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Change_org Change.org hat weltweit 150 Millionen Nutzer

Die Plattform für Weltverbesserer – so verkauft sich Change.org selbst. Mit wenigen Klicks starten Nutzer dort Petitionen gegen Klimawandel, Küken-Schreddern oder Donald Trump. Für die gute Sache – und den dicken Geldbeutel bei Change.org. Wie die italienische Zeitschrift L‘Espresso berichtet, verkauft das Unternehmen die Mail-Adressen und teils sogar Telefonnummern seiner User. Delikat dabei: Mit den Daten aus den unterstützten Petitionen kann sich Change.org ein umfassendes Bild von der politischen Gesinnung eines Nutzers machen. Je nach Anzahl des Adress-Pakets kosten die sensiblen Daten eines Petitions-Unterzeichners zwischen 0,85 und 1,50 Euro. Zu den Kunden gehören viele namenhafte Non-Profit-Organisationen wie Oxfam und Foodwatch. Zumindest die Letztere hat die Zusammenarbeit jedoch wegen ethischer Bedenken eingestellt.

Change.org: Kein Datenhandel mehr ab 2017

Bei Change.org wehrt man sich naturgemäß gegen den Vorwurf, sensible Daten verschachert zu haben. Die Plattform verkaufe keine Nutzer-Kontakte, heißt es von Unternehmensseite. Non-Profit-Organisationen bekämen nur freiwillig gegebene Mail-Adressen von Petitionsunterzeichnern. Dafür erhalte Change.org Geld. Datenschützer bestreiten diese Interpretation jedoch: Das Zustimmungsverfahren mache Nutzern nicht deutlich, dass ihre Mail-Adressen an Dritte verkauft werden. Derzeit läuft ein Verfahren der Datenschutzkommission Berlin gegen die Plattform. Der Datenschutz-Verein Digitalcourage verlieh Change.org zudem im April den Big Brother Award – ein „Negativ-Oscar für Datenkraken“.

Jetzt will das Unternehmen sein Geschäftsmodell radikal ändern – auch wenn das laut Change.org nichts mit der Kritik zu tun habe: Mail-Adressen, Telefonnummern, Namen und Aufenthaltsorte von Petitionsteilnehmern sollen künftig nicht mehr weiterverkauft werden. Ende des Jahres will sich Change.org in eine gemeinnützige Organisation umwandeln, in Italien ist der Schritt schon im August erfolgt.

Mitarbeiterzahl sinkt um ein Drittel

Geld soll über Crowdfunding auf der eigenen Webseite eingesammelt werden. Über einen Spende-Button können Weltverbesserer Projekte und Initiativen mit kleinen Beträgen unterstützen. Fünf Prozent davon gehen an Change.org. Außerdem können Petitions-Initiatoren ihre Anliegen gegen eine Gebühr auf der Seite hervorheben – ähnlich wie im Newsstream von Facebook und Twitter. Auch bei den Personalkosten versucht die Firma zu rationalisieren: Bereits im September hatte sie angekündigt, die Anzahl der Mitarbeiter weltweit von 280 auf 190 zu reduzieren.

Bild: Getty/ Clemens Bilan