Zielsicher zum ersten Job: Welche Skills braucht die Generation Y?

Millennials haben es nicht leicht. Wenn es um die Ausbildung geht, sagen ihnen alle etwas anderes. Einerseits signalisieren Karriereberater: Technische Fähigkeiten werden nicht mehr gebraucht, Roboter erledigen bald die Arbeit. Anderseits wollen Arbeitgeber genau das: gut ausgebildete Leute mit vielen Skills und Fachwissen. Was stimmt also? Welche Fähigkeiten sollten Millennials im Jahr 2017 beim Berufseinstieg mitbringen?

Das US-Wirtschaftsmagazin Forbes hat dazu 100 Top HR-Managers, Recruiter und CEOs befragt. Die waren sich überwiegend einig: Soft Skills sind das Wichtigste. „Wir suchen Kandidaten mit einer breiten Basis an sozialen Fähigkeiten und vertrauen darauf, dass sie sich alles Andere selbst aneignen“, sagt Prezi-Personalchef Emőke Starr gegenüber dem US-Magazin.

Zu den bekannten Softskills gehören Führung, Kommunikation und Teamfähigkeit. Die meisten Millennials bringen diese Eigenschaften mit – oder geben vor, es zu tun. Aber das ist nicht alles, was sie können sollten. Forbes hat vier weitere Eigenschaften aufgeführt, die heute wichtig sind:

1) Aufmerksamkeit

„Konzentration ist der neue IQ“, sagt Cal Newport, Computerwissenschaftler an der Universität Georgetown. Mit dem technologischen Fortschritt nehme die Automatisierung zu, gleichzeitig habe die Konzentrationsfähigkeit abgenommen. Deshalb seien Arbeitnehmer gefragt, die sich lange konzentrieren können. Wichtig sei auch ein funktionierendes Zeitmanagement. Immer mehr Menschen seien kaum in der Lage, Zeitpläne einzuhalten und Prioritäten zu setzen“, beobachtet Headhunterin Carolyn Thompson.

Vielen Millennials fehle es zudem an Arbeits- oder Projekterfahrung aus Praktika. Sie seien oftmals nicht in der Lage, Projekte von Anfang bis Ende zu betreuen, sagt Lindsey Dole, Personalerin bei Updater. Das sei allerdings Grundvoraussetzung in einem Startup. Das Dilemma: Oft bekommen Millennials nach ihrem Uniabschluss nur eine Assistenzstelle, also kaum verantwortungsvolle Aufgaben. Dole rät: Berufssteinsteiger sollten sich kleine, eigene Projekte suchen. Damit ließen sich bei der nächsten Bewerbung Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen belegen.

2) Mehr als ein Abschluss

Die Zahl der Abiturienten und Bachelorabsolventen steigt. Lange Zeit war ein akademischer Abschluss die Voraussetzung für einen gut bezahlten Job. Doch mittlerweile studieren so viele, dass der Abschluss allein nicht mehr viel aussagt. Badger Maps-CEO Steve Benson glaubt, dass „unser Ausbildungssystem versagt, wenn es darum geht, die Absolventen auf Karrieren in der Wirtschaft vorzubereiten“.

Beispielsweise sei Kundenkontakt bei vielen Einstiegsjobs essentiell. Darauf seien aber nur wenige Absolventen vorbereitet, so Benson, nur wenige Unis böten Kurse zu Sales, Kundenbetreuung und Co. an. Neugierde und Einsatzbereitschaft zählten deshalb zu den wichtigsten Skills für Millennials im Jahr 2017 und darüber hinaus. Man brauche Leute, die auch nach dem Abschluss noch Lust haben, dazuzulernen, sagt Goat Consulting-CEO Will Tjernlund.

3) Agilität

Sobald jemand zum Experten wird, muss er etwas Neues lernen, ist Prezi-Personalchef Emőke Starr überzeugt. Und Jeff Vijungco, Vice President of Global Talent bei Adobe, glaubt: „Ein hoher IQ allein und Fachwissen allein reichen nicht.“

Gefordert sei Agilität. Millennials müssten in der Lage sein, auch einmal ein Projekt aufzugeben. Beth Perkins, Talent Acquisition Manger bei Delphic Digital, hat beobachtet: „Millennials erwarten heute oft, dass die Dinge einfach gelingen, aber sie sind nicht in der Lage, etwas weiterzuentwickeln und eine Lösung zu finden. Auch MasterMind DBS-Gründer Stephen Twomey findet: Millennials fehlt die Fähigkeit, Rückschläge hinzunehmen.

Um Agilität zu entwickeln, braucht es Mut. Wenn ein Lebenslauf darauf hindeute, dass jemand Mut beweisen habe, beispielsweise eine Absage hingenommen habe, wisse wie es ist, wenn man gesagt bekommt, man sei nicht gut genug – dann seien das genau die Leute, die sie suchen, sagt Nick Powills, Gründer and CEO bei No Limit Agency.

4) Demut

Sich selbst nicht zu wichtig nehmen, zugeben, wenn man etwas mal nicht weiß und um Hilfe bitten. Das sind einige der wichtigsten Eigenschaften überhaupt. Nie war es so leicht wie im digitalen Zeitalter, den eigenen Erfolg nur vorzutäuschen und sein Umfeld zu blenden.

Axis Global Enterprises-CEO Ross Vierra erinnert sich an ein Bewerbungsgespräch mit einem Ingenieurstudenten mit keinerlei Arbeitserfahrung. Gleich zu Beginn sagte dieser demnach: „Ich möchte ein Jahresgehalt von 160.000 Dollar, einen Dienstwagen, (…) und in drei Monaten werde ich vier Wochen lang durch Europa touren. Außerdem erwarte ich sechs Urlaubswochen pro Jahr.“

Solche Forderungen seien kein Einzelfall. Der Gründer und CEO von SchooLinks, Katie Fang, fasst zusammen: „Zu oft spreche ich mit Bewerbern, die mit einer Liste von Forderungen kommen, aber keinerlei Erfahrung aufweisen, die ihre Wünsche rechtfertigen würden. Fang rät: Zunächst soll ein Bewerber herausfinden, was sie oder er wirklich wert sei. Nicht, was sie oder er glaube, wert zu sein. „Eventuell bist du tatsächlich wert, was du forderst“, sagt sie. „Aber so lange dein Lebenslauf und deine Arbeitserfahrung das nicht belegen, solltest du zurückhaltend sein.“

Bild: Getty Images / Hero Images