Brit Morin will bei „Brit + Co“ mit Workshops und Events Geld verdienen.
Brit Morin will bei „Brit + Co“ mit Workshops und Events Geld verdienen. Brit Morin will bei Brit + Co mit Workshops und Events Geld verdienen.

Sie will die Martha Stewart der Millennials werden: Daran arbeitet Brit Morin mit ihrer Lifestyle-Marke Brit + Co seit 2011. Mit einem Mix aus DIY-Projekten, Mode und Technologie erreicht sie eigenen Angaben zufolge monatlich zwölf Millionen Nutzer. Ihre Version der modernen Haushaltsführung hat Morin vergangenes Jahr in ihrem ersten Buch „Homemakers“ festgehalten, außerdem demonstriert sie ihre Projekte des öfteren in US-amerikanischen TV-Shows.

Zu den Angel-Investoren von Brit + Co zählt Morins ehemalige Google-Kollegin Marissa Mayer, insgesamt hat sie über 27 Millionen US-Dollar eingesammelt. Damit will die Gründerin mit ihrem in San Francisco beheimateten Startup den E-Commerce-Bereich ausbauen und international expandieren. Auch Deutschland hat die Geschäftsführerin als Markt im Visier. Im Gründerszene-Interview erklärt sie, warum Walt Disney ihr Vorbild ist und wie Brit + Co aus der Tech-Nische herauskommen will.

Brit + Co startete im Herbst 2011 als einfacher Lifestyle-Blog. Was war damals Deine Vision, und hast Du diese rückblickend umgesetzt?

Ich wollte mit Brit + Co eine Plattform schaffen, die sehr von Inhalten getrieben ist, aber auch mit E-Commerce-Integration. Was ich damals noch nicht wusste, ist, wie dieses Zusammenspiel aussehen wird. Vieles haben wir auf dem Weg gelernt, auch überraschende Dinge. Im letzten Jahr haben wir zum Beispiel gesehen, dass unsere Leserinnen neue Fähigkeiten lernen wollen. Daraus ist ein neuer Geschäftsbereich entstanden: ein Marktplatz, auf dem Experten ihre Workshops anbieten können. Außerdem überlegen wir gerade, noch mehr eigene Produkte zu launchen und denken auch über eine internationale Expansion nach. Das war schon zu Beginn meine Vision für Brit + Co.

Du hast die Plattform allein gegründet, mittlerweile hast Du mehr als 100 Mitarbeiter.

Es war immer Teil meines Plans, aus Brit + Co ein großes Unternehmen zu bauen. Als Gründerin muss man alle Tätigkeiten einmal machen und das hat die Marke geprägt, als ich mit dem Bloggen angefangen habe. Heute bin ich noch immer sehr involviert und treffe viele Entscheidungen, schreibe aber nicht mehr selbst.

Die Marke hängt schon allein wegen des Namens sehr an Deiner Person. War das ein Problem bei der Suche nach Investoren? Was, wenn Brit Morin Brit + Co verlassen möchte?

Diese Frage habe ich tatsächlich bekommen, was mich ärgert. Denn ich glaube an dieses Geschäft und will dranbleiben. Investoren sollten sich vielmehr darüber freuen, dass jemand seinen Namen und sein Gesicht für das Unternehmen hergibt. Das zeigt doch nur, wie sehr er an seiner Idee hängt. Mein Ziel ist – und das habe ich den Investoren auch gesagt – das nächste Walt Disney zu gründen. Wenn ich 75 bin, hoffe ich, dass Brit + Co unabhängig arbeiten kann und nicht von einer Person abhängt. Das Co steht übrigens für Community, da haben wir schon mitgedacht.

Als Lifestyle-Marke bist du im Tech-zentrierten Silicon Valley in der Minderheit. Warum hast Du San Francisco als Standort gewählt und nicht Los Angeles oder New York?

