Die Community-Life-Gründer Stefan Keck (links) und Claudia Lang sowie Head of Marketing Elmar Schwarzl (rechts)

„Unsere Zielgruppe ist total digital“

Bald ist 2015 und die Versicherungsbranche hat das Internet immer noch nicht verstanden. Das Ehepaar Claudia Lang und Stefan Keck will mit seinem Startup Community Life zeigen, dass man Versicherungen auch komplett online verkaufen kann – ganz ohne Papierkrieg, ganz ohne Medienbruch. Seit Januar 2014 arbeiten sie am Konzept ihres Startups – mit dem Schweizer Rückversicherer Swiss Re haben Sie sich bereits vor dem geplanten Start Anfang 2015 einen gewichtigen Partner ins Boot geholt.

Im Interview sprechen Gründerin Claudia Lang und Marketing-Chef Elmar Schwarzl darüber, wie sie Risikolebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen transparent und einfach gestalten wollen und weshalb Community Life mehr sein will als ein Versicherungsvermittler.

Wie ist die Idee zu Community Life entstanden?

Lang: Mein Mann und ich haben lange Zeit in der Lebensversicherungsbranche gearbeitet. Wir haben beide die Erfahrung gemacht, dass der Branche sehr kritisch gegenübergestanden wird. Sie hat an Vertrauen und Glaubwürdigkeit verloren und wird als intransparent, kompliziert, nicht verständlich wahrgenommen. Wir wissen aber, dass das Grundbedürfnis an diesen Produkten durchaus da ist. Das öffnet einem die Augen. Wir haben uns gesagt, dass sich da etwas ändern muss.

Und online wird alles besser?

Lang: Das Internet mit seinem unglaublichen Informationsreichtum hat die Erwartungen der Menschen stark verändert: Heutzutage will man Informationen schnell, bequem und verständlich – und man will auch direkt online handeln können. Das hat die Lebensversicherungsbranche bisher einfach nicht geschafft. Wir wollen das jetzt umsetzen und außerdem wollen wir weg von der Problematik des abschlussorientierten Geschäfts. Damit die Branche von außen transparent und positiv wahrgenommen wird, müssen wir schauen, dass wir eben nur dann Geld verdienen, wenn der Kunde langfristig zufrieden ist.

Weshalb dazu ein komplett neues Unternehmen gründen? Können diese Ziele nicht auch von einem bestehenden Anbieter umgesetzt werden?

Lang: Das ist extrem schwierig. Es gibt mehrere große Hürden, die man dazu überwinden müsste. Zum einen wird der bestehende Vertrieb natürlich durch ein Online-Angebot bedroht. Die zweite Problematik sind veraltete IT-Infrastrukturen und Bestände, die ja auch weiterhin verwaltet werden müssen und in einer alten Landschaft verankert sind. Diese auf online umzustellen ist technologisch nicht einfach. Drittens gibt es ein kulturelles Problem: Lebensversicherer mussten sich seit der Finanzkrise viel mehr mit Themen der Solvenz und des Risikomanagements befassen als mit den Menschen. Deshalb haben wir uns gesagt: Wir nehmen ein weißes Blatt und malen ein neues Unternehmen auf, das den Kunden vollständig in den Mittelpunkt stellt. Und um das konsequent zu ermöglichen, wollen wir das Management der technischen Risiken nicht selbst übernehmen.

Sondern? Wer macht das?

Lang: Die technischen Risiken haben wir an IptiQ, unseren Risikoträger, abgegeben, eine Tochter von Swiss Re. Diese Partnerschaft bietet unseren Kunden hohe finanzielle Sicherheit.

Weshalb diese Aufgabenteilung?

Lang: Wie gesagt, meine persönliche Erfahrung der letzten zehn Jahre ist, dass Solvenz- und Risikomanagement seit der Finanzkrise zu einer gewaltigen Aufgabe gewachsen ist. Dabei gleichzeitig den Kunden im Fokus zu behalten, ist nicht immer einfach.

Schwarzl: Unsere Aufteilung der Aufgaben ist neu am Markt. Community Life ist zwar als Versicherungsvermittler registriert, aber wir machen weit mehr. Letzten Endes übernehmen wir die gesamte Kundenbeziehung: Unsere Aufgabenbereiche sind die Kundenberatung, die Produktentwicklung und -vermittlung, der Vertragsabschluss, die Kundenerfahrung, die Website und die Betreuung der Bestandskunden. Wir sind also Vermittler, Produktentwickler und Verwalter gleichermaßen. Und IptiQ als Versicherer trägt letztlich die technischen Risiken, bürgt also dafür, dass die Verpflichtungen aus den Verträgen tatsächlich erfüllt werden. Darüber hinaus haben sie uns ein Expertensystem zur Verfügung gestellt, das uns eine Online-Risikoprüfung ermöglicht.

