So sollten die Appartements in Berlin-Tempelhof aussehen.
So sollten die Appartements in Berlin-Tempelhof aussehen.

Der Ruf der schwarmfinanzierten Immobilienprojekte bekommt einen ersten Kratzer: Erstmals müssen die Anleger um ihr Geld bangen. Über die Proptech-Plattform Zinsland hatten sie Geld in zwei Mikroappartement-Häuser gesteckt. Vor wenigen Tagen haben nun zwei beteiligte Projekt­entwick­lungs­gesell­schaften Insolvenz angemeldet: die Conrem-Ingenieure GmbH und die Arplan Projektgesell­schaft Alpha 1 GmbH aus München. 

Conrem-Ingenieure sammelte eine halbe Million Euro von 274 Anlegern ein und versprach eine Rückzahlung des Investments plus sieben Prozent Zinsen bis zum 27. Oktober 2017. Weitere 750.000 Euro kamen für ein zweites Projekt hinzu, bei dem den Anlegern sogar neun Prozent Zinsen zugesagt wurde. 

Ob und wie viel Geld die Anleger zurückbekommen, ist bislang unklar. Verbraucherschützer warnen vor allem vor Immobilien-Crowdfunding, weil Anleger sich über sogenannte Nachrangdarlehen beteiligen: Im Insolvenzfall werden zunächst alle anderen Gläubiger befriedigt, erst dann sind die Kleinanleger an der Reihe. 

Zinsland wurde vom Insolvenzantrag überrumpelt

Die Insolvenzanmeldung sei nicht absehbar gewesen, heißt es von einem Zinsland-Sprecher auf Nachfrage. Es gab bereits einen Käufer für die Immobilie. Umso überraschender sei der Insolvenzantrag auch für Zinsland-Gründer Carl-Friedrich von Stechow gekommen, heißt es. Er leitet das Unternehmen seit 2014. Von Stechow habe erst am 15. September von dem Insolvenzantrag erfahren, wie Stiftung Warentest berichtet. „Wir sind in Gesprächen und setzen uns dafür ein, dass die (Insolvenz-)Anträge zurück­genommen werden“, sagte der Geschäftsführer der Verbraucherzeitschrift.

In einer Pressemitteilung von Zinsland heißt es, die Bauarbeiten werden fortgeführt und die wirtschaftliche Lage des Vorhabens sei durch den gesicherten Verkauf weiterhin positiv. Allerdings gebe es Zahlungsschwierigkeiten, da Kaufpreiszahlungen vom Baufortschritt abhängen und dieser sich verzögert hat. Dies sei auch einer der Gründe, warum der Geschäftsführer von Conrem-Ingenieure, Heinz Michael Groh, den Insolvenzantrag gestellt habe. Außerdem sei der kaufmännische Leiter des Projektentwicklers plötzlich ausgeschieden.

Der Insolvenzantrag sei eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen, heißt es Zinsland. Groh und der bestellte Insolvenzverwalter waren kurzfristig nicht erreichbar.

Wie geht die Branche mit dem Fall um?

Es steht die Frage im Raum, wie Crowdinvesting-Portale wie Zinsland solche Vorfälle verhindern können. Vom Startup heißt es, Zinsland habe das „Controlling seit der Gründung in 2014 stetig erweitert und optimiert“. Weiter schreibt der Sprecher: „Im Projekt Luvebelle gab es, wie bei allen anderen Zinsland-Projekten auch, einen regelmäßigen Austausch mit dem Projektentwickler.“ Die erhaltenen Reportings hätten keinen Anlass zur Sorge gegeben.

Das Crowdinvesting-Segment für Immobilien boomt. Im vergangenen Jahr deckte der Immobilien-Bereich mit 40 Millionen Euro rund 63 Prozent aller Crowd-Investments in Deutschland ab. Zu den wichtigen Playern gehört etwa das Hamburger Startup Exporo sowie iFunded, Bergfürst und Zinsbaustein. Es wird sich zeigen, wie sich die erste Insolvenzanmeldung auf den Markt auswirkt.

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Bild: Screenshot/Zinsland; ein Statement von Zinsland wurde nachträglich ergänzt, ein indirektes Zitat entfernt