ist BSH in Asien. Inzwischen macht die Bosch-Tochter in China mehr Umsatz als in Deutschland und liegt dort auf Platz drei. Weiter ausgebaut wird ein Produktionskomplex mit inzwischen 12.000 Beschäftigten und einer Million Quadratmeter Gesamtfläche im chinesischen Chuzhou. Als einen Schlüssel zum Erfolg sieht BSH die Regionalisierung der Produkte, etwa den Kühlschrank mit Blumendekor für Indien.

Um die Marke Bosch in Afrika bekannt zu machen, wurde eine Kühlbox entwickelt, die ohne Strom über die Verdunstung von Wasser funktioniert. Die Box mit etwa 45 Liter Inhalt kann so den Innenraum um gut zehn Grad Celsius gegenüber der Außentemperatur senken. Jeden Tag müssen aber 1,4 Liter Wasser nachgefüllt werden. Produziert wird die Box in der Türkei.

Das BSH-Management räumt offen ein, dass die „FreshBox für Afrika“ vor allem dazu dient, den Markennamen bekannt zu machen. In diesem Jahr sollen etwa 50.000 Boxen in Afrika verkauft werden, zum Preis von 40 bis 50 Dollar. Eine Box mit Siemens-Schriftzug sei nicht geplant.

BSH-Chef Ottenberg will das Tätigkeitsfeld des Konzerns, der weltweit auf einem der vorderen Plätze in der Branche liegt, erweitern. Neben den reinen Geräten sollen zusätzliche digitale Funktionen und Dienstleistungen angeboten werden. Er sieht damit eine Weiterentwicklung über die reine Vernetzung der Geräte. „Die Art, wie Menschen leben, kochen und ihre Hausarbeit erledigen, verändert sich“, sagt Ottenberg.

Konkurrenzprodukt zum Thermomix

Welche Möglichkeiten es heute schon gibt, wurde bei der Pressekonferenz an einem Tesla-Automodell gezeigt. Über den Auto-Bildschirm ist ein Blick in den BSH-Kühlschrank oder die Inbetriebnahme des Herdes zu Hause möglich. Zu den Dienstleistungen gehört beispielsweise die App WeWash für die Nutzung von Gemeinschaftswaschmaschinen.

Denkbar sind auch Displays in der Küche, über die Rezepte angezeigt werden. Wie am Rande der Pressekonferenz zu erfahren war, will BSH voraussichtlich Ende 2019 mit einem Kochgerät als Konkurrenzprodukt zum Thermomix von Vorwerk auf den Markt kommen.

Dieser Text erschien zuerst bei welt.de.

Bild: Getty Images / JOHN MACDOUGALL / Staff