Lebensversicherungen sollen bei Community Life auch insgesamt einfacher, ansprechender und transparenter werden. Wie?

Schwarzl: In unserem Produktfeld – Risikolebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen – kann man Verträge nur selten einfach und schnell abschließen, sondern muss teils einen enormen Papierkrieg führen. Das soll bei uns einfacher werden. Zunächst dadurch, dass unsere Versicherungskonditionen klar und verständlich formuliert sind – wir haben als Faustregel, dass kein Satz mehr als 15 Wörter haben sollte. Auch die Risikoprüfung, die ja Voraussetzung für den Versicherungsabschluss ist, kann direkt auf der Website durchgeführt werden – ohne Medienbruch. Ebenso ist der Abschluss der Versicherung direkt online möglich, ohne extra Papierweg. Und wer will, kann sein persönliches Antragsergebnis erhalten, ohne dass wir dafür Antragsdaten speichern oder weitergeben.

Lang: Wichtig ist beim Thema Transparenz auch der Kostenausweis. Verbraucherschützer und Kunden bemängeln immer wieder, dass Versicherungen eine Blackbox sind, wenn es um die Kosten geht. Wir weisen alle Kosten und Gebühren transparent auf unserer Website aus. Auch wie wir unser Geld verdienen. Und wir ermöglichen unseren Kunden auf der Plattform einen offenen Erfahrungsaustausch. Wir laden sie zum Mitgestalten ein – an Produkten und anderen Ideen rund um das Thema Versicherung. Je größer unsere Community wird, desto besser werden wir auch für sie verhandeln können, wenn es um Produktkonditionen geht.

Also mal ganz transparent: Wie soll über die Plattform Geld verdient werden?

Lang: Wir haben zwei Einnahmequellen. Zum einen nehmen wir eine laufende Vergütung von 5,5 Prozent von den Beiträgen. Davon gehen 0,5 Prozent in einen Charity-Topf, über den dann unsere Kunden entscheiden. Zum anderen sind wir auch an den langfristigen Risikogewinnen des Versicherers beteiligt. Wir verzichten vollständig auf die sonst übliche einmalige Abschlussprovision – wir können also nur verdienen, wenn der Kunde langfristig dabei bleibt.

Und wie ist Community Life bisher finanziert?

Lang: Die Finanzierung kam von meinem Mann und mir sowie von der Swiss Re.

An wen richtet sich die Plattform?

Schwarzl: Insbesondere Berufsunfähigkeits-, aber auch Risikolebensversicherungen richten sich an relativ junge Menschen – und die sind mit Facebook und Apple großgeworden. Unsere Zielgruppe ist also total digital. Viele davon wollen ihre Finanz- und Versicherungsangelegenheiten selbst in die Hand nehmen und sich dazu auch selbst informieren. Dabei spielen die digitalen Medien mittlerweile die wichtigste Rolle. Wir bieten deshalb auf den relevanten digitalen Kanälen Informationen an.

Wer sind Eure Konkurrenten und wie wollt Ihr Euch von denen absetzen?

Lang: Wir betrachten den klassischen Makler nicht als Konkurrenz, eher die bestehenden Online-Anbieter. Von diesen setzen wir uns durch unseren durchgängigen Online-Prozess ab. Viele andere haben den nicht. Ganz wichtig ist auch das Thema Kalkulationssicherheit: Wir machen bei unseren Risikolebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen keine Unterscheidung in Brutto- und Nettopreis. Anders als die meisten anderen Anbieter geben wir unseren Kunden einen Festpreis für die gesamte Versicherungsdauer und damit langfristige Planungssicherheit – auch über 30 Jahre und mehr. Der Kunde muss bei uns nicht mit Beitragssteigerungen rechnen.

Gibt es Pläne, neben IptiQ weitere Versicherer als Risikoträger mit ins Boot zu holen?

Lang: Wir sind offen für eine Zusammenarbeit mit anderen Versicherern. Wichtig dafür ist, dass sie bereit sind, auf unsere Transparenzanforderungen einzugehen, also in Sachen Produktentwicklung und Kostenoffenlegung.

Bild: Community Life