Ich denke schon, dass wir ein Tech-Unternehmen sind. Eigentlich ist jedes Unternehmen auch ein Tech-Unternehmen. Als ich Brit + Co gegründet habe, war es meine Intention, mit Technologie klügere Inhalte zu kreieren, um traditionelle Medienunternehmen zu überholen. Unsere Plattform ist sehr analysegetrieben, wir investieren in Customer-Relationship-Management und entscheiden anhand von Daten, welche Inhalte und Produkte wir entwickeln. Brit + Co ist so gesehen vorrangig eine Tech-Company und zweitrangig eine Lifestyle-Company.

Wie schaffst Du es, aus der Tech-Nische herauszukommen und ein breites Publikum zu erreichen?

Nach außen spielen wir den Tech-Fokus nicht so stark aus. Wir möchten die breite Masse in Amerika ansprechen und viele sind einfach neugierig und interessieren sich für Technologie. In diesem Sinne unterscheidet sich Brit + Co meiner Meinung nach auch von anderen Plattformen, die in New York oder Los Angeles beheimatet sind.

Du hast vorhin erwähnt, die Integration von Commerce stärker ausbauen zu wollen. Aus welchen Geschäftsfeldern besteht Brit + Co und wie viel bringen diese ein?

Wir sind noch immer sehr stark auf das Mediengeschäft fokussiert. Wir erreichen über unser Netzwerk mittlerweile 70 Millionen User pro Monat. Hier ist Werbevermarktung die Haupteinnahmequelle. Der Online-Handel ist ein Jahr alt und erst seit der Finanzierungsrunde im vergangenen Jahr haben wir Ressourcen dafür zur Verfügung. Der Bereich wächst noch schneller als das Mediengeschäft, aber hat noch viel Aufbauarbeit vor sich.

Brit + Co veranstaltet zudem Events und Messen. Was ist hier die Strategie dahinter?

Darüber denken wir gerade intensiv nach. Unsere Konferenz Re:Make haben wir bereits drei Mal veranstaltet und sie ist mittlerweile profitabel. Wir wollen die Eventreihe in andere Städte bringen, müssen aber noch planen, wie wir das Geschäft am besten skalieren. Wahrscheinlich werden wir die Events langsamer wachsen lassen als den Content und E-Commerce.

Und wie sieht es mit der internationalen Expansion aus, gibt es dazu schon konkrete Pläne?

Wir sind in Verhandlungen und tauschen uns mit Leuten in Europa aus, um den Markt zu verstehen. In Frankreich, Deutschland und Großbritannien haben wir bereits viele Leserinnen. Aber eine definierte Timeline haben wir für die Internationalisierung noch nicht.

Als Du 2013 die erste große Finanzierungsrunde abgeschlossen hast, gab es einige kritische Stimmen, die sich wunderten, warum der Lifestyle-Blog einer Frau so viel Geld braucht. Sind solche Vorurteile bei Deiner zweiten Finanzierungsrunde 2015 weniger geworden?

Ja, ich glaube aber nicht, dass das unbedingt damit zu tun hat, dass ich eine Frau bin. In den vergangenen zwei Jahren ist sehr viel Kapital in Medien-Startups geflossen, die Investoren sind jetzt viel offener für die Medienbranche. BuzzFeed, Vice und Vox Media sind nur einige Beispiele dafür. Die Kritiker haben damals wahrscheinlich einfach das Business nicht verstanden und die Vision, die ich für Brit + Co hatte. Für weibliche Gründerinnen hat sich in den vergangenen Jahren trotzdem einiges geändert. Das Thema hat durch den Ellen-Pao-Fall mehr Öffentlichkeit bekommen, weshalb es auch den Investoren viel mehr bewusst ist als früher. Ich habe mich aber immer mehr auf meine Metriken verlassen als auf die Tatsache, eine Frau zu sein, um einen Deal abzuschließen. Und ich hoffe, das tun die VCs auch.

Bild: Brit + Co