Caro Functional Food
Carolin Meyer war in ihrer Jugend Leistungstänzerin für Rock’n’Roll

Wer heute ein Unternehmen gründet, um etwas zu verkaufen, tut dies meistens online. Wieso? Der Gründer spart die Kosten für eine Ladenfläche und erreicht auf einen Schlag Kunden im ganzen Land, häufig gleich in mehreren Ländern. Es gibt aber auch Nachteile. Beispielsweise können Kunden ihre Produkte nicht anfassen, begutachten oder beim Bummeln zufällig entdecken. Wer etwas online kauft, sucht deswegen meistens gezielt danach.

Carolin Meyer kennt all diese Vor- und Nachteile. Die 34-jährige Hamburgerin hat jahrelang in der Werbung gearbeitet, bei den renommierten Agenturen Scholz & Friends, bei Kolle Rebbe und zuletzt bei Service Plan, wo sie für BMW und Saturn zuständig war. Vor rund zwei Jahren hat sie ihre Karriere aufgeben, um etwas Eigenes zu gründen: Ein Geschäft für Superfood und Sportlernahrung sollte es werden. Unbedingt auch offline. „Ein stationärer Laden war mir sehr wichtig“, erzählt Meyer bei unserem Treffen. „Ich will mich so von den bekannten Onlineshops wie Nu3 und Vitafy absetzen und eine gute Beratung bieten.“

Regale voll mit Startup-Produken

Herausgekommen ist der Laden names Caro Functional Food. Die erste Filiale befindet sich im Lehmweg, in Hamburgs noblen Stadtteil Eppendorf. Auf einer schwarzen Wand prangt ein großes Logo mit dem Wort „Caro“. An einer Bar bekommen Kunden frische Smoothies. Entlang der Seitenwände verlaufen lange Regalflächen, auf den in großzügigen Abständen die Produkte aufgestellt sind. Die meisten kommen von Startups. „Viele junge Marken machen alles richtig“, schwärmt Meyer beim Gang durch ihr Geschäft. „Sie legen Wert auf Qualität, machen tolles Marketing, habe schöne Verpackungen. Natürlich sind die Produkte hochpreisig – aber das ist für eine Menge Kunden mittlerweile ok.“

Caro Functional Food StoreDie Liste der Startups, deren Produkte bei Caro Functional Food stehen, ist lang: Tee des Berliner Startups Teatox, Riegel und Protein-Pulver von Hej aus Hamburg, natürliche Nahrungsergänzungsmittel von Ogaenics, Fertig-Gerichte von Fitmeals, Kokoswasser von Coa, ein schwarzes Getränk mit Aktivkohle von The Black oder ein Test für Nahrungsmittelunverträglichkeiten von Cerascreen. „Ich habe noch Platz für weitere Produkte, aber es soll hier auch weiterhin schön clean aussehen“, bemerkt Meyer.

„Von irgendwas muss ich ja auch leben“

Die Zusammenarbeit mit den jungen Food-Startups mache ihr viel Spaß, sagt Meyer. Sie lobt den direkten Kontakten zu den Herstellern. Allerdings gebe es manchmal auch Probleme, mit den Lieferzeiten beispielsweise. „Das größte Problem ist, dass die Startups häufig keine hohen Margen zahlen können“, sagt die Gründerin. „Aber von irgendwas muss ich ja auch leben.“

120.000 Euro hat Meyer anfangs in ihre Geschäftsidee gesteckt, einen Teil hat sie sich von der Bank geliehen. In den nächsten Wochen wird ihr Online-Shop live gehen. „Es ist nicht mein Ziel, mein Leben im Einzelhandel zu verbringen“, stellt Meyer klar. „Ich will schon, dass das schnell wächst.“ Langfristig soll Caro offline zu einem Franchise-Konzept ausgerollt werden, ähnlich wie beispielsweise der Hamburger Feinkosthändler Viola’s, der sich nur wenige Häuser weiter befindet. Außerdem plant Meyer den Launch einer Eigenmarke. 

Bisher kämen die meisten Kunden gezielt in ihr Geschäft, sagt Meyer. Häufig werde ihr Laden von Fitness-Trainern empfohlen, mit denen sie kooperiert. Aber auch viele „Eppendorfer Damen“ oder junge Teenager-Mädchen seien ihre Kunden. „Ich finde es toll, dass junge Frauen heute so stark auf ihre Ernährung achten“, sagt Meyer. „Diese Entwicklung treiben auch die vielen Fitness-Blogger auf Instagram voran.“ Im Schnitt gebe jeder Kunde 35 Euro bei ihr aus. 

Ein gefährlicher Preiskampf

Über ihre Umsätze möchte Meyer noch nicht sprechen, sie sei gerade auf der Suche nach einem Gesellschafter, der sie auch operativ unterstützt. „Ich möchte schneller vorankommen“, so die gebürtige Kielerin. 

Denn tatsächlich offenbart ihr Konzept zum jetzigen Zeitpunkt noch viele Schwächen. Findige Kunden werden für die erste Beratung zu ihr in das Geschäft kommen, die Produkte beim zweiten Mal aber vermutlich online kaufen, wo sie womöglich günstiger sind. Gerade große Onlinehändler wie Vitafy und Nu3 drücken die Preise enorm. Auch junge Firmen wie Foodspring, die ausschließlich Superfood über Eigenmarken vertreiben, können bessere Preise anbieten. 

Ein weiteres Problem ist für die Gründerin, dass große Händler wie Rewe, Edeka, Alnatura, Bio-Company, den Superfood-Trend erkannt haben und die Produkte junger Startups ebenfalls anbieten. Meyer sieht ihre Marktlücke dennoch: „Mich hat es immer genervt, dass ich in acht verschiedene Läden rennen musste, bis ich meine Produkte zusammen hatte“, sagt sie. Ihr Laden soll alles in einem bieten. 

Bild: Sandra Birken Photography & Film