Jamal El Mallouki ist der Vorstandsvorsitzende des neuen Crowdfunding-Verbands

Der große Schreck kam im Sommer 2014. In Gestalt des Kleinanlegerschutzgesetzes. Damit wollte die Bundesregierung kleine Anleger besser vor Pleiten schützen. Crowdfunding-Plattformen fürchteten aber die Bürokratie, die damit verbunden sein sollte. Die Episode zeigte Jamal El Mallouki, dass die Anbieter für Crowdfunding keine gemeinsame Stimme haben, um ihre Interessen zu vertreten. „Es gab einfach keine Strukturen für Lobbyarbeit“, sagt der Geschäftsführer des Frankfurter Plattform-Betreibers CrowdDesk. Er beschloss, das zu ändern.

Heute ist es soweit. Der Bundesverband Crowdfunding (BVCF) nimmt offiziell seine Arbeit auf, El Mallouki ist Vorsitzender. 22 Unternehmen haben sich der Organisation bisher angeschlossen, darunter Companisto, Bettervest, Exporo und FunderNation. Größen wie Seedmatch, Startnext oder Kickstarter in Deutschland fehlen noch, man ist in Gesprächen.

Der neue Verband setzt sich neben der Öffentlichkeitsarbeit und Interessenvertretung einige Ziele. So will er die Qualität der Branche sichern – und hat Standards für die operativen Bereiche definiert, an die sich die Plattformen halten sollen. Diese Standards sollen sogar teilweise über die gesetzlichen Regelungen hinaus gehen. Mehr will man aber noch nicht verraten.

El Mallouki sagt, der Verbraucherschutz sei ihm besonders wichtig. „Wir wollen nicht die gleichen Fehler machen wie die Finanzbranche, die ihre Kunden nicht eingebunden hat“, sagt er. Ein Seitenhieb auf Banken und die Ausfälle während der Finanzkrise. Den Investoren der Crowd müsse ganz klar kommuniziert werden, dass ihre Geldanlagen Risikoinvestments seien. „Hohe Rendite kompensiert hohes Risiko“, so El Mallouki. Das sei noch nicht genug Leuten bewusst. „Wie im VC-Bereich überwiegen auch im Crowdfunding Fehlschläge – das muss der Kunde aber wissen.“

Immer wieder entstehen regelrechte Shitstorms, wenn ein crowdgefundetes Startup nicht liefert, den Kurs ändert oder insolvent geht. Die Crowdfunding-Plattformen stehen dann auch in der Kritik, die Due Diligence nicht gut genug gemacht zu haben. El Mallouki sagt, es sei nicht einfach für die Plattformen, die Startups auszuwählen. Die Unsicherheit sei groß, einen Proof of Concept gebe es meist noch gar nicht. Aber er findet auch klare Worte: „Es kann nicht sein, dass ein gefundetes Startup sehr kurz nach der Finanzierung pleite geht. Das kann einfach nicht sein!“

Neben den erarbeiteten Standards beschäftigt sich der Verband derzeit damit, Positionspapiere zu formulieren. Es geht darum, wie Crowdfunding in Europa gefördert werden kann. Der Verband will sich dafür einsetzen, dass Steuervorteile, die Business Angels für Wagniskapital bekommen, auch für die Investoren auf Crowdfunding-Plattformen gelten.

Der Verband mit Sitz in Berlin finanziert sich über die Beiträge der Mitglieder. Sie zahlen 1.000 Euro pro Jahr und eine flexible Gebühr: 0,05 Prozent von dem über ihre Plattform vermittelten Kapital des letzten Jahres. Mitglied werden können alle Unternehmen, die mindestens ein Jahr am Markt sind, drei Projekte finanziert haben und mindestens 500.000 Euro vermittelt haben.

Zum Vorstand gehören neben dem Vorsitzenden El Mallouki seine Stellvertreterin und FunderNation-Gründerin Uli Fricke, außerdem Volker Isenmann (GreenVesting), Dirk Littig (Bankless24), Anastasios Papakostas (Trader.info) und Companisto-Gründer Tamo Zwinge. Geschäftsführer ist Karsten Wenzlaff.

Bild: Jamal El Mallouki