Klaus Wegener hat Caseable vor acht Jahren mit dem Verkauf von personalisierten Laptop-Taschen gestartet.

Wie viele Mitarbeiter kann ein Verkäufer von Handyhülllen wohl haben? Zwei vielleicht, höchstens drei? 60 sind es bei Caseable aus Hessen. In Stoßzeiten, wenn Weihnachten vor der Tür steht, sogar bis zu 85. Dann heuert Gründer Klaus Wegener im beschaulichen Lauterbach auch Langzeitarbeitslose oder Geflüchtete an, um bei der Produktion zu helfen, sagt er. Neben der Provinz ist Caseable auch mit Büros in Berlin und den USA vertreten.

Das Unternehmen baut darauf, dass immer mehr Menschen nicht mehr ohne ihr Smartphone können. Das kleine Eckige ist unser ständiger Begleiter, eine Erweiterung unseres Selbst. Und trotzdem sehen so gut wie alle Smartphones gleich aus. Das ist nicht sehr individuell. Wegener will das ändern. Er macht unsere Handys schön: mit bunten Hüllen.

Klaus, kannst du auf dein Handy verzichten?

Mir fällt es sehr schwer, darauf zu verzichten. Ich habe mittlerweile alle Benachrichtigungen am Handy ausgestellt. Es vibriert nicht und es kommen keine Mitteilungen. Das hat mich weniger zum Sklaven meines Telefons werden lassen, weil ich selbst entscheide, wann ich es benutze.

Smartphones sehen inzwischen alle gleich aus: ein eckiger Kasten mit einem großen Bildschirm. Spielt euch das in die Karten, weil die Leute mehr Individualität wollen?

Ja, auf jeden Fall. Zudem werden die Premiumgeräte immer teurer und die Leute wollen immer wieder neues Zubehör dafür. Außerdem kaufen sie immer wieder neue Geräte, brauchen dann also auch wieder eine neue Hülle.

Wer sind eure Kunden?

Die meisten sind Frauen. Sie kaufen sich eine Hülle, um sich etwas zu gönnen oder Individualität zu zeigen. Wir sehen ein starkes Wachstum in Japan, dort bereiten wir gerade den Launch vor. Die Japaner fühlen sich zu gleich, das beginnt in der Schule mit Uniformen. Sie personalisieren deshalb ihre Tagebücher und Schulbücher mit Fotos von Freunden. Das geht jetzt mit immer wechselnden Handyhüllen weiter. In Japan kaufen Kunden doppelt so viele Hüllen im Jahr wie die Deutschen.

Alle paar Wochen kommt ein neues Smartphone-Modell heraus. Wie schafft ihr es, dafür direkt zum Start die passenden Hüllen zu bieten?

Wir arbeiten eng mit den großen Firmen wie Huawei oder Sony zusammen und kriegen früh Marktinformationen. Wir wissen jetzt schon, was in zwei Monaten für neue Geräte von Sony erscheinen und können vorab Produkte dafür entwickeln. Apple ist allerdings etwas verschwiegener, aber auch da leaken schon vorab Informationen.

Und wie produziert ihr diese Produkte?

Wir haben ein Team in Fernost für die Rohmaterialien. Die ganze Produktion geschieht aber hier in Deutschland. So können wir zeitnah testen, ob die Modelle passen.

Ihr seid vor etwa acht Jahren gestartet und hattet sehr schnell auch Smartphone-Hüllen im Programm, zu einer Zeit, als es den Hype noch nicht gab. Hattest du einen guten Riecher oder war das Zufall?

Ich war immer sehr Technik-affin, aber das war eher Zufall. Gestartet sind wir mit personalisierten Laptop-Taschen, aber die wurden nicht so oft gekauft. (lacht) Wir sind dann schnell auf Kindle-Zubehör und dann auf Smartphones gesprungen. Es war allerdings nicht vorhersehbar, dass es so erfolgreich wird.

Den meisten Umsatz macht ihr derzeit mit Handyhüllen. Was wird in Zukunft kommen?

Wir setzen stark auf Reise-Utensilien, wie etwa personalisierte Tech-Rucksäcke. Und wir schauen uns auch Smart-Home-Produkte wie Amazon Echo oder Google Home an, um deren Hüllen zu verschönern.

Wirtschaftet ihr bereits profitabel?

Wir sind seit dem vergangenen Jahr profitabel. Mein neuer Mitgeschäftsführer Fabian Louis hatte darauf einen starken Einfluss. Er ist das Gegenteil von mir, was gut ist. Ich bin der Verkäufer, er kümmert sich um die internen Prozesse. Wir haben daneben sehr gute Investoren an Bord, wollen aber derzeit kein neues Geld aufnehmen.

Gibt es saisonale Trends? Wollen plötzlich alle Donald Trump auf ihrem Cover? Oder zu Weihnachten ein paar Christbaumkugeln?

In der Weihnachtszeit, gerade in den USA, verkaufen wir viele Hüllen mit Familienfotos. Die kann man direkt über unsere Plattform hochladen und dann das Produkt bestellen. Im Sommer sind hellere Designs gefragt, im Winter klassische. Gerade jetzt im März und April kaufen die Leute neue Produkte, um die Kälte vom Winter abzulegen.

Wie wichtig sind Lizenzen von starken Marken für das Geschäft?

Sie werden immer wichtiger. Bei der jüngeren Zielgruppe funktioniert zum Beispiel Topmodel sehr gut. Für Männer haben wir etwa MotoGP, Bundesliga oder Football. Wir sammeln viele Daten über die Nutzer und wissen sehr schnell, welche Produkte wir ihnen vorschlagen können.

Ihr seid international aufgestellt mit Büros in Berlin und den USA. Der Unternehmenssitz liegt aber mit Lauterbach in der Provinz. Wieso?

Hier gibt es einen Logistik-Hub mit UPS, DHL und auch Amazon. Ich komme ursprünglich von dort und versuche deshalb lokal Arbeitsplätze zu schaffen. Der Investitionsfonds Hessen ist investiert, dem ist es natürlich auch wichtig, dass die Region gefördert wird. Es ist allerdings nicht immer einfach, Kreative, Entwickler oder Internationale in eine kleine Stadt zu bekommen.

Klaus, danke für das Gespräch.

Bild: Caseable