crowdfunding meine spielzeugkiste

Crowdfunding ist mehr als Kapital

„This bill will help our economy and will put people back to work all across the country.“ So verheißungsvoll kündigte Barack Obama im April vergangenen Jahres den Jobs Act an. Startups konnten dadurch bis zu eine Million US-Dollar durch Crowdfunding erhalten, ohne an der Börse gelistet zu werden.

Hierzulande sind Crowd-Finanzierungen in dieser Größenordnung noch nicht möglich. Startups bietet die Crowdfinanzierung aber weit vielschichtigere Chancen als das reine Startkapital und auch das erklärt wohl den Erfolg der mittlerweile zahlreichen Crowdinvestment-Portale.

In diesem Bericht möchte ich unsere Erfahrungen im Crowdinvesting über die Plattform Companisto (www.companisto.de) schildern und in der nächsten Ausgabe in drei Monaten einen Vergleich unserer Erwartungen und der tatsächlichen Ergebnisse anstellen. Es ist an der Zeit, das Potenzial der Crowd etwas genauer zu beobachten, um herauszufinden, wie die Einbindung der Crowd über das Investment hinaus möglichst erfolgreich für Startup und Investoren gestaltet werden kann.

Vom Büro ins Kinderzimmer

Mit unserem Unternehmen Meine Spielzeugkiste (www.meine-spielzeugkiste.de) standen wir Ende 2012 nach einer eigenfinanzierten Testphase vor der Herausforderung, das Kundenwachstum weiter zu stemmen. Fremdkapital musste her, aber welche Finanzierungsart war die richtige für diese Unternehmensphase?

Wir haben ein bislang noch unbekanntes Produkt an den Markt gebracht und belieferten bereits Kunden in ganz Deutschland. Ein großer Teil unserer Neukunden kam über Empfehlungen unserer Kunden und über Berichte in Elternmagazinen.

Unsere Kunden schienen sich also mit unserem Produkt und dem Sharing-Gedanken bestens identifizieren zu können und kommunizierten dies auch an ihre Freunde aus dem Elterncafé oder der Kita weiter.

Über eine Crowdinvesting-Kampagne schienen wir nicht nur weiteres Wachstumskapital aufnehmen, sondern auch noch eine große Zahl Menschen als Kunden, Botschafter oder gar zukünftige Mitarbeiter gewinnen zu können. Am 6. Januar startete unsere Kampagne mit dem Ziel, 100.000 Euro Fremdkapital aufzunehmen.

370 Botschafter in elf Tagen

Wir erwarteten Feedback, Anregungen und kritische Fragen von Eltern und Kleininvestoren, aber was wir bekamen, war weit mehr als das.

Es meldeten sich Eltern mit Vorschlägen, welche Spielzeuge sie in unserem Sortiment besonders gerne sehen würden, Mitglieder von Kindergartenverbänden, die ihre Hilfe bei der Verbreitung unseres Konzepts über Kindergärten anboten sowie Redakteure von Elternzeitschriften, die über beste Kontakte zu Redaktionen verfügten, um dort unser Konzept zu platzieren. Studenten boten an, unsere Flyer zu verteilen und Marketingexperten stellten uns Ihre ganze Expertise als Unterstützung in Aussicht.

Innerhalb von nur elf Tagen haben wir dadurch insgesamt 100.000 Euro Investment über die Plattform Companisto eingesammelt. Weil die Reaktion der „Companisten“ so positiv und zahlreich war, beschlossen wir, sie als aktiven Part in die Unternehmenskommunikation und -entwicklung mit einzubeziehen.

Die Crowd – ein unterschätzter Riese

Wer kann schon von sich behaupten, fast 400 Mitarbeiter, Verkäufer, Blogger, Produkttester, Marketingexperten und gut vernetzte Redaktionsmitarbeiter im Team zu haben?

Eine Crowdfinanzierung auf das eingesammelte Kapital zu reduzieren, wäre zu kurz gedacht. Denn im Gegensatz zu investiertem Risikokapital beispielsweise eines Investmentfonds steht hinter einem Crowdinvestment mehr als die reine Renditeerwartung. Das Investment beträgt im Durchschnitt rund 250 Euro, beteiligt den Investor aber direkt an der Entwicklung des Unternehmens wie einen Aktionär.

Er wird regelmäßig über die Entwicklung des Unternehmens informiert, kann seine Ideen und sein Netzwerk einbringen und somit den Geschäftserfolg des noch jungen Unternehmens maßgeblich beeinflussen. Als Student hätte ich mir gewünscht, mit nur 100 Euro Teilhaber einer jungen Firma zu werden und deren Entwicklung mitzuverfolgen.

Genau dieses schlummernde Potenzial wollen wir nun in den nächsten Monaten wecken und mit unseren „Companisten“ das Konzept des Spielzeugsharings in deutsche Kinderzimmer bringen. Genau gesagt erwarten wir uns insbesondere in drei Bereichen Unterstützung aus unserer Crowd:

1. Neue, zufriedene Kunden

Zufriedene Kunden sind die beste Werbung. Da wir überzeugt davon sind, dass ein großer Teil unserer Crowd selbst Kinder hat und damit unser potenzieller Kunde ist, verschicken wir Gutscheine, damit sie unser Produkt ausgiebig testen können. Anhand der Weiterempfehlungsrate werden wir genau sehen können, wie gut unser Produkt bei unseren Investoren ankam und wie viele Folgekunden dadurch entstanden.

2. Motivierte und passende Mitarbeiter

Die richtigen Mitarbeiter zu finden, ist erfolgsentscheidend für kleine Startups wie uns. Wir binden die Crowd in die Mitarbeitersuche ein und erhoffen uns, dadurch passende und motivierte Mitarbeiter zu finden, die uns empfohlen werden. So sollte es in einem Netzwerk von knapp 400 Menschen ein Leichtes sein, in kurzer Zeit geeignete Bewerber für neue Stellen zu finden.

3. Zugang zu Redaktionen und Kooperationspartnern

400 Investoren erweitern das Unternehmensnetzwerk ungemein. Noch dazu besteht unsere Crowd hauptsächlich aus Menschen, die sich mit dem Thema des Startups entweder aus persönlicher Betroffenheit oder sogar beruflicher Nähe auseinandersetzen, weil sie in einem ähnlichem Bereich arbeiten.

In den zahlreichen Emails und Anrufen hat sich für uns bereits gezeigt, dass in unserer Crowd viele zukünftige Kooperationspartner und interessante Verbindungen vorhanden sind, mit denen wir nun zusammenarbeiten werden. „Wenn du schnell gehen willst, gehe allein. Wenn du weit gehen willst, gehe gemeinsam.“ Dieses afrikanische Sprichwort bringt für mich das Potenzial des Crowdinvesting am besten auf den Punkt.

Bild: Flickr / ausnahmezustand