Ein Beitrag von Birthe Ziegler, Redakteurin bei OnlineMarketingRockstars.de.

Was Isken­der Dirik von vie­len ande­ren Pinterest-Nutzern mit so gro­ßer Reich­weite unter­schei­det, ist sein beruf­li­cher Back­ground. Er ver­sucht nicht als Blog­ger seine Seite zu pus­hen oder als Krea­ti­ver eigene Pro­dukte auf der Platt­form zu prä­sen­tie­ren, son­dern er küm­mert sich haupt­säch­lich um den 2014 gestar­te­ten Ven­ture Fonds des Bauer-Verlages. Warum der 34-Jährige aus­ge­rech­net auf Pin­te­rest so aktiv ist und wie er es geschafft hat, 300.000 Fol­lo­wer auf­zu­bauen, hat er uns ver­ra­ten.

Als sich Isken­der Dirik vor etwa zwei Jah­ren bei Pin­te­rest anmel­det, gehört er zu den Early Adop­tern in sei­nem Netz­werk. Seine Moti­va­tion sei schlicht das Inter­esse für Design gewe­sen. Er wollte Pin­te­rest als Bookmarking-Tool nut­zen und hatte von Anfang an keine kom­mer­zi­elle Absicht: „Pin­te­rest ist ich für mich ein Archiv für meine indi­vi­du­elle Inspi­ra­tion. Wenn ich mich bei­spiels­weise neu ein­richte oder mal ein Haus bauen will, greife ich auf meine Interior- und Exterior-Design-Pinboards zurück, um mich von mei­nem Archiv an gepinn­ten Bil­dern inspi­rie­ren zu las­sen.” Eine Aus­sage, die viele andere Pin­ner viel­leicht auch so unter­schrei­ben wür­den. Was ihn aller­dings von ande­ren Nut­zern unter­schei­det, ist das unty­pi­sche beruf­li­che Pro­fil des Heavy Pin­ners aus Hamburg.

Pinterest-Profil von Iskender Dirik

Isken­der Dirik ist seit Anfang des Jah­res Mana­ging Direc­tor bei Bauer Ven­ture Part­ners. Der Fonds, den er mit­ver­ant­wor­tet, ist 100 Mil­lio­nen Euro groß. Eines der ers­ten Invest­ments war zum Bei­spiel der Modehändler Navabi aus Aachen. Vor Bauer war Isken­der in der Geschäfts­lei­tung der Con­tent Mar­ke­ting Agen­tur C3 (vor­mals Kir­cher­Burk­hardt) und sechs Jahre als CEO des von C3 über­nom­me­nen Technologie-Dienstleisters COPE tätig. Isken­der grün­dete selbst schon meh­rere Online-Startups.

Abge­se­hen von sei­nem per­sön­li­chen Inter­esse bringt ihm sein Pinterest-Account mitt­ler­weile auch im Beruf Vor­teile. Wenn er Leu­ten erklä­ren will, wie er die Internet-Welt sieht, was er gut fin­det und was nicht, kann er auf sein Pinterest-Archiv ver­wei­sen: „User Inter­face Design“ (600 Pins) oder „Gra­phic Design“ (400 Pins). Das ist sicher­lich nicht die klas­si­sche Vor­ge­hens­weise eines VCs, aber es lie­fert sofort hohe Glaub­wür­dig­keit: „Auf die Weise bekom­men Desi­gner direkt einen Ein­druck davon, wel­cher Stil mir gefällt. Ich habe die Pin­boards in der Ver­gan­gen­heit bei der Umset­zung von Online-Produkten und Startups auf diese Weise sehr inten­siv als Mood­boards genutzt. Doch auch als Inves­tor hel­fen sie bei Design- und UI-Diskussionen mit unse­ren Betei­li­gun­gen,“ so Iskender.

„Der Fashion-Tech-Bereich ist aus Inves­to­ren­sicht interessant“

Auf sei­nem größ­ten Board „Fashion Design Women“ hat Isken­der 2.800 Pins von Frau­en­mode und –acces­soires gesam­melt. Die­ses Thema funk­tio­niert nun mal auf Pin­te­rest. Das größte Board von Top Pin­ner Patrick Wel­ker mit 750.000 Fol­lo­wern dreht sich um das­selbe Thema. Bei Isken­ders Board „Fashion Design Men“ (1.300 Pins) ist die Reso­nanz in Form von Likes und Re-Pins gerin­ger, was sich dadurch begrün­den lässt, dass der Anteil von weib­li­chen Nut­zern auf Pin­te­rest wesent­lich höher ist als der von männ­li­chen Nut­zern. Ein Drittel aller Neu­an­mel­dun­gen sol­len laut Pin­te­rest aller­dings von Män­nern kom­men, womit der Män­ner­an­teil auf der Platt­form aktu­ell schnel­ler wach­sen soll als in der Vergangenheit.

