Mozillas Grundsätze zum Datenschutz

Der Frontverlauf zwischen den Giganten wird gerade abgesteckt. Google brüstet sich damit, mit den Daten seiner Nutzer schlaue Produkte zu entwickeln. Apple betont, dass die Daten allein den Kunden gehören. Unterschiedlicher kann der Umgang mit dem Thema nicht sein. Auch Apple weiß, dass ein erfolgreiches Unternehmen der Zukunft ein datengetriebenes Unternehmen sein muss. Doch man will hier offenbar eine Politik verfolgen, die Menschen gefällt, die den freigiebigen Umgang mit ihren Daten eher kritisch sehen.

Auf der Entwicklerkonferenz von Google wurden dagegen neue Dienste vorgestellt, die mit den Daten der Kundschaft arbeiten. Niemand hat auf der Veranstaltung bestritten, dass das so ist. Im Gegenteil. Die Entwickler präsentierten stolz diese Dienste mit ihrer Künstlichen Intelligenz und sagten: „Sie müssen nichts weiter einstellen, weil wir ja schon sehr viel von unseren Kunden wissen.“ Kein Raunen ging durch den Saal.

Ist Magie ohne persönliche Daten möglich?

Apple wirbt damit, dass nur wenige persönliche Daten gesammelt oder verarbeitet werden. Von Facebook, das gerade Probleme mit einem sogenannten „Datenskandal“ hat, setzt man sich mit ungewöhnlich deutlichen Worten ab. Apple-CEO Tim Cook sagt: „Wir lehnen die Anschauung ab, dass man nur dann das Beste aus der Technologie herausholen kann, wenn Nutzer ihr Recht auf Privatsphäre abgeben. Deshalb wählen wir einen anderen Weg: So wenig Daten wie möglich zu sammeln und sorgfältig und respektvoll zu sein, wenn die Privatsphäre in unserer Obhut ist. Weil uns bewusst ist, dass die Daten Ihnen gehören.“

Apples Sprachassistent Siri fällt im Vergleich mit Alexa von Amazon oder Google Assistent allerdings deutlich ab. Und das eben auch mit dieser Datenpolitik zu tun. Den technischen Nachteil nimmt Apple offenbar in Kauf – besser gesagt: Apple behauptet einfach, die eigenen Produkte seien auch ohne persönliche Daten der Kunden so gut wie die Dienste der Konkurrenz. Viele Experten und Nutzer bezweifeln das.

Wir müssen uns in Zukunft offenbar entscheiden: Wollen wir unsere Daten zur Verfügung stellen, um Assistenten und Dienste intelligenter zu machen? Oder legen wir Wert darauf, unsere Datenhoheit zu erhalten und nehmen dafür in Kauf, dass digitale Services nicht ganz so reibungslos und magisch funktionieren?

Nützliche Innovationen müssen weiter möglich sein

Auch die Datenschutzregelungen müssen wir uns unter diesem Gesichtspunkt genau ansehen. Denn zu strenge Gesetze verhindern, dass in Europa an den Services der Zukunft gearbeitet werden kann. Davor warnte auch die Kanzlerin in ihrer Rede am Mittwoch im Bundestag. Die Konkurrenz sei dabei, Deutschland abzuhängen. Wir dürften auf keinen Fall den Anschluss verlieren, wenn Deutschland auch in Zukunft eine führende Industrienation bleiben wolle, sagte sie weiter. Künstliche Intelligenz wird in allen Bereichen unseres Lebens eingesetzt werden. Jetzt entscheidet sich, welche Firmen sich am schnellsten als globale Marktführer positionieren können.

In der EU gilt ab dem 25. Mai 2018 die sogenannte Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Mit den Vorschriften wird die Verarbeitung personenbezogener Daten neu geregelt. Statt an Innovationen zu arbeiten, wie es Google gerade macht, arbeiten deutsche Unternehmen derzeit eher daran, ihre Geschäftsabläufe an die neue Verordnung anzupassen. Das ist in vielen Fällen eine große Herausforderung. Ob am Ende das gewünschte Resultat, also mehr Schutz für die Privatsphäre der Kunden, dabei herauskommt, ist bei Experten umstritten.

Deshalb fordert Bitkom-Präsident Achim Berg: „Wir brauchen eine neue Datenpolitik. Sie muss das Recht des Einzelnen auf Datenschutz wirksam wahren und gleichzeitig nützliche innovative Anwendungen ermöglichen.“ Auch die Bundesregierung hat die Wichtigkeit des Themas erkannt, reagiert mit großen Ankündigungen – und Maßnahmen, die zunächst vor allem Zeit kosten.

Erstmal politische und ethische Fragen klären

Deutschland solle im Bereich KI die „Innovationsführerschaft“ übernehmen und „international Vorreiter“ werden, hieß es nach einer Klausur der Koalitionsfraktionen auf der Zugspitze. Jetzt soll bis zum Herbst ein „Masterplan KI“ entwickelt werden. Dazu findet am Freitag als Auftakt Treffen von Regierungsvertretern und KI-Experten im Kanzleramt statt. Dann soll Anfang Juni ein Eckpunktepapier verabschiedet werden. Ebenfalls noch im Juni soll eine Enquete-Kommission ihre Arbeit aufnehmen und „technische, rechtliche, politische und ethische Fragen rund um lernfähige Systeme“ klären. 

Währenddessen schauen wir Apple zu, ob es mit seiner Ausrichtung auf Datensparsamkeit geschäftlichen Erfolg haben wird. Und wir beobachten mit offenem Mund, wie Google seinen Assistenten auf den Markt bringt, der in der Lage sein soll, am Telefon für uns Termine auszumachen. Oder wie es die Kamera und Intelligenz des Smartphones in eine Suchmaschine für die reale Welt verwandelt.

Wir hier in Deutschland richten uns derweil auf die Datenschutzgrundverordnung ein, die am 25. Mai in Kraft tritt.

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