Das Management-Team von MyLorry: Max von Waldenfels, CEO (l.), und Benjamin Pochhammer, COO

Das Berliner Startup Food Express (MyLorry GmbH) hat heute Insolvenz angemeldet. Ein wichtiger Gesellschafter sei nach der letzten Finanzierungsrunde nicht mehr bereit gewesen, dem Unternehmen „zusätzliches Kapital zur Finanzierung des starken Wachstums zur Verfügung zu stellen“, gab das Unternehmen als Grund an.

In der jüngsten Runde im März dieses Jahres hatte Delivery Hero 16 Prozent an MyLorry für einen zweistelligen Millionenbetrag übernommen. Einige Business Angels erhöhte ebenfalls ihre Anteile. Offiziell äußerte sich Food Express-Gründer Max von Waldenfels gegenüber Gründerszene nicht dazu, wer der betreffende Gesellschafter sei. Ein Blog-Eintrag von Food Express lässt aber vermuten, dass die Uneinigkeiten Delivery Hero betreffen. Das Unternehmen war für Gründerszene bisher nicht zu erreichen.

Der milliardenbewertete Lieferdienstvermittler hat vor kurzem begonnen, ein eigenes Startup aufzuziehen, das Food Express gleicht. „Valk Fleet“ mit Sitz in London wurde von Delivery-Hero-CEO Niklas Östberg mitgegründet und ist eine eigene B2B-Logistik- und Essenslieferfirma. Das Startup stellt – wie Food Express – Restaurants ohne eigenen Lieferdienst Fahrer und Technologie zur Verfügung. So können diese Restaurants ihre Gerichte dennoch ausliefern. Valk Fleet operiert in vier Ländern, vor allem in Deutschland und Großbritannien.

Food Express gibt an, das Umsatzwachstum der vergangenen Monate habe im Schnitt mehr als 30 Prozent betragen. Zunächst seien das operative Geschäft und die Arbeitsplätze vom Insolvenzantrag nicht betroffen. Die Gehälter der bundesweit rund 1.300 Festangestellten würden weiter gezahlt, in Berlin seien etwa 350 Arbeitnehmer beschäftigt.

„Wir wollen das vorläufige Insolvenzverfahren nutzen, um einen verlässlichen Investor zu finden, mit dem wir unseren auf Profit ausgerichteten Wachstumskurs fortsetzen können“, sagt von Waldenfels. Das starke Wachstum beweise, dass die Strategie des Unternehmens richtig sei. Von Waldenfels und sein Mitgründer Benjamin Pochhammer (COO) seien zuversichtlich, den Logistik-Spezialisten in eine profitable Zukunft führen zu können. Das Startup sei bereits in Gesprächen mit Investoren.

Food Express arbeitet nach eigenen Angaben in acht Städten mit über 600 Partnerrestaurants zusammen. 90 Prozent der Lieferungen geschehen per Auto, zehn Prozent mit dem Fahrrad. Das Startup stellte nach dem Investment von Delivery Hero Ende April sein ursprüngliches, 2013 gestartetes Geschäft ein: den Kurierservice, der lokale Sofortlieferungen aller Arten möglich machen sollte. Danach konzentrierte sich MyLorry nur noch auf das 2014 gelaunchte Food Express.

Bild: MyLorry