merkel youtube

Es wurde lange angekündigt, in den sozialen Medien breit gestreut: Unter dem Hashtag #DeineWahl durften am Mittwochnachmittag vier bekannte Youtuber ihre Fragen an Bundeskanzlerin Angela Merkel stellen. Gedreht wurde im Youtube-Space in Berlin, gesendet live zwischen 13.30 und 14.30. Eine Werbeveranstaltung für Youtube und Angela Merkel? Ja. Aber eine, die sich auch für viele Zuschauer gelohnt haben dürfte.

Hintereinander saßen die Youtuber MrWissen2Go (515.000 Fans), ItsColeslaw (240.000 Fans), Alexi Bexi (1.146.000 Fans) und Ischtar Isik (1.111.000 Fans) in großen Ledersesseln der Kanzlerin gegenüber. Jeweils 15 Minuten hatte jeder von ihnen. Anders als erwartet, wurde Angela Merkel nicht mit persönlichen Fragen von Piepsstimmen à la Bibi Heinicke gequält. Im Gegenteil: Die Interviewer hatten sich gut vorbereitet und viele Fragen zu aktuellen Diskussionen überlegt. In einer Stunde wurden so zahlreiche Themen angesprochen: Homo-Ehe, gleiche Standards im deutschen Bildungssystem, die E-Auto-Quote, Breitbandausbau, Feminismus, Türkei-Krise, das Verhältnis zu Donald Trump oder die Flüchtlingskrise. Und wie reagierte Merkel? Kontrolliert und gelegentlich humorvoll. Wie immer.  

Kritiker werden nun nörgeln, dass die Fragen nicht kritisch genug waren und in der Vergangenheit schon häufig gestellt wurden. Oder dass die Youtuber nicht nachgehakt haben. Das mag sein. Eine Youtuberin ist noch lange keine Sandra Maischberger oder Bettina Schausten.

Aber mit dieser Sendung sollen (sehr) junge Wähler erreicht werden, die kaum mehr die traditionellen Medien nutzen. Die keine Tagesschau oder Talkshow gucken oder täglich eine Zeitung lesen. Wähler, die stattdessen Youtube-Videos schauen oder durch Instagram scrollen. Für die ein sogenannter Influencer glaubwürdiger und relevanter ist als die Bundeskanzlerin.

Für diesen Zweck ist das Format „Youtuber fragen…“ ein guter Anfang und ein lobenswerter Versuch. Denn wenn nur ein kleiner Anteil der mehr als 50.000 Live-Zuschauer durch die Sendung im September (doch) zur Wahl geht oder sich mit einem der angesprochenen Themen intensiver auseinandersetzt, ist doch schon etwas gewonnen. 

Hier kann die Fragerunde mit Angela Merkel noch mal angeschaut werden. 

Bild: Screenshot / Youtube