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bring Seit der Finanzierungsrunde im Mai zu sechst: das Bring!-Team mit den Gründern Sandro Strebel (ganz links), Marco Cerqui (zweiter von links) und Dominic Mehr (dritter von links)

Eine einzige Zeile reicht offenbar, um die Download-Zahlen einer App im Google-Play-Store explodieren zu lassen. Mit dem Hinweis „Empfehlung der Redaktion“ („Editor’s Choice“) schmückt Google Anwendungen, die den Geschmack des kalifornischen Softwarekonzerns treffen.

Den Machern der Schweizer App Bring!, mit der sich digitale Einkaufslisten erstellen lassen, hat diese Google-Plakette zum Erfolg verholfen: 400 Prozent mehr Downloads soll ihnen die Auszeichnung in den ersten Wochen beschert haben. Sie ist seit Ende 2015 auf der Bring!-Seite im Play Store zu sehen. Inzwischen wurden die Android- und iOS-Anwendungen nach Angaben der Gründer insgesamt über 1,5 Millionen Mal heruntergeladen.

Das Bring!-Team orientierte sich bei der Konzeption der App auch an den Stil-Vorgaben von Google. Und an der Smartwatch-Technologie des Konzerns: „Android Wear wurde im Sommer 2014 angekündigt“, erzählt Mitgründer und CEO Maro Cerqui. „Schon wenige Wochen danach haben wir Bring! für die Google Smartwatch veröffentlicht. Das muss Google mitbekommen und uns daraufhin angeschrieben haben.“

Seitdem bestehe eine regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Konzern, so Cerqui. Features und strategische Pläne würden teilweise abgestimmt. Angesichts der begehrten „Editor’s Choice“-Platzierung scheint es fast so, als hätten sich die Gründer damit in ein Abhängigkeitsverhältnis begeben. Doch Cerqui beteuert: „Wir bestimmen unsere Roadmap selber.“ Google unterstütze sie aber dabei, ihre „Ideen optimal auf der Android-Plattform umzusetzen.“

Zahllose Wettbewerber

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Bring CH Die Produkt-Icons zeichnet Mitgründer Sandro Strebel selbst.

Es gibt bereits zahllose Apps, die den Einkaufszettel digitalisieren. Von dieser Konkurrenz will sich Bring! unterscheiden, in dem es die gemeinsame Planung des Einkaufs ermöglicht. Nutzer legen mit der App über einen Icon-Katalog Einkaufslisten an, die sie mit anderen Einkäufern, wie dem Mitbewohner oder dem Partner, teilen. Push-Nachrichten informieren über Änderungen an der Liste. „Wir konzentrieren uns auf Mehrpersonenhaushalte. Es geht uns vor allem um Leute, nicht nur um Einkäufe“, sagt Mitgründer Dominic Mehr.

Zudem wolle das Team in Zukunft verstärkt auf Machine Learning setzen. Die App soll sich merken, in welchen Zyklen Artikel wie Waschmittel auf der Einkaufsliste landen – und den Nutzer zum richtigen Zeitpunkt daran erinnern, dass das Waschmittel bald ausgehen könnte.

Bring! ist kostenlos, Werbung findet man zumindest in der deutschen Version nicht. Schweizer Nutzer sehen hingegen Native Ads, Unternehmen zahlen für die Platzierung ihrer Produkte.

Marco Cerqui, Dominic Mehr und Sandro Strebel gründeten die Bring! Labs AG im Frühjahr 2015. Damals steckten sie ihr eigenes Geld in das Unternehmen, sammelten aber auch einen Teil von externen Investoren ein. Insgesamt brachten sie so 200.000 Schweizer Franken auf. Im vergangenen Mai gab es dann die zweite Finanzierungsrunde: Business Angels steckten 1,3 Millionen Euro in das Startup, unter anderem über eine Fundraising-Kampagne auf der Investment-Plattform Investiere.ch.

Die App selbst gibt es schon seit 2012. Bis zur Gründung der AG hatten Cerqui und Strebel sie neben ihrer Tätigkeit als IT-Berater entwickelt.

Bilder: Bring!