Den Markt für Fernbusse hat Flixbus bereits aufgerollt. Das nächste Ziel ist die Schiene. In quietschgrün lackierten Waggons hat Flixtrain den Angriff auf die Deutsche Bahn (DB) gestartet. Zwischen Köln und Hamburg verkehrt der Zug nun täglich – außer mittwochs. Und das schon ab 9,99 Euro pro Strecke.

Ein Kampfpreis im Vergleich zur DB. Hier liegt der Standardpreis in der zweiten Klasse bei 93,50 Euro. Sparpreise, bei denen man sich auf einen bestimmten Zug festlegt, sind günstiger. Dann kann das Ticket auch mal nur 29,90 Euro kosten. Im Flixtrain liegt der höchste Tarif aber ohnehin nur bei niedrigen 29,99 Euro.

Der Preis ist also das wichtigste Argument für das neue Angebot des Fernbusriesen. Abstriche müssen Reisende dafür an anderer Stelle machen. Unterwegs ist der Zug nur zweimal am Tag. Einmal Richtung Hamburg, entweder um 7.01 Uhr oder 11.01 Uhr. Zurück gen Köln geht es um 12.49 Uhr oder 16.49 Uhr – je nach Wochentag. Bei der Bahn gibt es deutlich mehr Verbindungen pro Tag. Die Fahrtzeit unterscheidet sich kaum. Der Flixtrain ist wie die DB etwas mehr als vier Stunden unterwegs.

Sechserabteile und kein Bordrestaurant

Eingesetzt werden alte Reisezugwagen, die Fahrgäste aber auch noch auf IC-Verbindungen der Deutschen Bahn erleben können. Das heißt: Eine Steckdose gibt es nicht garantiert an jedem Platz – sollen aber noch nachgerüstet werden. Vorübergehend werden Powerbanks verteilt. Außerdem verspricht Flixtrain in den Zügen WLAN. An das Ausstattungsniveau von ICEs kommt der Billigzug trotzdem nicht heran. So müssen Reisende mit Sechserabteilen vorlieb nehmen und auf vollwertige Bordrestaurants verzichten.

Im Flixtrain gibt es lediglich einen kleinen Raum, in dem die Mitarbeiter ihren Verkaufstrolley wieder auffüllen können. Verkauft werden heiße und kalte Getränke sowie ein paar Snacks. Das größte Genusserlebnis sind belegte Sandwiches für 3,30 Euro. Sonst gibt es Süßkram und Knabberartikel. Auch auf der Naschkarte findet sich der „Sitznachbar“. Beim Verzehr sollte man aber „vorher nachfragen“, empfiehlt Flixtrain. Kostenpunkt: null Euro.

Nächste Strecke geht im April an den Start

Vor Verspätungen ist der Billigzug genauso wenig geschützt wie andere Konkurrenten der Bahn. Und auch bei künftigen Strecken ist Flixtrain auf das Wohlwollen der DB angewiesen. Neue Verbindungen vergibt die Bahntochter DB Netz. Die nächste geht bereits im April an den Start. Zwischen Berlin und Stuttgart. Bisher kooperierte Flixtrain hier mit dem tschechischen Anbieter Leo Express, der den Betrieb der Strecke wiederum von der pleitegegangenen Firma Locomore übernommen hatte. Nun intensiviert Flixtrain die Kooperation und lackiert die Züge grün.

Welche Strecken demnächst noch dazukommen, ist unklar. Es wird maßgeblich davon abhängen, welche Routen Flixtrain zugeteilt werden und wie viel gebrauchte Waggons man auf dem Markt auftreiben kann. Bereits Locomore hatte ehrgeizige Ziele und wollte Züge von Berlin nach Köln, München und an die Ostsee fahren lassen.

Fazit: Flixtrain bietet Reisenden ein ansprechendes Angebot und kann mit den Zügen direkt in die deutschen Innenstädte fahren, was zuletzt mit den Bussen in Metropolen wie Köln nicht mehr möglich war. Stimmt die Auslastung dauerhaft, könnte man damit eine ernst zu nehmende Konkurrenz für die Bahn werden.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de