Welcher Daimler soll’s denn sein? Kunden können zwölfmal zwischen Modellen wechseln.

Mit der S-Klasse einen guten Eindruck machen, mit dem C-Klasse-Cabrio einen Ausflug in die Berge unternehmen und werktags in einer A-Klasse zur Arbeit fahren. Daimler bietet seinen Kunden jetzt ein Abomodell für Autos. Der Konzern testet „Mercedes me Flexperience“ zunächst mit zwei großen Vertragshändlern.

Flatrates oder Abomodelle gibt es für viele Produkte. In letzter Zeit sind sie in den USA auch für Autos populär geworden. So testet Porsche in Atlanta (USA) die Sportwagen-Flat Passport: Kunden können für Monatsraten zwischen 2.000 und 3.000 Dollar aus 22 Modellvarianten wählen. Ein ähnliches Modell ist „Book by Cadillac„, das in den US-Metropolen New York, Dallas und Los Angeles angeboten wird. Auch das US-Startup Fair.com bietet seinen Kunden die Möglichkeit, das Fahrzeugmodell innerhalb von fünf Tagen zu wechseln.

Auch Mittelklasse-Hersteller bieten Flatrates an. Aber häufig handelt es sich hier nur um erweiterte Leasing-Angebote zum Beispiel mit eingeschlossenen Reparatur- oder Serviceleistungen – etwa bei Volvo, wo das Abomodell „Care by Volvo“ zur Premiere des neuen XC40 eingeführt wurde, oder bei Ford. Hier fehlt aber die Option, innerhalb des Vertragszeitraums die Fahrzeuge zu wechseln.

In diese Startups hat Daimler investiert

Volocopter

Bis zu 12 Autos in einem Jahr

Daimlers Strategie ähnelt der von Porsche: „Bis zu zwölf Mal im Jahr kann das Fahrzeug getauscht werden“, sagt Susanne Hahn, Leiterin des konzerneigenen Inkubators Lab1886, bei dem die Idee entstanden ist. Das Lab1886 ist der Ideen-Brutkasten des Autokonzerns, der vor allem interne Projekte fördert. Susanne Hahn bezeichnet das Lab gar als „Innovationsmaschinerie“.

„Kunden können zwischen vier Segmenten wählen: A-, C-, E- und S-Klasse. Die Raten betragen zwischen 750 und 1800 Euro“, sagt Susanne Hahn. Vorgesehen sind zudem Upgrade-Optionen. Die Rate umfasst Versicherung, Wartung und Reparaturen bis hin zu Reifen inklusive 36.000 Kilometern pro Jahr.

Susanne Hahn leitet den Inkubator Lab1886.

„Wir gehen davon aus, dass Mercedes me Flexperience alle Zielgruppen anspricht“, sagt Hahn. Mitbewerber Porsche hat mit seinem Passport-Piloten in Atlanta sogar neue Kundenschichten erreicht, wie Vertriebs-Vorstand Detlev von Platen kürzlich gegenüber Gründerszene und NGIN Mobility sagte. Dort sind die Flatrate-Fahrer im Schnitt zehn Jahre jünger als der Durchschnitt der Käufer.

Die Buchung eines Autos ist bei Daimler komplett digital und appgesteuert, was die Kosten für den Vermieter senkt und der Bequemlichkeit der Kunden entgegenkommt. Auch die Schlüsselübergabe soll online erfolgen. Das neue Angebot ist zugleich eine Marketingstrategie. „Es geht auch darum, unsere Kunden an die neuen Technologien im Fahrzeug heranzuführen“, sagt Susanne Hahn. Die Fahrzeuge sind höchstens sechs Monate alt, verfügen also stets über die aktuellen Extras.

Flexperience lastet Flotte besser aus

Die neue Flatrate soll Daimler zudem dabei helfen, seine vorhandene Mietwagenflotte „Mercedes Benz Rent“ besser auszulasten. Dabei handelt es sich um Fahrzeuge, die zur Kurzzeitmiete oder als Werkstatt-Ersatzwagen angeboten werden. „Wir machen den Piloten mit zwei unserer größten Vertragshändlern, Beresa in Münster und Osnabrück, sowie Lueg in Bochum und Essen“, sagt Hahn. „Dann schauen wir weiter“, antwortet sie auf die Frage, wie das Projekt ausgebaut werden soll.

„Wir wollen uns dem allgemeinen Trend – Nutzen statt Besitzen –  nicht verschließen“, sagt Susanne Hahn. „Das Angebot reagiert auf die Lebenssituation und die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden.“

Bilder: Daimler AG