ChatGrape-Gründer und COO Leo Fasbender

1,1 Millionen Euro für intelligenten Chat-Dienst für Unternehmen

Messaging-Apps für Unternehmen sind auf dem Vormarsch. Das zeigt nicht nur der Launch von „Facebook at Work“, sondern auch der rasante Aufstieg des US-Unternehmens Slack. Jetzt will ein österreichisches Startup den Markt erobern: ChatGrape sieht sich als intelligentes Chat-Tool für die Arbeit. Das Gründerteam hat soeben seine erste große Finanzierungsrunde in Höhe von 1,1 Millionen Euro abgeschlossen und sich dafür einen prominenten Investor aus New York geholt: Betaworks hat schon Startups wie Twitter, Tumblr und Airbnb zum Erfolg geführt und ist auch bei 6Wunderkinder aus Berlin beteiligt.

„Wir sind nicht nur ein Slack-Klon aus Europa“, betont Gründer und COO Leo Fasbender gegenüber Gründerszene. Das Kommunikationstool aus den USA ist zwar einer der größten Konkurrenten, der österreichische Unternehmer sieht den Unterschied jedoch in der Technologie dahinter. ChatGrape will Artificial Intelligence in den Unternehmens-Chat integrieren. Der Messenger erkennt beispielsweise Dokumente und Dateien, an die der Nutzer arbeitet und fügt sie in die Nachricht ein, sobald die Bezeichnung eingetippt wird. „Deep Service Integration“ nennt Fasbender diese Komponente. Außerdem erkennt ChatGrape Terminvereinbarungen und „Entweder-oder“-Fragen und markiert diese entsprechend oder erstellt automatische Erinnerungen im Kalender. Den dritten großen Vorteil zu seinen Mitbewerbern sieht der COO im Smart Tagging: Mit einem Hashtag können Konversationen nach Themen geordnet werden.

ChatGrape befindet sich noch in der Betaphase, ist laut dem Gründer aber bereits bei mehr als 1.000 Unternehmen im Einsatz: „Das haben derzeit rund 6.000 User“, berichtet Fasbender. 60 Prozent davon kämen aus den USA und 35 Prozent aus der DACH-Region. Und wie hat Betaworks das Tool aus Österreich entdeckt? „Einer unserer Partner hat ein Event für Startups in Wien organisiert, bei dem auch Josh Miller von Betaworks eingeladen war“, erzählt der COO. „Josh war von unserem Ansatz so begeistert, das daraus eine enge Zusammenarbeit entstanden ist“.

Von den 1,1 Millionen Euro, die ChatGrape in der aktuellen Kapitalrunde erhalten hat, kommt der Großteil von dem New Yorker Investor. Die Venture Capital-Organisation ist bekannt dafür, Early-Stage-Startups großzuziehen. Zuletzt machte Betaworks mit der Übernahme des Social News-Portals Digg Schlagzeilen. Der Inkubator kaufte die Plattform für 500.000 US-Dollar und baute daraus einen RSS-Reader.

Erstes Startup ohne Geschäftsmodell gescheitert

Trotz des Kapitalgebers aus den USA will das zehnköpfige Team vorerst in Wien bleiben. Zu den weiteren Investoren zählen Business Angels aus dem deutschsprachigen Raum sowie die österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Insgesamt hat das 2013 gegründete Unternehmen bislang 1,54 Millionen Euro eingesammelt. Mit dem Startkapital plant ChatGrape in den nächsten Monaten die Frühphase zu verlassen und außerdem einen Standard zum Austausch von Daten in Kommunikationstools zu schaffen.

Die intelligente Messaging-App ist übrigens nicht das erste Startup von Fasbender und seinem Mitgründer und CEO Felix Häusler. Vor einigen Jahren arbeiteten die beiden mit NewsGrape an einem interaktiven News-Stream: „Das war zwar bei der Nutzerschaft ein Erfolg, allerdings hatten wir kein Geschäftsmodell und waren deshalb zum Scheitern verurteilt“, erinnert sich Fasbender. Daraus haben die Jungunternehmer gelernt. ChatGrape will mit einem Freemium-Modell Geld einnehmen. Die Basis-Version ist kostenlos, für zusätzliche Dienste verlangen die Anbieter zehn US-Dollar im Monat. Für Großkunden soll es außerdem selbstgehostete Enterprise-Versionen geben, kündigt Fasbender an. Die Gründer bereiten zudem schon die nächste Finanzierungsrunde vor: „Wir suchen strategische Partner, die ChatGrape zum internationalen Erfolg führen.“