Hebamme Call a midwife
Die Plattform „Call a Midwife“ hilft vor allem bei Fragen nach der Geburt

„Je digitaler Frauen werden, desto unsicherer werden sie auch, zumindest in der Schwangerschaft“. Das behauptet die Berliner Hebamme Sabine Kroh. Sie hat beobachtet, dass Schwangere und junge Mütter aus Unsicherheit häufig googeln, so auf widersprüchliche Ergebnisse und Meinungen stoßen und noch besorgter sind als vorher – oder aber falsch informiert. 

Kroh hat deswegen im vergangenen Sommer das Startup Call a Midwife, zu deutsch: ruf eine Hebamme an, gegründet. Gegen eine Gebühr können Frauen bei Fragen mit einer Hebamme telefonieren oder E-Mails schreiben. Ein 30-Minuten-Gespräch kostet beispielsweise 49 Euro, vier Gespräche á 30 Minuten liegen bei 149 Euro. Innerhalb von höchstens 24 Stunden könne sie über ihre Plattform ein Gespräch vermitteln, sagt die Gründerin. 

Doch ist dieses Angebot nicht überflüssig und überteuert? Schließlich hat in Deutschland jede Schwangere Anspruch auf eine Hebamme, deren Leistung von der Krankenkasse bezahlt wird. 

Gründerin Sabine Kroh sieht das nicht so. Sie weiß aus jahrzehntelanger Berufserfahrung, dass viele Frauen in Deutschland keine Hebamme finden – oder ihre Hebamme nicht ständig erreichen können. Ihr Service sei deswegen eine „digitale Ergänzung“ zu dem bestehenden Angebot der Hebammen. Zudem lebe die Hälfte ihrer Kundinnen außerhalb Deutschlands, in Ländern, in denen das Hebammen-Netzwerk nicht so verbreitet ist. In Polen, Ukraine, Türkei und Russland beispielsweise. 

13 Hebammen sind derzeit für Call a Midwife freiberuflich im Einsatz, neun Sprachen bieten sie zusammen an. Sie helfen und beraten bei den typischen Schwangerschaftsbeschwerden wie Diabetes, Bluthochdruck oder Hautausschlag. Die meisten Fragen betreffen laut Kroh allerdings die Phase nach der Geburt: Wie stille ich richtig? Wie schläft mein Kind besser ein? Wie warm muss ich es anziehen?

Sabine Kroh selbst ist 48 Jahre alt, seit Jahrzehnten ist sie als Hebamme aktiv, 1.800 Kinder hat sie nach eigener Aussage zur Welt gebracht. Sie weiß, dass ein Telefonat die persönlichen Treffen mit einer Hebamme nicht ersetzen kann. Aber: „Ich bin erstaunt, wie viele Sorgen sich auch gut am Bildschirm lösen lassen.“

In den ersten Monaten finanzierte Kroh ihr Startup selbst. Im Mai hat sie Mitgründer Matthias Jäckel an Bord geholt und einen sechsstelligen Betrag von einem Investor erhalten. Mit diesem Geld möchte sie nun wachsen. Ihre Ziele: Eine eigene App und eine Kooperation mit den deutschen Krankenkassen. 

Sabine Kroh ist Gewinnerinnen des 25-Frauen-Awards von Edition F. Weitere 24 beeindruckende Frauen, die die Auszeichnung erhalten haben, findest Du hier.

Bild: Getty Images / IAN HOOTON