Das Team von CrowdPatent: Gunnar Eisenberg, Yorck Hernandez und Johannes Boyne (von links)

Das Münchner Startup CrowdPatent bezeichnet sich selbst als die weltweit erste Crowdfunding-Plattform für Patentanmeldungen von Erfindungen. Die im März 2015 gestartete Plattform wurde bereits beim Gründerwettbewerb IKT Innovativ ausgezeichnet und gehörte zu den Finalisten beim Startup-Wettbewerb Best of Munich 2015.

Gerade erhielt das Startup von mehreren Business-Angels eine Seed-Finanzierung in mittlerer sechsstelliger Höhe. Zudem konnte CrowdPatent im Mai die erste erfolgreiche Finanzierung für eine Patentanmeldung verkünden: Die Erfindung eines norwegischen Forschungsinstituts, eine Sicherheitslösung, die auf Biometrie setzt, hat die Funding-Schwelle von 10.000 Euro überschritten. Gründerszene hat mit Yorck Hernandez, Gründer und Geschäftsführer von CrowdPatent, gesprochen.

Yorck, worum geht’s bei CrowdPatent?

Wir wollen das Problem lösen, dass viele wertvolle Erfindungen verloren gehen, weil es an Geld mangelt. Das betrifft Einzelerfinder, Startups, Forschungsinstitute oder Universitäten – also alle, die über limitierte Ressourcen für den Schutz von geistigem Eigentum verfügen. Um dies zu ermöglichen und Patentanmeldungen zu finanzieren, bedienen wir uns der Crowd. Die Investoren beteiligen sich direkt an einzelnen Erfindungen über stille Beteiligungen. Die patentgeschützten Technologien werden dann über uns vermarktet. Wir bringen also nicht nur Erfinder und Crowd-Investoren zusammen, sondern fungieren auch als Mittler für die Industrie: Wir suchen also Unternehmen, die an den Technologien interessiert sind. Im Idealfall verkaufen oder lizenzieren wir die durch uns generierten Patentanmeldungen an die Industrie.

Wie kamt Ihr auf die Idee für die Plattform?

Aus der Praxis heraus. Ich bin seit über 12 Jahren im Bereich Patente tätig und betreibe seit 2006 als deutscher und europäischer Patentanwalt eine Kanzlei. Meinen Mitgründer Gunnar Eisenberg kenne ich noch aus dem gemeinsamen Elektrotechnik-Studium an der TU Berlin. Er hat selbst auch schon ein Unternehmen gegründet und seine Erfindungen, die die Basis für das Unternehmen formen, haben wir patentrechtlich geschützt, wobei ich mich damals um die gesamte Patentsache gekümmert habe. Dafür habe ich mich in Naturalien bezahlen lassen – Bier oder mal Essen gehen –, weil sein Startup kein Geld für den Erfindungsschutz hatte. Uns ist damals bewusst geworden, dass er da bei Weitem nicht der Einzige ist. Im Oktober 2013 haben wir gegründet; seit einigen Monaten habe ich die Arbeit in meiner Kanzlei abgegeben und bin jetzt nur noch für CrowdPatent zuständig.

Von der Kanzlei zum Startup?

Ja, ein paar Freunde fragen mich schon, ob ich verrückt geworden bin, jetzt noch ein Startup zu gründen. Aber es macht mir großen Spaß, unternehmerisch tätig zu sein und ich glaube stark an unsere Geschäftsidee. Und der Bedarf ist da – sowohl auf der Seite der Erfinder als auch auf der Seite der Industrie.

Was kostet eine Patentanmeldung denn eigentlich?

Wir sammeln auf unserer Plattform zwischen 10.000 und 30.000 Euro pro Erfindung ein. Unter 10.000 Euro muss man gar nicht anfangen, denn wenn man den Patentschutz eine Weile aufrechterhalten will, also mindestens fünf Jahre, dann kostet das natürlich. Zudem wollen wir ja die wichtigsten Patentmärkte abdecken, das sind Deutschland beziehungsweise Europa und die USA. Auch China ist für Patentanmeldungen sehr bedeutsam, außerdem können Korea und Kanada eine Rolle spielen, individuell je nach Erfindung. Bei 30.000 Euro deckeln wir – das Geld, das nicht verbraucht wurde, geht an die Investoren zurück.

Welches Geschäftsmodell steckt hinter CrowdPatent?

Wir unterscheiden uns von anderen Plattformen dadurch, dass wir einerseits an der Fundingsumme partizipieren, mit zehn Prozent, was marktüblich ist – und andererseits sind wir zusätzlich mit fünf Prozent an allen Erlösen beteiligt.

Ihr habt gerade selbst eine Crowdinvesting-Kampagne auf Conda gestartet und in der Seed-Runde einen mittleren sechsstelligen Betrag eingesammelt. Was habt Ihr mit dem Geld vor?

Wir müssen auf jeden Fall unser Personal im Marketing-Bereich aufstocken, wir sind ja alles Ingenieure und Techniker. Aber wir brauchen auch jemanden, der mich im Patent-Bereich unterstützt. Außerdem wollen wir unser US-Netzwerk weiter ausbauen, um uns die Türen in Richtung USA offen zu halten. Gerade der US-Markt ist für die Verwertung von Patentanmeldungen hochinteressant.

Yorck, danke für das Gespräch!

Bild: CrowdPatent