Das Gründerteam von Cobi: Andreas Gahlert, Carsten Lindstedt, Tom Acland und Heiko Schweickhardt

Das Frankfurter Bike-Startup Cobi hat zum zweiten Mal innerhalb von weniger als zwölf Monaten Geld eingesammelt. Nach der letzten Runde in einer Höhe von knapp vier Millionen Euro gibt es nun 6,3 Millionen Euro von Alt- und Neuinvestoren. Neben den Beteiligungsgesellschaften Munich Venture Partners, Creathor Venture und Capnamic Ventures beteiligen sich auch Privatinvestoren.

Das 2014 gegründete Startup möchte Fahrradfahren intelligenter machen, indem Kunden ihr Rad mit der Smartphone-App von Cobi und ihren Features wie ein integriertes Navigationssystem oder Diebstahlsicherung ausrüsten.

Die Vernetzung von Handy und Fahrrad funktioniert über eine intelligente Smartphone-Halterung für den Lenker und ein Daumen-Controller, über den sich die App steuern lässt. Die Energieversorgung läuft über die eigene Batterie, den direkten Anschluss an den Dynamo oder die Batterie eines E-Bikes. In der Vorbestellung kostet die Hard- und Software-Kombination zwischen 179 und 330 Euro.

Insgesamt hat Cobi, das etwa mit Produkten wie der Fahrrad-Hardware Smarthalo konkurriert, für seine Idee etwa elf Millionen Euro eingesammelt. Dafür nutzte Cobi auch die Crowd: Im Dezember 2014 sammelte das Frankfurter Startup auf Kickstarter mehr als 400.000 US-Dollar von über 1.850 Unterstützer ein. Die meisten Produkte, die die Crowd zur Unterstützung vorbestellen konnte, sollten schon vor einer Weile ausgeliefert werden – im Juni 2015.

Zum Zeitpunkt der Serie-A-Finanzierungsrunde, im April 2015, hieß es vom Unternehmen, man wolle im Herbst 2015 anfangen, die Produkte auszuliefern. Doch mittlerweile tauchen wütende Kommentare von Unterstützern auf Facebook, Twitter oder direkt unter der Kampagne auf. Denn: Cobi hat noch immer nicht geliefert.

Auf der Facebook-Seite heißt es beispielsweise von Sabine Niederwieser: „Vor einem Jahr bestellt und noch nicht erhalten…“ Und auch unter der Kampagne auf der Kickstarter-Seite machen Kunden ihrem Ärger Luft, einige verlangen Refunds.

„Gute Qualität braucht seine Zeit“

Was ist bei Cobi los? Gründer und Geschäftsführer Andreas Gahlert sagt auf Nachfrage von Gründerszene, man habe unterschätzt, wie komplex es sei, das Produkt massenfertig zu bekommen. „Für die Fertigung eines solchen Outdoor-Produktes mussten wir verstärkt an der Stabilität und der Wasserdichtigkeit arbeiten,“ so Gahlert. „Für die hohe Belastung, die bei der Nutzung auf Cobi zukommt, benötigen wir eine sehr gute Qualität. Die Überführung vom Kickstarter-Prototyp zur Massenfertigung war am Ende schwieriger als gedacht.“ Er verstehe, dass Kunden ungeduldig würden. Aber: „Gute Qualität braucht seine Zeit.“

Und Zeit braucht Geld. Die aktuelle Finanzierungsrunde lässt darauf schließen, dass Investoren Geld hinterher schießen mussten, um das Startup und die Produktion über Wasser zu halten. Auch Gahlert gibt zu, dass ein Teil der Kapitalerhöhung aufgrund der Produktionsverzögerung in das Unternehmen fließen muss. Die Zahl der Beschwerden sei allerdings nicht hoch, so der Geschäftsführer. Und auch einen Refund hatten bisher nur „fünf bis zehn“ Kickstarter-Unterstützer gefordert.

Auch andere Startups überschätzten sich

Es ist ein immer häufiger auftretendes Phänomen: Startups sammeln auf Crowdfunding-Seiten Geld ein, um die Produktion von Hardware zu starten – und überschätzen sich.

Im Oktober vergangenen Jahres fand Gründerszene heraus, dass das Bike-Startup Lock8 für sein High-Tech-Fahrradschloss Geld über die Crowd eingesammelt hatte und die Kunden dann lange Zeit vertröstet wurden. Am Ende legte Lock8 die Produktion auf Eis, das Geschäftsmodell wurde geändert. Man arbeite an einer Hard- und Software-Lösung für Fahrradverleih-Betriebe, hieß es von dem Unternehmen. Geld hatte es unter anderem von Horizon Ventures und Business-Angel Christophe Maire Geld eingesammelt.

Andreas Gahlert sieht bei Cobi jedoch keine Probleme. Im Gegenteil: Mit dem frischen Kapital gehe es jetzt auch an die Internationalisierung und an Produkt-Variationen. „Reichweite ist uns wichtiger als Umsatz“, sagt er. „Deshalb werden wir einiges von dem Kapital in die Internationalisierung stecken und anfangen, in 30 Länder zu liefern.“ Nicht nur im Endkunden-Bereich will Cobi sein Produkt vertreiben, auch B2B-Kunden seien interessiert, so Gahlert. Eine Möglichkeit sei zum Beispiel, die Hardware vorab in Räder zu integrieren.

Innerhalb des ersten Halbjahres soll das passieren. Die Auslieferung der insgesamt 30.000 Vorbestellungen werde im April dieses Jahres beginnen, so Gahlert. Bisher gebe es allerdings nur 100 Prototypen. Und das auszuliefernde Endprodukt? Das befinde sich in Produktion.

Bilder: Cobi; Screenshot Kickstarter