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Die meisten Deutschen sind verunsichert, wenn es um die Speicherung ihrer Daten im Internet geht. Das gilt insbesondere auch für die digitale Kommunikation. So glauben mehr als 60 Prozent, dass ihre E-Mails von Geheimdiensten oder Hackern mitgelesen werden. Das geht aus einer repräsentativen Studie der Convios Consulting im Auftrag der Internetanbieter GMX und Web.de hervor, für die mehr als 1000 Internetnutzer ab 14 Jahren befragt wurden.

Vor dem Hintergrund schwächerer Datenschutzbestimmungen in den USA haben fast drei Viertel der Befragten Bedenken gegenüber US-amerikanischen Unternehmen in Sachen Datenschutz und Privatsphäre, wenn es um die Speicherung ihrer Daten geht.

Die Besorgnis liegt damit auf einen ähnlich hohen Niveau wie 2013, als der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden enthüllte, in welchem Umfang die US-Geheimdienste Daten von Internetnutzern abfangen und analysieren.

1,1 Millionen neue Nutzer bei United Internet

Die E-Mail-Anbieter Web.de und GMX, beide Töchter der United Internet, profitieren von dieser Entwicklung. Im vergangenen Jahr haben sie mehr als 1,1 Millionen neue Nutzer für ihre kostenlosen E-Mail-Dienste gewonnen. Jeder zweite Internetnutzer in Deutschland hat sein E-Mail-Konto bei einem der beiden Anbieter.

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Auch T-Online ist mit gut 13 Prozent noch stark vertreten. Die US-Anbieter Gmail und Microsoft (Outlook.com) kommen nur auf knapp zehn und 7,4 Prozent. Yahoo und Apples iCloud haben der Studie zufolge nur noch einen Anteil von 1 beziehungsweise 1,3 Prozent und schaffen es nicht einmal in die Top Ten der E-Mail-Anbieter in Deutschland.

Seit der Wahl von Trump zum US-Präsidenten ist das Vertrauen in amerikanische Anbieter offenbar weiter gesunken. Gut die Hälfte der deutschen Internetnutzer geben an, dass ihre Datenschutzbedenken seit der Wahl zugenommen haben. „Die Bedenken, persönliche Daten bei US-Anbietern zu speichern, sind seit Jahren auf einem hohen Niveau“, sagte Jan Oetjen, Geschäftsführer von Web.de und GMX. Durch die Wahl habe sich diese Situation weiter verschärft.

Die Deutschen werden immer skeptischer

Geht es um ihre Privatsphäre, werden die Deutschen grundsätzlich immer skeptischer. Nur 4,4 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass ihre E-Mails nicht von Hackern, Geheimdiensten oder ihrem Internetanbieter mitgelesen werden. Mehr als sechs von zehn Nutzern meinen, dass dies zumindest zum Teil geschieht. Immerhin gut 72 Prozent finden das schlimm, vor zwei Jahren waren das nur gut 64 Prozent.

Viele Internetnutzer ziehen bereits Konsequenzen und verschlüsseln ihre Kommunikation. Allein bei Web.de und GMX haben nach Angaben der Anbieter 750.000 Nutzer den offenen Verschlüsselungsstandard Pretty Good Privacy (PGP) eingerichtet, der eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ermöglicht, die auch von Providern nicht umgangen werden kann, über deren Server die E-Mail-Kommunikation läuft.

Deutsche fühlen sich bei deutschen Anbietern sicher

Anspruch und Wirklichkeit gehen hier aber auseinander. Drei Viertel der Deutschen halten der Umfrage zufolge zwar eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für wichtig. Nur gut 16 Prozent nutzen sie aber nach eigenen Angaben auch. Mehr als jedem Dritten ist entweder der Aufwand für die Einrichtung zu groß oder die Kenntnis darüber zu mangelhaft.

Viele versuchen, sich auf andere Weise zu schützen. So behaupten fast 44 Prozent, keine persönlichen Daten von sich zu speichern. Fast ebenso viele haben nach eigenen Angaben Einstellungen zum Schutz der Privatsphäre in ihrem Browser, in Apps oder in ihren Social-Media-Accounts aktiviert.

Web.de und GMX hoffen, von der Skepsis der Internetnutzer zu profitieren. Immerhin sagt fast die Hälfte der Befragten, dass sie sicher oder vielleicht zu einem deutschen Anbieter wechseln. Dieser Anteil sei in den vergangenen zwei Jahren noch einmal um sieben Prozentpunkte gestiegen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt Online.

Bild: Getty Images/Laara Cerman/Leigh Righton; Infografik: Die Welt; Bild bei Facebook: Getty Images/Drew Angerer