seven ventures pitch day

Busuu holt Publikums- und Jurypreis

Am siebten November vergab ProSiebenSat.1 sieben Millionen Euro Werbebudget and sieben Startups.  Was eher nach Maya-Kalender klingt war das Highlight der NOAH Konferenz 2012 in London: Der SevenVentures Pitch Day.

SevenVentures, der Venture-Arm der ProSiebenSat.1 Group, lobte sieben Millionen Euro Werbebudget aus – am Schluss stand ein klarer Sieger fest: Busuu (www.busuu.com), die Sprachlern-Community aus Madrid, sicherte sich sowohl den Jury- als auch den Publikumspreis und konnte mit vier Millionen Euro Mediabudget den Heimweg antreten. Über den zweiten Platz und analog zwei Werbemillionen durfte sich die Rabatt-App  Wynsh (www.wynsh.com) freuen, mit einer Million und dem dritten Platz wurde der personalisierte Radio-Dienst Capsule.fm aus Berlin bedacht.

Obwohl das Finale in London stattfand, ließ das Teilnehmerfeld Mallorca-Stimmung aufkommen: Ziemlich viele Deutsche mit dabei. Neben der Rabatt-App Wynsh (www.wynsh.com) war mit der Online-Tauschbörse Stuffle Hamburg gleich zweimal verteten, die Geschenkgutschein-Plattform Bonayou (www.bonayou.com) sowie der Second-Screen-Service Wywy (wywy.com) repräsentierten die Münchener Gründerszene und Capsule.fm hielt mit fragwürdigem Geschäftsmodell und Hipster-Ästhetik für Berlin die Fahne hoch. Als einziger Spanier im Startup-Mallorca genoss Busuu aus Madrid vermeintlichen Heimvorteil – aus dem Silicon Valley hat es einzig die soziale Fotoanwendung Cooliris nach London geschafft.

SevenVentures Pitch Day – Der „Grill“

Sieben Finalisten hatten auf der NOAH-Bühne die Möglichkeit die Jury und das Publikum von ihrem Konzept zu überzeugen. Im Vorfeld mussten sich die teilnehmenden Startups bereits gegen ein Feld aus über 300 Bewerbern aus 14 Ländern durchsetzen.

Wie wurde gepitcht? In kurzen Auftaktsessions präsentierten die Startups im Elevator-Pitch ihr Unternehmen dem Publikum, anschließend durften sich die Teams im sogenannten „Grill“ den kritischen Fragen der Jury stellen. Auf der Richterbank saßen neben Thomas Ebeling, CEO von ProSiebenSat.1, Sonali De Rycker (Accel Partners), Philipp Freise (KKR), Lars Hinrichs (Xing und HackFwd), Saul Klein (Index Ventures und Seedcamp), Jörg Mohaupt (Access Industries) und Oleg Tscheltzoff, Geschäftsführer von Fotolia.com.

Viele Fragen der Jury kreisten um die Monetarisierung der Geschäftsmodelle – durchaus kritisch wurden hierbei die Modell des Geschenke-Startups Bonayou und der Flohmarkt-App Stuffle beäugt. Fragen zur Relevanz der App im Gegensatz zu konkurrierenden Anwendungen mussten sich Capsule.fm oder Wywy gefallen lassen. Obwohl Jurorin Sonali de Rycker Busuus Geschäftsmodell und Wachstumsstrategie mehrmals in die Zange nahm konnte das Startup, das bereits seit 2008 existiert, mit einer klaren Strategie punkten und sich damit den Sieg sichern. Auch die Mehrheit der über 13.000 Onlinestimmen konnten die Spanier auf sich vereinen und damit das „Double“ perfekt machen.

SevenVentures setzt auf TV-affine Startups

NOAH-Veranstalter Marco Rodzynek bezeichnet seine Konferenz als ein “Must-attend-Event” der Finanzindustrie – dementsprechend Anzug-lastig setzte sich das Feld der Teilnehmer und Speaker zusammen. Im Fokus der Veranstaltung schienen nicht die ganz frischen Ideen, sondern eher Diskussionen um die Anschlussfinanzierung bereits erfolgreicher Modelle zu stehen. Rodzynek verspricht: „Wie jedes Jahr werden durch die NOAH Konferenz zirka 50 bis 100 Unternehmen Kapital finden“. Um in der stereotypischen Terminologie zu bleiben galt somit grob gesagt: „Nadelstreifen statt Hornbrille“.

Nicht ganz uneigennützig hat sich SevenVentures daher dafür entschieden mit einem eigenen Pitch-Event Raum für die „Jungen Wilden“ zu schaffen. Nach eigenen Angaben bietet SevenVentures jungen Unternehmen sogenannte Media-for-Revenue und Media-for-Equity Deals an. Dies bedeutet, dass Werbezeiten auf den eigenen Kanälen (ProSieben, Sat.1, Kabel Eins und Sixx) gegen Unternehmensanteile oder Umsatzbeteiligungen der Startups getauscht werden.

Seven Ventures versteht sich selbst als Impulsgeber für den Eintritt in den deutschen E-Commerce-Markt und konzentriert seine Investments daher auf Wachstumsunternehmen  mit Produkten in TV-affinen Segmenten. In den grauen Vorzeiten des deutschen Onlinebusiness wären dies wahrscheinlich vornehmlich Jamba-Klingeltöne gewesen, im heutigen Markt sieht das Angebot vielfältiger aus: Im Portfolio von SevenVentures finden sich Web-Klassiker wie Opodo (www.opodo.de) oder Zalando (www.zalando.de) und Inkubator-Neulinge wie Tirendo (www.tirendo.de) aber auch exotischere Ideen wie der Lactose-Spender LactoStop (www.lactostop.de) oder die Fitness-Community 10 Weeks Body Change (www.10wbc.de).

Bildmaterial: Linsey Fryatt / Venture Village