cargonexx

Eigentlich ist Rolf-Dieter Lafrenz in der Medienbranche zu Hause. Seit rund 15 Jahren ist er geschäftsführender Partner bei Schickler. Das Unternehmen berät Medien- und Digital-Unternehmen. Seit knapp zwei Jahren unterhält Schickler auch einen eigenen Inkubator. Als erstes Startup ist daraus Cargonexx hervorgegangen.

Das 2016 in Hamburg gegründete Startup soll den Logistikmarkt aufmischen. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben von Eurostat allein in Europa 350 Milliarden Euro bei Transporten per Lkw umgesetzt.  

„Derzeit ist es noch sehr aufwändig, einen LKW-Transport zu organisieren”, erklärt CEO Rolf Dieter Lafrenz im Gespräch mit NGIN Mobility. Neben seinem Beruf als geschäftsführender Gesellschafter bei Schickler leitet er das Startup gemeinsam mit seinem Kollegen Andreas Karanas.

Zum 1. Oktober holt sich das Hamburger Startup Verstärkung. Dann fängt Tom Krause als Logistikchef an. Cargonexx will vom Wissen des Ex-Delivery-Hero-Managers in den Bereichen Machine Learning und Logistik profitieren, heißt es. Delivery Hero ist im Sommer an die Börse gegangen und steigerte zuletzt seinen Umsatz.

Der Algorithmus lernt ständig dazu

„Unser erstes Ziel ist es, die Organisation eines LKW-Transportes deutlich zu vereinfachen und den Markt transparenter zu machen”, sagt Cargonexx-CEO Rolf Dieter Lafrenz.

Über die Cargonexx-Website kann ein Spediteur angeben, welche Fracht er wann und wohin transportieren möchte. Cargonexx ermittelt einen Preis. Anders als bei anderen Online-Frachtbörsen wie Lkw-Online übernimmt das Startup die Haftung für die Abwicklung des Auftrags. „Unser Geschäftsmodell funktioniert ähnlich wie die Gebrauchtwagen-Plattform Wir-kaufen-dein-Auto.de”, so Lafrenz weiter.

Herzstück von Cargonexx ist ein lernender Algorithmus. Laufend analysiert das System hunderttausende Frachten und lernt dadurch eigenständig, wie Preise zustande kommen. Dabei werden eine Reihe von Faktoren berücksichtigt, darunter Staus, Baustellen, Benzinpreise und das Wetter. Das Programm lernt bei jedem Abschluss dazu und entwickelt sich somit weiter.

Nicht nur die Kosten für die Spediteure will Gründer Lafrenz reduzieren, auch die Umwelt soll profitieren. Heute rollen etwa 50.000 Lkw jeden Tag durch das Land, ein Drittel davon sind Leerfahrten, schätzen Experten. Die ließen sich durch eine effizientere Planung per Cargonexx vermeiden, ist der Gründer überzeugt.

Geld verdienen will das Unternehmen aber auch. Die Differenz zwischen dem, was ein Spediteur für den Transport nimmt und dem, was das Frachtunternehmen zu zahlen bereit wäre, behält Cargonexx ein. Der Gewinn kann dabei ganz unterschiedlich ausfallen. 

Auch die Wettbewerber buhlen um Anteile auf dem milliardenschweren Logistikmarkt. In den USA gibt es mit Convoy einen ähnlichen Anbieter. An der letzten Finanzierungsrunde von 60 Millionen US-Dollar hat sich unter anderem Microsoft-Gründer Bill Gates beteiligt.

Zwei Millionen Euro gab es bei der letzten Runde

Auch der US-Fahrdienstvermittler Uber und die Startup-Schmiede Rocket mischen mit Uber Freight und Instafreight in der Szene mit. Als unmittelbare Konkurrenz sieht Cargonexx sie aber nicht. Uber habe in den USA lediglich einen Testbetrieb gestartet, die Zielgruppe sei eine andere. Cargonexx richte sich „an größere Kunden mit einem Jahresumsatz von 500 Millionen Euro aufwärts”, sagt der CEO. Zu den Kunden zählten schon heute große Spediteure wie das Transportunternehmen Kühne und Nagel. 

Bisher finanziert sich das Startup überwiegend durch externes Kapital. Bei der letzten Finanzierungsrunde haben Business Angels zwei Millionen Euro gegeben, insgesamt haben die Hamburger bisher vier Millionen eingesackt. Angaben zum aktuellen Umsatz oder Gewinn will Gründer Lafrenz auf Nachfrage von NGIN Mobility nicht machen. Nur so viel: Derzeit seien rund 3.000 Transportunternehmen bei Cargonexx registriert; man verzeichne eine monatliche Wachstumsrate von bis zu 30 Prozent. Frühere Berichte, der Break Even sei für das Jahr 2019 angepeilt, wollte das Startup nicht kommentieren.

Für die Zukunft schmiedet der Ex-Berater große Pläne: Irgendwann soll die Frachtvermittlung so einfach sein wie der Taxi-Dienst von Uber. Ein Angebot könnte dann direkt auf das Smartphone in die Fahrerkabine eines Lkw-Fahrers geschickt werden. Disponenten für die Planung der Routen fielen weg, so die Vision.

Bild: Cargonexx