Robocop
Wackere Kämpfer gegen das Böse: R2D2 und Robocop.

Da steht er in seiner Uniform und strahlt wie ein Hollywoodstar. George Clooney wäre neidisch. Er ist ein hoher Offizier, mitverantwortlich für die Unit 8200 der israelischen Armee und möchte nicht, dass sein Name erwähnt wird. Alles ist geheim. Das Gespräch vertraulich, Fotos waren verboten. Warum spricht er überhaupt mit Journalisten? Dieser Mann hat eine Botschaft. Er will der Welt da draußen zeigen, dass Israel vorbereitet ist, dass sein kleines Land die digitale Lektion gelernt hat.

In der Unit 8200 werden die klügsten jungen Leute des Landes ausgebildet. Es ist eine handverlesene Truppe, die Israel mit technischem und digitalem Knowhow sicherer machen soll. Der Iron Dome ist ein Produkt dieser Einheit. Er schießt feindliche Raketen ab, bevor sie auf israelischem Boden Schaden anrichten können. Derzeit wird daran gearbeitet, Cyberangriffe zu verhindern. Denn Israel ist durch seinen hohen Digitalisierungsgrad sehr verletzlich für Hackerangriffe.

Die dunkle Seite der digitalen Welt

Vor dem Gespräch mit dem Verantwortlichen haben wir das größte Kohlekraftwerk des Landes südlich von Haifa besucht. Wenn dieses Kraftwerk und andere wichtige Infrastrukturen durch einen Cyberangriff lahmgelegt würden, wäre Israel nicht mehr handlungsfähig. Deshalb nennt man Cyber hier die dunkle Seite der digitalen Welt oder neben Land, Wasser und Luft einfach nur „die vierte Front“.

Wie sieht die Welt aus der Perspektive der israelischen Cybereinheit der Armee aus? Wir befänden uns in einer Übergangsphase in eine digitale, vernetzte Welt, heißt es. Das Ziel dieser Reise sei nicht vorhersehbar, doch bereits jetzt sind Risiken zu erkennen, die verringert werden sollen. Genau das ist die Aufgabe seiner Einheit, erklärt der Offizier. Dafür müsse allerdings sehr schnell dazu gelernt werden. Die enge Zusammenarbeit mit Startups und der Ben Gurion Universität kann dabei helfen.

Nationen und Grenzen lösen sich auf

Im Cyberraum gibt es keine Weltordnung und so gut wie keine Regulierung. Nationen und Grenzen lösen sich auf, es ist nicht einmal klar, was in Zukunft ein kriegerischer Akt ist, ab wann man von einem Angriff sprechen könne. Cybercrime ist auf der anderen Seite für die Täter und Angreifer ein lohnenswertes Geschäft und hat eine magische Anziehungskraft auf Leute, die sehr schnell sehr viel Geld verdienen wollen und es mit der Moral nicht so genau nehmen.

Vier Entwicklungen haben die Israel Defense Forces ausgemacht, die als besondere Herausforderung gelten:

1. PC to Cloud

Der Speicherort für Daten wandert gerade von den Festplatten auf PCs oder Servern in die Cloud. Eine Cloud gehört einer privaten Firma. Es ist völlig unklar, ob sie sicher oder unsicher ist. Wer kann da eigentlich ran und welche Gesetze gelten für die Cloud? Fragen, auf die es oft keine Antworten gibt.

2. Big Data

Wir werden durch die Vielzahl der Daten immer klüger. Durch Big Data können wir komplizierte Zusammenhänge blitzartig erkennen. Dazu tragen auch rasante Entwicklungen im Bereich künstliche Intelligenz und Robotik bei.

3. Mobile Smartness

Wir werden schon sehr bald zu Cyborgs und zum Homo Connectus, der immer und überall vernetzt ist. Funktionalitäten des Smartphones wandern in unseren Körper und machen uns klüger.

4. Internet of Things

Alle Dinge werden nach und nach Bestandteil des Internets und vernetzen sich. Die Auswirkungen sind sehr schwer vorherzusagen.

Um die Bedrohung aus den dunklen Ecken des Netzes in den Griff zu bekommen, müssten sich die „guten Länder“ koordinieren und gemeinsam Cybergesetze und Normen entwickeln, heißt es. Um mit dem technischen Fortschritt mithalten zu können, sei es wichtig, gemeinsam Forschung und Innovation zu betreiben: „Verteidigung ist Teamplay.“ Israel hat dafür seine Armee völlig neu aufgestellt. Es gibt jetzt eine Cyberauthority für zivile Strukturen und für die wirtschaftliche Infrastruktur des Landes. Alles, was die Armee plant und unternimmt, geht vorher durch die Cyberabteilungen.

Eine entschlossene Verteidigung entgegenstellen

Bei der Auswahl der jungen Nachwuchskräfte hat das Militär den ersten Zugriff. Der Screeningprozess beginnt mit einem Aufnahmetest am heimischen Computer. Dann folgen viele persönliche Gespräche und weitere Tests, bevor man in die Cyberkräfte aufgenommen wird: „Es gibt nicht so viele herausragende Leute. Man muss sich bemühen, sie zu finden.“

Der Offizier zeigt sein strahlendes Hollywood-Lächeln, wenn er über die massive Bedrohung für sein Land und die gesamte freie Welt spricht. Man sei das hier gewohnt. Ja, er könne nachts schlafen, sagt er. Denn er hat sich fest vorgenommen, dem Gegner eine gut ausgebildete und entschlossene Verteidigungsstrategie entgegenzusetzen.

Weitere Berichte von unserer Reise zur Cyber Security Week in Israel findet ihr hier und hier

Foto: Namensnennung Bestimmte Rechte vorbehalten von JD Hancock