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Misha Gopaul ist der Co-Founder und CEO von Fatmap

Jetzt fliehen die britischen Startups reihenweise von der Insel, hieß es nach der Brexit-Abstimmung im vergangenen Jahr. Meistgenanntes Ziel: Berlin. Eines der Unternehmen, die den Schritt in die deutsche Hauptstadt tatsächlich gewagt haben, ist Fatmap aus London, Anbieter von 3D-Gebirgskarten für Skifahrer, Mountainbiker und andere Extremsportler. Gründer Misha Gopaul sprach mit uns über die Stärken und Schwächen von Berlin als Startup-Stadt und Kollegen, die noch in Großbritannien ausharren.

Viele europäische Städte versuchen, Unternehmen aus London und Großbritannien anzulocken. Zum Beispiel Paris geht da gerade sehr aggressiv vor. Warum habt Ihr Euch für Berlin entschieden?

Weil es eine der Tech-Hauptstädte Europas ist. Für uns war vor allem die Konzentration von Talent wichtig. Viele andere Geo- und Mapping-Firmen haben hier ihren Sitz. Ein paar unserer Leute waren auch schon hier, unser Chairman Michael Halbherr etwa oder unser Head of Design Markus Ort. Wir hatten also bereits einen Nukleus in der Stadt, von dem aus unser Netzwerk wachsen konnte.

Habt Ihr auch andere Städte in Betracht gezogen?

Wir haben uns auch andere Städte angesehen aber was starkes Product Management und gute Entwickler anging, waren London und Berlin für uns die einzigen beiden Möglichkeiten.

Was waren Eure Gründe, London zu verlassen?

Die Brexit-Entscheidung setzt Firmen vor allem bei der Suche nach guten Mitarbeitern unter Druck, das war ein wichtiger Faktor für uns. Außerdem ist Europa unser größter Markt, der Outdoor-Sektor ist hier logischerweise größer als in Großbritannien allein. Und die Kosten sind in London sehr viel höher als hier.

Die Brexit-Abstimmung liegt etwas mehr als ein Jahr zurück. Was waren die Auswirkungen auf die britische Startup-Szene?

Ich habe von Anwälten gehört, dass derzeit viele britische Unternehmen Fusionen mit europäischen Firmen anstreben – als Garantie, dass sie nicht irgendwann Handelsprobleme bekommen. Aber letztlich ist der Brexit ein externer Faktor, an dem du nichts ändern kannst. In gewisser Weise machen erst einmal einfach alle mit ihrem Business weiter wie bisher. Es ändert sich ja im Grunde nichts an der Qualität deiner Geschäftsidee. Das größte Problem ergibt sich wie erwähnt bei der Talentsuche. Aber ehrlich gesagt: Seit der Abstimmung vor einem Jahr ist noch nicht viel passiert, derzeit wird die Veränderung mehr von Gefühlen getrieben als von Realitäten. Aber ich schätze, das wird sich im kommenden Jahr schnell ändern, wenn die Deadline für den Brexit näher rückt.

Was macht Berlin als Startup-Stadt besser als London?

Zum einen steht mehr Fläche zu einem vernünftigen Preis zur Verfügung. Man kann wirkliche Spaces für Menschen schaffen statt einfach nur Büros. Als Outdoor-fokussiertes Unternehmen wollen wir natürlich einen großen Raum realisieren, der Assoziationen zu unserem Produkt weckt. Das kann man hier in Berlin viel leichter als anderswo. Unsere Leute in London haben sich sehr auf den Umzug gefreut und sind alle mitgekommen. Und das liegt ganz einfach an der Lebensqualität, Berlin wirkt eine große Anziehungskraft auf Menschen aus. Wir haben das Gefühl, dass alles viel mehr Fahrt aufgenommen hat seit wir hier sind. Selbst Talente von außerhalb, die wir anheuern wollen, sind jetzt sehr viel eher bereit, zu uns zu kommen. Es fühlt sich wie ein sehr guter und einfacher Ort an, um ein Geschäft aufzubauen.

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Fatmap bietet hochauflösende 3D-Karten von Gebirgen für Extremsportler. Geld verdient das Startup mit kostenpflichtigen Offline-Karten und B2B-Lizenzen.

Und was macht Berlin schlechter als andere Startup-Städte?

Eine Herausforderung ist die Bürokratie, in ganz Deutschland. Es ist alles sehr viel komplizierter als in Großbritannien, viele Dinge dauern wesentlich länger. Das gilt nicht nur für Unternehmen, sondern auch für den Einzelnen: Wenn man hier zum Beispiel eine Wohnung sucht, ist es – trotz aller Lebensqualität – oft sehr schwierig, eine zu finden. In London ist das sehr viel besser aufgestellt, auch wenn man das vielleicht nicht denkt.

Wie beurteilst du die Investoren-Szene in Berlin verglichen mit London?

Es gibt eindeutig mehr Kapital in London. Aber egal, wo das Geld sitzt, die Investoren sind immer bereit, in ganz Europa zu investieren. Einer unserer Geldgeber kommt aus Deutschland – Capnamic – und sie haben uns sehr geholfen, da hinzukommen, wo wir jetzt sind. Es gibt aus unserer Sicht also keinen so großen Unterschied. Viele der Unterhaltungen, die wir hier bisher mit Investoren hatten, waren sehr positiv.

Was sind die nächsten Schritte für Fatmap?

Wir bauen unser Team weiter auf, 13 Leute sind schon hier, 20 bis 25 sollen es in den kommenden Monaten werden. Noch sind wir in einem Übergangsbüro, werden aber bald unsere richtigen Räume beziehen. Aber der Hauptfokus liegt jetzt darauf, unsere Karten von einzelnen Reisezielen zu einer globalen Gesamtkarte zusammenzufassen.

Bilder: Fatmap