Demo für besseren Datenschutz in Berlin

Die Lage an der Datenschutzfront ist unübersichtlich. Die neue EU-Datenschutzgrundverordnung und die Bestimmungen zur ePrivacy wird von den verantwortlichen Politikern als Chance für europäische Unternehmen verkauft. Kritiker sehen durch sie die US-Giganten wie Facebook, Amazon oder Apple gestärkt. Leider ist das Thema nicht ganz trivial, die Folgen der Verordnungen unabsehbar. Vor allem Juristen haben sich bis jetzt damit auseinandergesetzt. Doch was ist eigentlich mit den Unternehmern?

Eine Studie des Daten-Analysten Webtrekk und der Hochschule für Medien versucht Antworten zu geben. Befragt wurden knapp 200 Unternehmen, vor allem im Bereich E-Commerce. Um ein wichtiges Fazit vorwegzunehmen: Die gerne zitierten Vorteile für europäische Unternehmen durch angeglichenen und verbesserten Datenschutz werden von den Experten und Entscheidern der befragten Unternehmen nicht geteilt. Sie sehen darin in den kommenden Jahren vielmehr große Herausforderungen für ihre Firmen. Das Wort „Herausforderung“ darf man auch in diesem Fall getrost mit „Probleme“ übersetzen.

Ist in Zukunft eine Personalisierung des Angebotes möglich?

Die Studie zeigt außerdem, dass der Enthusiasmus für Daten und die damit verbundenen Einsichten in das Kundenverhalten ungebrochen ist. Unternehmen sehen in diesem Bereich weiterhin hohe Mehrwerte. Firmen schätzen die Möglichkeit, ihr Geschäft durch Datenanalyse kundenorientierter zu gestalten. Auch die Kundenbindung soll auf diese Weise erhöht werden. Dabei steht derzeit vor allem die Erhebung eigener Daten im Vordergrund.

Eine Folge der neuen Verordnungen sind sogenannte Opt-ins. Nutzer von Services sollen explizit ihr Einverständnis geben, wenn ihr Nutzerverhalten verfolgt wird. Die Gestaltung dieser Opt-ins beschäftigt derzeit sehr viele Experten in den befragten Firmen. Erste Erfahrungen zeigen, dass das Einverständnis der Kunden, dass sie ihre Daten freigeben, mit der Gestaltung und Formulierung der Opt-ins abhängt. Die befragten Firmen wollen es ihren Kunden leicht machen und so sicherstellen, dass auch in Zukunft eine Personalisierung ihres Angebotes möglich ist.

Spannend ist auch die abschließende Bewertung der Bedeutung des Datenschutzes. Zwar sind sich die Unternehmer und Experten einig, dass sie sich mehr Souveränität über ihre Daten wünschen und mit der aktuellen Situation unzufrieden sind. Auch sind sie über die Datenmacht der großen Plattformen besorgt. Doch die bevorstehende Verschärfung im Datenrecht überzeugt sie nicht. Die Studie zeigt, das es hier nur geringe Zustimmungswerte gibt.

Längst noch nicht im Bewusstsein der Firmen angekommen

Ebenso macht die Studie klar, dass die Verordnungen noch längst nicht im Bewusstsein der Verantwortlichen angekommen ist, obwohl sie ab dem 25. Mai 2018 Anwendung findet und für alle Unternehmen gilt, die ihren Hauptsitz in der EU haben. Christian Sauer, Gründer von Webtrekk: „Wir haben festgestellt, dass sich viele Unternehmen der Chancen und Wettbewerbsvorteile, die die Datenschutzgrundverordnung mit sich bringt, noch nicht bewusst sind. Unternehmen müssen sich anstrengen, damit Kunden ihnen auch weiterhin ihre Daten anvertrauen.“

Spätestens in zwei Jahren, wenn die ersten Gerichtsurteile zu diesem Thema erwartet werden und es vielleicht heftige Strafen hagelt, werden sich alle bewusst sein, dass die neuen Verordnungen auch Auswirkungen auf ihre eigenes Geschäft haben. Wahrscheinlich blicken wir Europäer dann neidisch auf die Rücklichter von Amazon oder Facebook. Denn bei diesen Diensten haben die Nutzer bereits mit der Einrichtung eines Kontos ihre Zustimmung gegeben, dass ihre persönlichen Daten erhoben werden dürfen. Trotzdem gibt sich Facebook in der Öffentlichkeit einsichtig und betont, dass „Datenschutz ein fester Bestandteil seiner Produktentwicklung“ sei. Dazu berate sich das Unternehmen auch mit Experten für Datenschutz und Datenschutzrecht. Wer hätte das gedacht? „Zudem kannst Du dein Konto jederzeit löschen“, heißt es profan in den Datenschutzgrundsätzen.

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