Seine Pinterest-Aktivität und die beein­dru­ckende Reich­weite ist für Isken­der auch für seine Repu­ta­tion rele­vant. „Der Fashion-Tech-Bereich ist für mich aus Inves­to­ren­sicht sehr span­nend. Mein Pinterest-Account unter­streicht hier mein Inter­esse und zeigt, dass ich mich aus star­ker Eigen­mo­ti­va­tion her­aus inten­siv mit dem Thema beschäf­tige. Das hilft bei Gesprä­chen mit Grün­dern aus dem Bereich unge­mein.“ Auf die Frage, wie viel Zeit er in das Befül­len sei­ner Pinterest-Boards steckt, sagt er: „Pin­te­rest ist für mich ein Lücken­fül­ler. Wenn ich in der Bahn bin oder abends auf der Couch sitze, pinne ich gerne ein paar Bil­der. Aber ich bin sel­ten län­ger als fünf Minu­ten am Stück bei Pin­te­rest unterwegs.“

Obwohl Isken­der 300.000 Fol­lo­wer hat, wurde er bis­her erst drei Mal von Unter­neh­men auf mög­li­che Koope­ra­tio­nen ange­spro­chen. Auch wenn er sagt, dass er nicht die Absicht habe, Kam­pa­gnen auf sei­nem reich­wei­ten­star­ken Account lau­fen zu las­sen, also Bil­der von Unter­neh­men mit Link zu einer Lan­ding­page auf einer sei­ner Pinn­wände zu tei­len, ist es den­noch über­ra­schend, dass er noch nicht mehr Wer­be­an­fra­gen bekom­men hat. Isken­der ver­mu­tet, dass viele Agen­tu­ren Pin­te­rest noch nicht als geeig­nete Wer­be­platt­form wahrnehmen.

300.000 Pinterest-Follower in zwei Jahren

Sollte er Recht haben und Unter­neh­men wür­den so reich­wei­ten­starke Accounts wie sei­nen nicht auf dem Schirm haben, wäre das ein Feh­ler. An vie­len ande­ren Stel­len wird für 300.000 rich­tig gute Kon­takte viel Geld bezahlt. Über ihn oder andere Accounts in der Dimen­sion wäre es ganz ein­fach, Leute zu errei­chen. (Isken­der sagt uns aber, dass er auch zukünf­tig nicht die Absicht habe, mit sei­nem Pinterest-Account Geld zu verdienen).

Wie es ihm gelun­gen ist, eine so starke Reich­weite auf­zu­bauen, kann er nicht genau erklä­ren. Er glaubt, dass ein Grund für sei­nen Erfolg der Fokus auf ein Thema ist. „ Alle meine Boards – bis auf eins mit dem Namen ‚Other stuff’ – dre­hen sich um das Thema Design, so steht es auch in mei­ner Pro­fil­be­schrei­bung.“ Es gab eine Zeit, in der die Fol­lo­wer­zahl extrem ange­stie­gen ist, was ver­mut­lich fol­gende Ursa­che hatte: Wenn sich ein neuer User bei Pin­te­rest anmel­det, muss er zunächst min­des­tens fünf Inter­es­sen ange­ben, um auf der Platt­form star­ten zu können.

Screenshot von Pinterest: So sieht es aus, wenn man sich bei der Plattform anmeldet

In der Ver­gan­gen­heit wur­den Nut­zern direkt nach ihrer Anmel­dung zu den Inter­es­sen pas­sende Accounts vor­ge­schla­gen, denen sie fol­gen konn­ten. Isken­der ver­mu­tet, dass Pin­te­rest zeit­weise sei­nen Account Design-interessierten Nut­zern vor­ge­schla­gen hat. Auf seine Anfrage an Pin­te­rest, ob dies der Grund für den rasan­ten Anstieg der Fol­lo­wer­zahl sei­nes Accounts gewe­sen sein könnte, kam keine Antwort.

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