Numbrs_Saidler
Numbrs-Gründer Martin Saidler

50 Millionen Euro gab es Anfang des Jahres für das Schweizer Fintech-Unternehmen Centralway Numbrs. Mit dem Investment des Staatsfonds Dubai erhöhte die Banking-App ihr gesamtes Kapital auf 125 Millionen Euro. Nun setzen die Schweizer trotz der Millionenfinanzierung den Rotstift an: Etwa einem Drittel der 150 Mitarbeiter wurde in der letzten Maiwoche gekündigt, wie das Portal Finews.ch berichtet.

Die Banking-App Numbrs, die ihren Kunden Bankprodukte verkauft und an den Provisionen verdienen will, bestätigt die Entlassungen gegenüber Gründerszene. Das Unternehmen erklärt den Abbau mit einer Umstrukturierung: Man habe ein Remote-Work-Programm gestartet, in welches etwa 40 Arbeitsplätze verlagert würden. Dabei könnten die Mitarbeiter von ihren Heimatstandorten aus arbeiten.

CEO Oyvind Oanes, der das Startup seit vergangenem März führt, erklärt in einem Statement: „Wir reagieren mit dem Programm auf die am Standort Zürich vorhandenen Beschränkungen bei der Mitarbeiterrekrutierung, beispielsweise die Limitierung der Arbeitserlaubnis für Nicht-EU-Bürger.“ Ein weiterer Grund sei der intensive lokale Wettbewerb mit Unternehmen wie Google oder IBM, die ebenfalls einen Firmensitz in Zürich eröffnet hätten.

Der entscheidende Grund für diese Umstrukturierung dürfte aber sein, dass Zürich ein überdurchschnittlich teurer Standort ist. Entwickler beispielsweise in der Ukraine zu beschäftigen ist deutlich billiger.

So werden die entlassenen Mitarbeiter auch nicht automatisch in das neue Programm übernommen. Sie könnten sich aber auf die Stellen bewerben, informiert das Unternehmen. Es heißt weiter, das Startup sei nun in einer neuen Phase: Es habe vier Jahre lang die Technologie der Banking-App aufgebaut, jetzt gelte es, diese zu monetarisieren.

Laut dem Finews-Bericht seien die hohen Kosten für Entwicklung und Personal ausschlaggebend für die Entlassungen. Auch habe Numbrs bisher kaum nennenswerte Umsätze geschrieben.

„Wir sind sehr gut finanziert“

Das Unternehmen aber dementiert Geldprobleme: „Wir sind sehr gut finanziert, um unsere Wachstumspläne mit dem Numbrs Store voranzutreiben“, so CEO Oanes. „Der Marktstart in Großbritannien steht in wenigen Wochen an, darüber hinaus sind diverse Verträge mit weiteren Bankpartnern bereits unterschrieben.“

Der Numbrs-Gründer Martin Saidler hatte bereits im Februar im Gründerszene-Interview erklärt, dass seine App nun in Deutschland und bald in Großbritannien stark wachsen wolle. Nach Unternehmensangaben verzeichnet Numbrs seit dem Start mehr als 1,5 Millionen Downloads. Zum Vergleich: Der deutsche Konkurrent Outbank gibt vier Millionen Downloads an. Wie viele der Kunden tatsächlich aktiv sind, verraten die Unternehmen nicht.

Saidler gehören noch fast 70 Prozent an seinem Unternehmen. Demnach ist das Fintech bei der vergangenen Finanzierungsrunde durch den Dubaier Staatsfonds mit nahezu einer Milliarde Dollar bewertet worden. Den immensen Wert erklärte Saidler gegenüber Gründerszene so: „Bewertungen basieren ja auf den zukünftigen Entwicklungen und nicht nur auf den heutigen Zahlen.“

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Bild: Centralway Numbrs