Marvin Musialek mit seiner neuartigen Zahnbürste „Amabrush“

Drei Stunden können eine lange Zeit sein. Wenn es um die TV-Show „Das Ding des Jahres“ geht zum Beispiel. Bei vielen Zuschauern konnte die Erfinder-Sendung von Stefan Raab nicht überzeugen. In den sozialen Medien gab es harte Kritik, wie „laaangweilig“, „braucht niemand“ oder „schlecht gemacht“.

„Stellenweise langatmig“ fand sie auch Marvin Musialek. Und er darf das sagen: Der Österreicher steht mit seinem Startup Amabrush im Finale der Show und kämpft um ein Werbebudget von 2,5 Millionen Euro von ProSieben.

Er selbst könne sich nicht erklären, warum die Sendung so in die Länge gezogen wurde. Das Produktionsteam habe zwar mit allen acht Kandidaten insgesamt 14 Stunden gedreht, doch am Set hätten die Produzenten darauf geachtet, etwa die Pitches möglichst kurz zu halten. Im finalen Schnitt ist davon wenig zu spüren, die Produktvorstellungen ziehen sich häufig in die Länge.

Sympathie wichtiger als das Geschäftsmodell

Wie überzeugt man also die Zuschauer? „Mit Sympathie“, glaubt Musialek. Weniger wichtig sei, wie „Investment-ready das Ganze ist“.

Dabei hätte gerade das Produkt des Gründers gute Chancen, ein finanzieller Erfolg zu werden. Mit Amabrush arbeitet Musialek an einer modernen Zahnbürste, die alle Zähne gleichzeitig putzt. So sollen zehn Sekunden genügen, was sonst zwei Minuten benötigt.

Auf Kickstarter und Indiegogo versuchte sich der Österreicher mit seinem Produkt bereits. 500 Einheiten wollte er ursprünglich unter die Leute bringen. Am Ende wurden es 30.000 Vorbestellungen für insgesamt 4,5 Millionen Euro. Zudem kamen noch einmal 3.000 Einheiten nach der Ausstrahlung von „Das Ding des Jahres“ hinzu.

Nun aber muss Musialek auch liefern. Das erste Auslieferdatum des Produkts hatte die Firma für Ende 2017 angesetzt. Inzwischen wurde es auf Juli 2018 verschoben.

Der Gründer ist überzeugt, das Datum diesmal einhalten zu können. Gerade weil es so viele Vorbestellungen gibt. Dadurch sei man ein „wesentlich attraktiverer Kunde für unseren Hersteller geworden“, sagt er. Auch habe man sich ein professionelles Hersteller-Netzwerk aufgebaut, um für jede Komponente zwei Partner zu haben. So ist Amabrush weniger abhängig, sollte es bei einem Hersteller zu Engpässen kommen.

Gespräche mit Rewe

Seit der TV-Show gibt es einen weiteren potenziellen Partner: Rewe, in der Show vertreten durch Einkaufschef Hans-Jürgen Moog. Rewe gestaltet gerade einen neuen Online-Marktplatz und habe Interesse, die Amabrush-Zahnbürste dort anzubieten, so Musialek. Zudem sei man mit einer Untergruppe von Rewe in Österreich in finalen Gesprächen. Hier geht es um die Platzierung der Produkte im Offline-Handel.

Am 10. März entscheidet sich dann, ob Amabrush oder einer der Konkurrenten als Sieger der ersten Staffel von „Das Ding des Jahres“ vom Platz geht. Marvin Musialek jedenfalls scheint optimistisch: „Die Chancen sind nicht schlecht.“ Auch wenn er extrem starke Gegner habe, wie das E-Bike-Startup Ridetronic oder den DR!FT-Erfinder Martin Müller.

Bild: ProSiebenSat.1/Amabrush; Hinweis: In einer ersten Version dieses Artikels stand, Amabrush habe bei Kickstarter und Indiegogo 8 Millionen eingesammelt, das wurde auf 4,5 Millionen korrigiert