Wie sieht es eigentlich mit moderner Digitaltechnik in deutschen Krankenhäusern aus? Eine Studie, die von der Hans-Böckler-Stiftung unterstützt wurde, kam zu einem zweischneidigen Ergebnis. Auf der einen Seite ist Digitaltechnik weiter verbreitet als man annehmen konnte. Aber Informationen über Patienten werden immer noch in 55 Prozent aller Fälle mündlich ausgetauscht. Vor allem die Kommunikation zwischen den verschiedenen Abteilungen geschehe inzwischen auf digitalem Weg, hieß es.

Die Macher von Heartbeat Labs, einer Plattform für Digital-Health-Startups, sind der Meinung, dass gerade im Gesundheitsbereich noch jede Menge Luft nach oben ist, wenn es um die Digitalisierung geht. Ihre Recherche hat ergeben, dass Deutschland in vielen Bereichen EU-Schlusslicht ist. Probleme gebe es vor allem durch lange Wartezeiten für Patienten, zeitfressende Termine bei Ärzten und mangelnde Kommunikation und Kooperation zwischen allen Beteiligten. Dazu komme der nie endende Kostendruck.

Viele Probleme lassen sich mit digitalen Mitteln lösen

Digitale Technik könnte eine Lösung für diese Probleme liefern. Und genau daran arbeitet Heartbeat Labs mit seinen Startups. Patienten sollen unterstützt werden, indem sie zum Beispiel ihre Medikamente online bestellen können, durch tragbare Devices ihre Diagnosen selbst erstellen können oder der Austausch von Patienteninformationen zwischen den behandelnden Ärzten vereinfacht und beschleunigt wird. 

Dass sich im Gesundheitssystem unseres Landes etwas verändern muss, liegt auf der Hand. Denn vor allem auf dem Land fehlen Ärzte, jeder dritte Hausarzt ist älter als 60 Jahre, im Jahr 2030 werden 6.000 Allgemeinmediziner fehlen. Viele dieser Probleme lassen sich mit digitalen Hilfsmitteln lösen. Zum Beispiel mit Video-Sprechstunden und Übertragung von Vitaldaten per Smartphone, um Diagnosen zu erstellen. Einige europäische Länder testen bereits die sogenannte Telemedizin. Deutschland hinke leider hinterher, heißt es im Papier von Heartbeat Labs.

Fast alle Rezepte werden immer noch auf Papier ausgestellt

Auch in den USA wird Telemedizin intensiv betrieben. 62 Prozent der Krankenhäuser arbeiten damit. In Deutschland sind es erst zehn Prozent. Außerdem fehlen hierzulande IT-Kräfte in Krankenhäusern. 73 Prozent kommen ohne IT-Fachkräfte aus. Damit ist Deutschland das Schlusslicht in Europa. In Großbritannien beschäftigen 94 Prozent aller Krankenhäuser einen Spezialisten, der sich um medizinische IT-Fragen kümmert. 

Bei den elektronischen Verschreibungen sieht es nicht besser aus. Fast alle 756 Millionen Medikamenten-Packungen werden immer noch physisch auf Papier verschrieben. In vielen anderen Länder sind elektronische Verschreibungen alltäglich. In Estland wurden die elektronische Patientenakte und elektronische Verschreibungen 2008 eingeführt. Auch Schweden, Italien und Großbritannien sind hier viel weiter. Bei uns soll 2019 damit begonnen werden. 

Neun von zehn Deutschen würden gerne ihre Gesundheitsdaten per Smartphone mit dem Arzt austauschen, weil sie sich eine bessere Behandlung versprechen. Auch wenn die Angst vor mangelnder Datensicherheit weit verbreitet ist.  Übrigens: Bereits 55 Prozent der Deutschen kaufen ihre Medikamente online. 

Der Company Builder Heartbeat Labs sitzt in Berlin und wurde von Jan Beckers, Eckhardt Weber und Hendrik Krawinkel gegründet. Zu den unterstützten Startups gehören Kinderheldin, Cureskin, Neebo und Moodpath. Die Investements reichen von 500.000 bis fünf Millionen Euro.  

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