Nicht viel ist so komplex wie effektives Community-Management. Umso wichtiger ist es, eine Person mit entsprechenden Qualifikationen für das Management der Community zu wählen. Tom Kedor, Geschäftsführer von Motor Talk, erläutert im Interview mit Gründerszene, was die täglichen Aufgaben und Anforderungen an einen Community-Manager sind. Zusätzlich wird er sein Wissen im Gründerszene-Seminar am 12. Juli 2012 weitergeben.

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Wer bist Du und was machst Du?

Mein Name ist Tom Kedor und ich bin Geschäftsführer von Motor-Talk (www.motor-talk.de) – Europas größter Community rund um das Thema Auto und Mobilität. Community-Management spielt bei uns, einer der größten deutschsprachigen Communities eine ganz besondere Rolle.

Was macht eine Community einzigartig?

In Communities bewegen wir uns seit unserer Geburt. Kleine oder größere Kreise mehr oder weniger bekannter Menschen umgeben uns und prägen uns. Online-Communities bieten Menschen die Möglichkeit, sich auszutauschen seit geraumer Zeit über Länder und Sprachgrenzen hinweg. Insbesondere Online-Themen-Communities ermöglichen den Austausch zu dem, was uns (brennend) interessiert oder begeistert.

Im Prinzip ist kein Thema zu klein, um nicht eine Themen-Community im Netz zu rechtfertigen. Die kritische Masse für Ligusterhecken-Liebhaber ist dann natürlich deutlich kleiner als eben für eine Auto-Enthusiasten-Community. Online-Communities befreien uns von den Zwängen, die das lokale Umfeld auferlegt. Finde ich keine Ligusterhecken-Liebhaber oder Hobbyschrauber in meiner Nachbarschaft oder meinem Freundeskreis, dann kann ich meine Leidenschaft dennoch online teilen.

Braucht eine Community einen Manager?

Stellt man die Frage so, dann natürlich nicht. Eine Community dreht sich immer auch allein weiter. Sie hat keinen Führer, keinen Kapitän oder Piloten. ABER das Zusammenspiel der Mitglieder untereinander zu ermöglichen und fördern, den konstruktiven und guten Umgangston zu wahren, die Weiterentwicklung aus funktionaler Sicht voranzutreiben und das sichere Steuern durch rechtliches Fahrwasser funktioniert nicht gut ohne jemanden, der sich dafür verantwortlich fühlt.

Es hilft also jemanden zu haben, der sich um all die Themen kümmert, die die Gesundheit der Community gewährleisten. Mehr eine Art Hausmeister oder Arzt. Aber „Community-Hausmeister“ hätten wohl die wenigsten gern als „Jobtitel“.

Warum ist das Thema Communities und Community Management im Jahr 2012 so spannend?

Zum einen ist es so, dass Communities immer größer werden und die Aufgaben für das Community-Management mit wachsen. Zum anderen ist es so, dass gerade in Themen-Communities wie MOTOR-TALK.de intensiv über Vor- und Nachteile von Produkten berichtet und diskutiert wird. Wer sich zum Beispiel in der Recherchephase vor dem Autokauf befindet, wird auf MOTOR-TALK.de die ungefilterten Meinungen anderer Autofahrer finden.

Heute haben diese „Sozialen Signale“ eine deutlich höhere Vertrauensstellung im Kaufentscheidungsprozess als klassische „Marketing-Signale“. Warum? Weil jemand, der sich in der gleichen Situation befindet wie ich, mir nichts verkaufen möchte. Er profitiert nicht von einer Empfehlung beziehungsweise dem Berichten seiner Erfahrungen. Diese authentischen Meinungen und Berichte ermöglichen eine fundierte Kaufentscheidung.

Das funktioniert natürlich nur mit einer Community, die authentisch, unbeeinflusst und frei über Produkte diskutieren kann. Dieses Ökosystem zu erhalten und pflegen ist die Aufgabe der Community-Manager. In Zeiten von systematisch gefakten Reviews und Bewertungen auf anderen Verbraucherportalen mehr denn je.

Welche Änderungen und Entwicklungen sind in den nächsten Jahren beim Community-Management zu erwarten – vor allem im Bereich Social-Media?

Community Management ist historisch gewachsen und sehr vielschichtig. Im Vordergrund steht die Kommunikation zu den Nutzern und die Wahrung der Diskussionskultur. Diese Kernaufgaben wird es auch in Zukunft geben. Aber je stärker sich Communities etablieren, um so mehr rückt auch die funktionale Weiterentwicklung in den Fokus des Community-Managements.

Insbesondere Themen-Communities haben spezielle Anforderungen und Bedürfnisse, die eine Auseinandersetzung mit dem Thema einfacher oder schneller machen. So können Nutzer auf MOTOR-TALK.de zum Beispiel ihr aktuelles Fahrzeug im Nutzerprofil hinterlegen. Für Neueinsteiger erhöht es die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Fahrzeugproblem schneller gelöst werden kann, für Enthusiasten ist es ein Ausdrucksmittel, für Sammler eine Gelegenheit, ihre Schätze zu zeigen.

In einer Foto-Community würde man dafür eher Fotografie-spezifische Sonderfunktionen erwarten wie zum Beispiel Bildergalerien mit Anzeige der Blende, Verschlusszeit etc. pro Bild. Die Community Plattform ist ein bisschen wie ein Hochzeitskleid. Man kann gute von der Stange kaufen, aber am besten passen wird immer eine Maßanfertigung passen :-). Diese Entwicklung zu antizipieren, konzipieren und gemeinsam mit der Community zu begleiten ist eine der großen Aufgaben für das Community Management der Zukunft.

Welche Tipps gibt es, die Du einem Community-Manager mit auf den Weg geben würdest?

1) Zeige Präsenz
2) Sorge für eine gesunde und offene Diskussionskultur
3) Bleibe neutral und versuche keine Partei zu ergreifen
4) Sprich die Sprache der Community
5) Sprich die Sprache des Betreibers, aber als Mensch und nicht als „Marketingmaschiene“
6) Sei Teil der Community
7) Kenne die Experten
8) Sei offen, authentisch und transparent… oder besser ein Mensch!
9) Gib Fehler zu… „Shit happens“
10) Hab Spaß !

Wie funktionert Community-Management – Gründerszene Seminar

Falsches, oder nicht vorhandenes Community-Management kann einen erheblichen Schaden für das eigene Unternehmen anrichten. Die Aufgaben an den Community-Verantwortlichen im Unternehmen werden somit immer höher. Wer lernen möchte, wie man sich möglichst nah an der Community bewegt, ohne jedoch den Überblick über das große Ganze zu verlieren, der kann  in unserem Seminar von Tom Kedor praxisnahe Tipps erhaltem.

Veranstaltungsinformationen

  • Ort: Gründerszene / Vertical Media GmbH, Torstraße 179, 10115 Berlin
  • Datum: 12. Juli 2012, 9 bis 13 Uhr
  • Kosten: 149,00 Euro pro Person (zzgl. Mwst.)
Bild: S. Hofschlaeger  / pixelio.de

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