Schau mir in die Augen, kleines Startup. Don Draper aus der Serie Mad Men war eher ein klassischer Chef.

Diese kleinen, niedlichen Startups! Ein bisschen verspielt, aber irgendwie voll digital und mit vielen neuen Ideen. Die sind ja viel dichter an der jungen Zielgruppe. Da muss man als Großkonzern doch herzhaft zubeißen und irgendwie profitieren können. Oder? Im Gegenzug bietet das sogenannte „Corporate“ irgendwie Sachen an, die man sowieso irgendwo im Hause herumliegen hat. Geld. Aber nicht so viel, bitte. Und Mentoren. Da können dann altgediente Manager mal so richtig ihr Blut auffrischen und den jungen Leuten vom Krieg erzählen. Und natürlich all die guten Geschäftskontakte und Kunden. Das müsste doch Anreiz genug sein.

Beim Corporate Startup Summit in Frankfurt wurde die Zusammenarbeit zwischen Großkonzernen und Startups aus allen Blickwinkeln beleuchtet – und vier Awards in verschiedenen Kategorien für die fruchtbarste Freundschaft zwischen Groß und Klein gab es auch noch. Dabei stellte sich heraus, dass es bereits sehr gute Wege gibt, auf denen die verschiedenen Unternehmenskulturen zueinander finden. Aber immer wieder blitzten auch alte Verhaltensmuster und es taten sich tiefe Gräben auf.

Wenn zum Beispiel so ein Patriarch wie der Ex-Topmanager von Telekom, Daimler, Lufthansa und Continental, Thomas Sattelberger, auf der Bühne steht, dann visualisieren sich zunächst mal alle Vorurteile der jungen Entrepreneure. Ein zupackender Mann im dunklen Anzug, in den besten Jahren, der herzhafte Männlichkeit, pralle Energie und Autorität ausstrahlt. Als er dann allerdings seine Manager-Kollegen auf den Vorstandsfluren ins Gebet nimmt und ihnen mangelnde Innvovationskraft vor allem auf digitalem Gebiet vorwirft, weiß man, warum Sattelberger hier der richtige Keynotespeaker ist. Er fordert mehr Mut und hat für mangelnden Willen in Deutschland, selber ein Unternehmen zu gründen, nur Verachtung übrig.

Am nächsten Morgen steht sein Kollege Wilfried Steffen auf der Bühne. Er leitet bei Daimler die Innovationsabteilung. Auch bei Daimler hat man längst verstanden, dass man sich so langsam mal Geschäftsideen außerhalb des Kerngeschäftes suchen muss. Und da sollen Startups und junge Leute aus dem eigenen Unternehmen helfen. „Aus Jugend forscht wird ernst“, sagt Steffen und stellt die Zukunftsfelder bei Daimler vor. Car to go, Carsharing, Last Mile Delivery, Brennstoffzellen. Klingt alles vertraut und sinnvoll. Und dann sagt er aber auch: „Es ist wichtig, viele junge Leute mit im Team zu haben. Andere Denkmuster bringen andere Lösungen und Ideen. Die jungen Leute kommen und dann geht es zurück in die Linie und vielleicht nehmen sie etwas mit.“ Das klingt schon etwas nach autoritärem und überheblichem Oldschool-Management.

Dann erklärt Petra Boller die Variante von Hubert Burda Media. „Startup’s place in a corporate world“, heißt hier die Überschrift. Sie und ihre Kollegen haben gemerkt, dass man den Startups nicht einfach die SAP-Eisenkugel an den Fuß binden kann. Entrepreneure sollen sich nicht um Parkplatzumlagen kümmern, sondern geniale Geschäftsmodelle aufbauen. Dabei helfen bei Burda zwei Softwarelösungen, um die Geschäfte der Startups im Griff zu behalten: Wunderdata und Corporate Planning. Sie stellen Schnittstellen zu Burda zur Verfügung, bremsen die Startups aber nicht aus.

Beim Energieversorger EnBW kümmert sich Christine Wienhold um das Innovationsmanagement. Ihr steht ein fixes Budget zur Verfügung, es gibt keine Ergebnisziele. Neue Geschäftsmodelle sind das Ziel. Erdacht von eigenen Mitarbeitern und Startups, die von außen kommen. EnBW will das Betriebssystem der Energiewende erfinden, das Gehirn der Energiewende sein. Die erste Finanzierung eines Startups ist auf dem Weg. Übernahmen seien auch möglich. „Wir versuchen, den ganzen Tag Epic Shit zu machen“, sagt Christine Wienhold. Ok, der Jargon sitzt schon ganz gut. Dafür schaut man sich dann auch mal gerne im Silicon Valley oder Tel Aviv um. Aber gute Leute aus dem Unternehmen sind auch aufgefordert, sich Gedanken zu machen. Ein Problem sei nur, dass die Fachbereiche ihre besten Leute nur ungerne abgeben.

„Hierarchie ist der Feind von Innovation“, hatte Thomas Sattelberger noch am Vorabend in seiner Keynote gesagt. Es ist offenbar noch ein weiter Weg, bis die meisten Manager in Deutschland das wirklich verstanden haben.

Und hier die Sieger des Corporate Startup Summit:

  • BESTES CORPORATE ENTREPRENEURSHIP:
    Deutsche Bahn Startup Safari
  • BESTE CORPORATE STARTUP PARTNERSCHAFT:
    FIL Fondsbank mit vaamo
  • BESTER CORPORATE INKUBATOR/AKZELERATOR:
    Hub:raum
  • BESTE CORPORATE STARTUP NEUENTWICKLUNG:
    manualONE

 

Disclaimer: Der Autor war Mitglied der Jury des Corporate Startup Summit. Bild:Namensnennung Bestimmte Rechte vorbehalten von amira_a