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couchcommerce-startup-helden Zwei der CouchCommerce-Gründer, Nadine Schmitt (27) und Alexander Ringsdorff (29, Geschäftsführer)

„Startup-Helden“ von CouchCommerce im Interview

Alexander Ringsdorff (29) setzte sich bereits während der Schulzeit mit dem Internethandel auseinander und ließ sich mit 16 Jahren vom Vormundschaftsgericht für geschäftsfähig erklären, um noch während der Oberstufe sein erstes Unternehmen zu gründen. Im Februar 2012 widmete er sich gemeinsam mit Nadine Schmitt (27) sowie Kai-Thomas Krause seinem aktuellen Projekt CouchCommerce, einem Anbieter für touchfähige Onlineshops. Business Angels und Investoren wie die Gründer von Autoscout24, Blau.de, Zanox und Swoodoo sowie der Hannover Beteiligungsfond pumpten bereits eine Millionensumme in das Hannoveraner Startup. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 15 Mitarbeiter.

In der Reihe „Startup-Helden“ sprechen Alexander Ringsdorff und Nadine Schmitt über den Mobile-Commerce-Trend und die Fortschritte seit ihrer Millionenfinanzierung.

Wie seid ihr auf die Idee zu CouchCommerce gekommen?

Alex hatte mit der Überlegung, ein neues Shopsystem auf Basis von CouchDB zu bauen, im Sommer 2011 die Domain couchcommerce.com erworben. Ein paar Monate später gab es plötzlich 300 Treffer bei Google. Paypal definierte CouchCommerce als Shoppen mit dem Tablet von der Couch aus. Alex ist der typische Unternehmer, die Gedanken kreisten, ihm kam die Idee zu CouchCommerce. Er erzählte mir davon, wir setzten uns mit Kai zusammen und es war schnell klar, dass wir loslegen. Zu dem Zeitpunkt waren 99 Prozent der Shops nicht optimiert und teilweise über mobile Geräte nicht zugänglich. Der Usecase war also da, wir wollten dieses Problem lösen und konzipierten schlüsselfertige Mobile-Commerce-Lösungen für kleinere und mittelgroße Onlinehändler mit der Vision, daraus eine SaaS-E-Commerce Plattform zu entwickeln und als Softwarehersteller zu agieren.

Was genau können Kunden mit CouchCommerce anstellen?

Händler können mit CouchCommerce ihr bestehenden Frontend ablösen. Wir bieten ein vereinheitlichtes Frontend auf Web-App-Technologie an, das sowohl für den mobilen Bereich, als auch für In-Store-Lösungen, Windowshopping und Desktops einsetzbar ist. Reno verwendet zum Beispiel ihr bestehendes Shopsystem (IBM Websphere) nur noch als Backend und ersetzt ihr bestehendes Frontend auf allen genutzten Kanälen (Smartphone, Tablet, In-Store und Desktop) mit der CouchCommerce-Web-App.

Vor einem Jahr habt ihr eine Millionenfinanzierung eingesammelt. Was hat sich seitdem getan?

Es ist weniger geworden ;). Die Seed-Finanzierung nutzten wir, um das bis dahin schon bestehende Mobilisierungsprodukt in Richtung einer E-Commerce-Plattform für größere Onlinehändler mit über einer Millionen Euro Umsatz zu entwickeln. Wir haben die Web-App-Technologie für den E-Commerce zugänglich gemacht, „open sourced“ und somit den Entwicklungsstandard für E-Commerce-Web-Apps entwickelt. Kürzlich sind wir mit unserer neuen Plattform live gegangen und stellten in diesem Zuge auch unsere ersten Nutzer der Technologie, Runtastic und Reno Schuhe, im August 2014 vor. Parallel zum Launch haben wir auch unser Software-Developer-Kit Sofa „open sourced“, um die Technologie unseren Agenturpartnern und möglichst vielen interessierten Entwicklern zur Verfügung zu stellen.

Wie wird sich das Thema Mobile Commerce in den kommenden fünf Jahren weiterentwickeln?

Das Smartphone ist heute schon zum primären Computer geworden. Wir tragen es jeden Tag 24/7 bei uns. Tablets werden heutzutage bereits zu 90 Prozent zu Hause in WLANs benutzt, sie werden den PC zuhause komplett ersetzen, lediglich Laptops werden weiterhin unser Arbeitsgerät bleiben. In-Store-Konzepte und Windowshopping werden der nächste Fokus sein, um Online und Offline miteinander zu verbinden, die Innenstädte werden einen starken Wandel erleben und es wird alles geräteübergreifend funktionieren, so, als ob es schon immer so gewesen wäre.

Welche Tipps gebt ihr Gründern nach euren eigenen Erfahrungen mit auf den Weg?

Ein Businessplan wird völlig überbewertet, denn nichts kommt so, wie du es planst, daher haben wir auch nie einen erstellt ;). Arbeitet lieber ein sehr gutes, kurzes Pitch Deck und einen Finanzplan aus. Macht bei jedem relevanten Wettbewerb und Pitch mit, es werden viele unangenehme Fragen gestellt, die dich voranbringen. Deine Idee und dein Geschäftsmodell wird dadurch immer weiter geschärft, je öfter du es vor allem Branchenfremden gegenüber formulieren musst.

Bild: CouchCommerce